3D-Jagdgefühle? Im letzten Jahr hat in Deutschland die sogenannte WBHC stattgefunden - die "Weltmeisterschaft der Bogenjäger". Sicherlich haben alle Teilnehmer dabei mit Bogen geschossen - u.a. auf 3D Tiernachbildungen und haben sie alle auch gejagt? In sämtlichen Bogensportmagazinen, auch andere Medien berichteten darüber, kamen ausführliche Artikel über dieses Ereignis, viel wurde geschrieben und berichtet - den Organisatoren und Helfern großes Lob und Dank zugesprochen - zu tadeln gab es offensichtlich wenig und wenn - dann wurde dies aufgrund des einen oder anderen Details getan. Nirgends war zu lesen - daß bei allem was stattgefunden hat - aber doch kein "Jagdfeeling" aufgekommen wäre? Sollte dies all den Berichterstattern gänzlich entgangen sein? Oder haben die reichlichen Teilnehmer aus vielen Landen - ihre "Jagdgefühle" jeder für sich behalten und im Stillen erlebt? Oder stecken die Berichterstatter alle unter einer Decke und verschweigen da etwas? Nein - ganz sicherlich ist dies nicht der Fall. Das nacheinander antreten an einen Pflock und Abschiessen von mehr oder weniger Pfeilen auf eine Zielscheibe, auch wenn es sich um eine Kunststoffnachbildung eines Tieres handelt - entspringt nicht dem Bestreben Jagd zu simulieren und diesbezügliche Gefühle zu erleben - sondern daraus - einen Wettkampf um Punkte im Kreise Gleichgesinnter zu erleben. Schon der Wertungsmodus der Turniere widerspricht diesen "Jagdgefühlen" - nämlich daß es für einen Schuß in das Hinterteil oder das Maul der Tiernachbildungen - so es denn der erste ist - eine sehr hohe Punktzahl gibt - die Zweithöchste überhaupt die zu erreichen ist, und ein Pfeil der nur einen Millimeter am bestmöglichen Schuß vorbeiging - mit genau derselben Punktzahl belohnt wird. Es gibt nun zusehens mehr Turniere - bei welchen durch Scheibenplazierung und andere Wertungen zumindest versucht wird - einen Bezug zu dem so oft verwendeten Wort "Jagd" herzustellen. Durch "jagdlich" gestellte Parcours, zumeist kürzere Entfernungen und der Schußposition gemäß richtig eingezeichnete Blattzonen, und Wertungen, welche die jagdlich schlechten Schüsse eben nicht belohnen. Aber auch bei diesen Turnieren wird ebenfalls nicht versucht - jagdliche Gefühle hervorzurufen, geschweige denn zu fördern - sondern ein Bewußtsein zu schaffen was ein jagdlich guter Pfeilschuß sein könnte. Auch bei diesen Turnieren wird jeder vernünftige Mensch den Unterschied zur Jagd sehen - und daß lediglich eine grundsätzliche Fähigkeit auf solchen Turnieren überprüft werden kann, Scheiben in der Form von Tiernachbildungen aus egal welchen Positionen - bestmöglichst zu treffen. Nun, Vernunft ist etwas das nicht jedem Menschen leicht fällt - den Turnier-Bogenschützen scheinbar schon - sehen wir doch den durchweg bewußten Umgang mit Bogen und Pfeil und eine Unfallrate - die gleich Null ist. Diese Vernunftfähigkeit greift leider nicht immer wenn es denn im Zusammenhang mit schiessen auf Tiernachbildungen geschieht. Es gibt Bogenschützen die vermeinen sehr wohl "Jagdgefühle" zu haben - weil z.b. die Turnierausrichter schließlich solche Scheiben aufstellen - welche möglichst dem Aussehen nach naturgetreu gefertigt sind. Solange sich diese Schützen mit solchen Gefühlserlebnissen zufrieden geben, kann das getrost als harmlose Gefühlsverwirrung einzelner abgetan werden. Auch besteht ja grundsätzlich die Möglichkeit - durch rege Teilnahme an Turnieren sich davon zu überzeugen, daß die meisten Bogensportler solche Gefühle nicht haben - und die können nicht alle irren.
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