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StZ sonstige Kreis-Seiten 26.08.1997

 

Kleindenkmale am Wegesrand


Vom Alltag der Vergangenheit

Denkmale, das besagt das Wort, sind Male, also Zeichen, die das Andenken an bestimmte Personen oder Ereignisse lebendig halten sollen. Sie erinnern aber auch in ihrer Gestalt und Funktion an das Leben und Arbeiten, Denken und Fühlen der Menschen in früheren Zeiten. In zwangloser Folge sollen einige (steinerne) Denkmale am Wegesrand vorgestellt werden, wobei bewußt nur Kleindenkmale gewählt werden.

Kleindenkmale, das sind also keine Gebäude oder große Anlagen. Es kann ein Denkstein sein, eine Statue, ein Wegkreuz, zum Beispiel. Solche Kleindenkmale gibt es in der Stadt und auf dem Lande. Sie sind manchmal so klein und unscheinbar, daß man sie leicht übersieht. Sie gehören so selbstverständlich zum Alltag, daß man sie nicht beachtet und erst ihr Fehlen auffällt.

Ihre geringe Größe ist oft ihr Schicksal. Sorglos geht man damit um. Leicht sind sie entfernt, wenn sie einmal den Neuerungen im Wege stehen. Und dann fehlt wieder ein Stück Vergangenheit, verarmt das Leben, wie wenn eine glückliche (oder auch traurige) Stunde in der Jugend aus der Erinnerung gelöscht würde. Wie alles, was an vergangene Zeiten erinnert, ist auch ein Kleindenkmal - irgendwie unmodern, rührend altmodisch und paßt damit scheinbar nicht mehr in die Gegenwart.

Neben dem Identifikationswert, den sie besitzen, und dem ästhetischen Reiz, den sie, auch wenn schon verwittert, noch ausüben, ist es die Botschaft, die ihren Wert ausmacht. Kleindenkmale verdeutlichen Lebensumstände unserer Altvorderen, die im raschen Wandel der Zeiten heute unbekannt oder unverständlich geworden sind. Es sind ziemlich unspektakuläre Zeugen, die uns den Weg in die Gegenwart erkennen lassen. Der Vergleich zwischen dem Gestern und dem Heute ist reizvoll und zudem spannend, weil er ahnen läßt, wie das Morgen aussehen könnte. dka


© 1997 Stuttgarter Zeitung, Germany

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