Die Chaberton-Expedition 1996

Die XT.Rex fletscht die Zähne:
Für Touren wird zwecks Drehzahlsenkung ein Zahn (17) gegenüber der Serienübersetzung (16) zugelegt, während für steile Schotterpisten weniger mehr ist: mit 14 Zähnen kann sie kraftvoller zubeißen, und in Trial-Manier langsam haarige Stellen meistern, die sonst nur mit schleifender Kupplung, oder eben schneller als einem lieb ist, zu befahren wären.
Die erste Schlüsselstelle: die "Geröllhalde", ein abgerutschtes Hangstück, das notdürftig befestigt wurde. Man beachte die Größe der lockeren Steinbrocken!
In der Ecke im Hintergrund ein kleines Bächlein mit einer glitschigen Furt.
Gegenverkehr, da es schon früher Nachmittag ist. Bei der Abfahrt einige Stunden später bin ich an der Stelle beinahe in den Abgrund gerutscht.
Die "erste Stufe" kurz vor der Weggabelung, die auf den folgenden Fotos im Hintergrund ist zu erahnen ist: links am Hang entlang führt ein alter Weg weiter, der jedoch unterbrochen ist, die Chabertonpiste dagegen geht scharf rechts steil bergauf weiter.

Der DT175-Fahrer, den ich am Vortag auf der Assietta und später auf dem Gipfel traf, beim Schieben mit freundlicher Unterstützung eines anderen Bikers. Die Methode habe ich dann sicherheitshalber auch angewendet.

Mit genügend Fahrkönnen, langen Federwegen, Schwindelfreiheit (links wird ein Freiflug ins Tal angeboten) und wenig Mitleid mit dem Bike kann man aber auch drüber brettern ...
... oder mit schleifender Kupplung drüber "fußeln".
Ein Blick hinab auf den Parkplatz an der Weggabelung.
Oberhalb dieser Stelle bin ich 1992 gestürzt.
Diesmal war ich mit kurzer Übersetzung, grobstolligem Hinterreifen und weniger Gepäck besser gerüstet, außerdem hatte ich das Teilstück vorher zu Fuß inspiziert, und konnte so nach einem sehr anstrengenden Rodeo-Ritt weiter oben zur "zweiten Stufe" gelangen, die direkt am Ausgang einer Linkskehre lauerte, und mich ziemlich abrupt stoppte.

Hier ließ ich mich von einem Pärchen zuerst knipsen und dann anschieben.
Leider war der Film auch hier mit den Kontrasten (schwarzes Bike, heller Fels in der Sonne) überfordert, so daß man trotz Nachbearbeitung kaum erkennen kann, wie zerklüftet die Piste ist.

Uff, der fahrerisch wohl schwierigste Abschnitt ist geschafft, und der "Gespaltene Fels" liegt vor mir.
Im Hintergrund die Paßhöhe des Colle del Chaberton.
Der Fels nochmal aus der Nähe
Eine der mit morschen Brettern und rostigen Geländern verzierten Engstellen, die gerademal so breit wie ein Endurolenker sind.
Blick zurück ins Tal:
Deutlich zu erkennen wie die Piste am Hang entlang, durch den gespaltenen Felsen, über die (natürlich unsichtbare, nur durch einen Betonpfahl markierte) Grenze in das Hochtal führt, wo sie dann ca. 200m geradeaus verläuft, um schließlich in engen Kehren die Paßhöhe zu erklimmen.
Im Vordergrund ist zu erahnen, wie schmal, holprig und steil (13% bis 20%) die Piste ist.
Eine der engen Steilwandkehren in Großaufnahme: leider ist der Höhenunterschied von ein bis drei Metern innerhalb der Serpentine nicht sehr deutlich zu sehen. Die Spur ist sehr schmal, mir ist schleierhaft, wie da eine Boxer-BMW durchkommt, da die Kehre sehr tief ausgefahren ist. Wenn man zu schnell ist, wird man wohl wegen der nötigen Schräglage am Hügel innen mit dem Lenker streifen.
Blick hinab auf die Paßhöhe in der Nachmittagssonne
Ja, das ist doch der Gipfel!
Die Abfahrt:
Mein Begleiter in der Engstelle hinter dem Gespaltenen Felsen.
Und ich, schon etwas erschöpft, sowohl von der anstrengenden Auffahrt in sommerlicher Hitze, als auch von dem Fußmarsch zum Gipfel in dünner Höhenluft, und natürlich der Abfahrt selber, die sehr viel Konzentration erforderte (ich bin zweimal beinahe gestürzt), und außerdem schon im kühlen Schatten stattfinden mußte.

Unten in Fenils warteten noch einige der anderen auf uns, die meinten, sie wären schon mehrmals auf dem Chaberton gewesen, aber so schwierig wie dieses Jahr sei die Piste noch nie gewesen.

P.S.: Im Herbst 1997 wurden Gerüchte laut, der Chaberton sei jetzt entgültig gesperrt worden. Dies wurde im Laufe des Jahres 1998 von mehreren Seiten bestätigt. :-(

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