Die Chaberton-Expedition 1992

Mein 1.Versuch im Jahre 1992, den Chaberton zu bezwingen, war ein mittleres Fiasko.

Da es Samstag war und der Chaberton an Wochenenden offiziell gesperrt ist, bin ich den ganzen Tag auf der Assietta unterwegs gewesen, mit Tankrucksack und Packtasche für Regenkombi und Proviant.

Allerdings traf ich dort Einheimische, die meinten, sie würden die Sperrung nicht so ernst nehmen und auch an Wochenenden dort fahren. Da Schild sei in erster Linie dazu da, den Massenandrang der Turiner Enduristen an Wochenenden zu mildern, während die deutschen Touristen ja die ganze Woche Zeit hätten.
Neugierig geworden machte ich abends noch einen Abstecher nach Fenils und wollte, da es schon 18.00 war, dort nur mal probeweise schauen, wie weit ich ohne Probleme komme, denn der eigentliche Gipfelsturm war ja erst für Montag eingeplant.

Die ersten ca. sechs Kilometer waren zwar holprig, aber machbar, obwohl ich gehandicapt war:
Ich hatte mir schon Tage vorher am Parpaillon die rechte Fußraste fast abgebrochen, so daß ich nur noch sitzend fahren konnte. Dabei war allerdings der Tankrucksack im Weg.

Denn aufgrund der Steigungen (bis zu 20%, im Schnitt 13%), die auch wie hier schon in den engen Kehren unten im Wald auftreten, ist es notwendig, sich nach vorne über den Lenker zu beugen oder gleich auf den Tank zu sitzen, um mehr Gewicht auf das Vorderrad zu verlagern.
Denn am Berg wird ja das Hinterrad voll belastet und die Pferdestärken schieben einen geradeaus bergauf, während das Vorderrad fast schwerelos über den Schotter tänzelt, so daß Spitzkehren nur mit viel fahrerischem Einsatz zu umrunden sind.
Hier drehte der abgefahrene Metzeler Enduro 2 im losen Schotter einfach durch, und die XT blieb sang- und klanglos stecken. Spätestens hier hätte ich umdrehen sollen, aber entgegenkommende Enduros und Trials, teilweise mit älteren Herren als Fahrer und mit dem Enkel als Sozius, haben mich leichtsinnig gemacht und meinen Ehrgeiz angestachelt.
Weiter oben kam ich dann an die Weggabelung, hier zum Vergleich das 1996er Bild ...
... und ein Blick 4 Jahre zurück in das Jahr 1992 ...
(Im Hintergrund ist eine DR 600 zu erkennen, die mit gebrochenem Kupplungshebel abgestellt werden mußte)
... sowie ein Blick an der gleichen Stelle bergauf.
Man beachte die holprige Piste unterhalb der geparkten XT mit Steinstufen, die halb so groß wie die Räder sind!

Hier sprang die XT nur noch unkontrollierbar übers Geröll, während ich dummerweise irgendwie versuchte, in der Mitte der Piste zu bleiben, um einen Sicherheitsabstand zum Abgrund rechts und der Felswand links zu halten. Hinter der Biegung allerdings ...

...war meine Fahrt zu Ende, und ich konnte die XT nur noch am Hang "parken".

Dabei wäre rechts eine halbwegs bequeme Spur gewesen, aber ich musste ja unbedingt in der Mitte über die dicken Brocken fahren. Zum Glück ist nix passiert, denn ich war abends gegen 18.30 der letzte, und mich hätte wohl erst am nächsten Morgen jemand gefunden!

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