TJBD - Traditional Rendezvous 2000
22. - 25. Juni

Das diesjährige TR wird vielen Teilnehmern in unvergeßlicher Erinnerung bleiben. Die Vorträge, man kann schon sagen Auftritte, von Monty Browning aus South Carolina, USA - zusammen mit seiner Frau Annie als "special guests" vom TJBD eingeladen, waren die großen Highlights dieses Treffens.

Seit 1972 jagt Monty Browning mit Pfeil und Bogen. In vielen Staaten der USA, Canada und Afrika hat er seine Erfahrungen gesammelt und interessante Studien über das Wild erstellt. "Hunting the Hard Way" - sich auf 5 bis 10 Meter anzupirschen, einen sauberen und durch tägliches Üben unterstützt, sicheren Pfeilschuß anzubringen und dazu sich eingehend mit dem Verhalten und auch besonders dem Körperbau des bejagten Wildes zu beschäftigen, daß ist seine Art zu jagen. Wenn er auf die Jagd geht, dann weiß er nicht nur wo das Blatt ist - sondern auch was, wann und wie dazwischen ist.

Monty Browning ist ein Bogenjäger der besonderen Sorte. Er ist ein bescheidener Mann, hat einen einfachen Job und läßt sich von niemandem sponsern (in den USA bei erfolgreichen Bogenjägern nicht unüblich), läßt sich von niemandem bezahlen dies oder das Wild zu erlegen. Seine Anforderungen an sich selbst sind hoch und schießen tut er nur dann, wenn er das schafft was er sich vorgenommen hat. Wenn er ein Wild auf 10 yards erlegen will - dann sind es 10, nicht 11 oder 12.

Ein einfacher, überaus sympathischer Typ, ein wie er sagt "practical joker" - der auf eine amüsante und mit Witz durchsetzte Art und Weise sein Wissen und seine Erlebnisse vermittelt.

Zum Beispiel die Sache mit den Penetrationstests, Geschwindigkeitstests und Energieformeln. Er berichtet dazu:
"Ich hab einmal solche Penetrationstests durchgeführt. Dazu machte ich ein paar schwere Holzpfeile mit verschiedenen Jagdspitzen und schoß auf eine Sperrholzplatte, ungefähr 1 Zoll stark, kurze Entfernung, wie meine bevorzugte Jagdentfernung eben, so an die 10 yards, um einen Vergleich zu haben was geschehen würde, wenn bei der Jagd der Pfeil auf einen starken Knochen treffen würde. Die Jagdspitzen schauten mehr oder weniger weit hinten aus der Platte hervor, nicht gerade beeindruckend - ich hatte mehr erwartet. Dann nahm ich noch einen Pfeil mit Stahlblunt und schoß damit. Das Holz explodierte förmlich, ein faustgroßes Loch riss der Bluntpfeil in das Sperrholz. Der Pfeil war natürlich Schrott, aber naja - ich sägte das Stück mit dem Loch und den anderen Pfeilen aus der Platte heraus und fuhr rüber zu Joe. Joe ist der Typ zu dem alle weit und breit gehen wenn sie Fragen oder ein Problem haben. Der erfahrenste Bogenjäger hier in unserer Gegend. Ich zeigte ihm das Holzstück, berichtete was ich gemacht hatte und fragte ihn, was er dazu meinen würde. Joe schaute sich das Stück an, betrachtete es von allen Seiten, schob seine Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen, paffte, drehte das Holz hin und her.... "Monty, sagte er dann, Monty, also wenn ich auf Sperrholz jagen würde, dann ganz sicher mit einem Blunt."

Also vergeßt diese ganzen Tabellen und Testberichte - sagte er, Spine ? - uninteressant, "ich weiß nicht was meine Schäfte für einen Spinewert haben". - Monty Browning schießt auf Großwild bevorzugt Glasfaserschäfte die über 1300 grains schwer sind, laminierte Langbogen mit über 80 und 90 Pfund und am liebsten auf 10 yard oder weniger Entfernung. Das ist was er trainiert, seit Jahren und täglich, und wenn er mal nicht zum schießen kommt, dann ist zumindest Bogenspannen angesagt.

Aber nicht nur das konsequente Einhalten der Schußentfernung auf die er sich sicher ist genau den Punkt zu treffen den er will ist für ihn wichtig, sondern dazu noch zu wissen, wie ist der Körperaufbau des Wildes, da wo der Pfeil hin soll, eindringen muß. Da sind meistens Rippen im Weg, und Rippen, daß ist sein großes fable. Andere sammeln Geweihe und Hörner, Monty Browning Rippen. Wie sind sie beschaffen, wie gewachsen, wo dick und stark oder dünn und schwach, wie stehen sie zueinander wenn sich das Wild bewegt? Er weiß genau wo der beste Schuß in einer bestimmten Situation sitzen muß und er kann diesen Schuß anbringen!

Wenige Bogenjäger stellen sich eine so intensive, ernsthafte und konsequente Herausforderung wie Monty Browning und wenige können das dann auch so vermitteln wie er.

Für diejenigen die der amerikanischen Sprache nicht mächtig sind, hat wie jedes Jahr, Alois Hofer als Übersetzer, bzw. Interpreter fungiert. Montys gestenreicher und bildlicher Vortrags-Stil und Alois' nachträglichen Übersetzungen haben sich hervorragend ergänzt und für eine unglaublich gute und spannende Stimmung gesorgt. Schade, daß das Samstagabendprogramm so gedrängt war, von mir aus hätte ich noch stundenlang zuhören und -sehen können.

Hier wäre vielleicht noch ein Ansatzpunkt für Verbesserung der zukünftigen Traditional Rendezvous - bei so vielen Events - Vorträgen, Workshops und Unterhaltung ist es sicherlich nicht einfach die alle zeitlich zu koordinieren - wobei hier die leckeren, über Holzkohle gegrillten Hammel, die doch etwas länger brauchten bis sie gar waren als gedacht, den Zeitplan etwas durcheinandergebracht hatten und sicherlich auch nicht jedem das eine oder andere gleich wichtig oder interessant ist.

So mußte denn auch die Versteigerung der gespendeten Bogen auf Sonntag verlegt werden, denn nach Monty Brownings Vortrag wurden noch die Teilnehmer der Bowhunter Education namentlich zur Überreichung des Ausweisses aufgerufen, sowie die Preise für den Odysseus-Schuß überreicht - und dann spielten noch zwei professionelle Musiker auf - unplugged bis in den Sonntag hinein - und auch dabei hätte es von manchen aus noch stundenlang weitergehen können.

Apropos Odysseus-Schuss - das sind 12 hintereinander aufgereihte, stilisierte Stahläxte mit Durchbrüchen, durch die es gilt zu schiessen. Jedes Jahr stellen sich einige dieser Herausforderung und viele schauen dann zu, wie so mancher Pfeil zerspreisselt und hierbei kann ich mich einer Kritik nicht enthalten. Der seitliche Bereich neben den Äxten ist zwar durch Absperrbänder gekennzeichnet gewesen, allerdings hat sich seitens Veranstalter niemand dafür zuständig gefühlt, daß dieser Sicherheitsbereich auch freigehalten wurde und es ist dem beherzten Eingreifen einiger Gäste zu verdanken, daß zumindest die Kinder aus diesem Bereich herausgeholt wurden. Das sollte schon im Interesse der gesamten Veranstaltung nicht so nachlässig gehandhabt werden wie dieses Jahr. Im Nachhinein heißt es immer - ist ja nichts passiert - solange eben bis....

Im Allgemeinen wird das Verhalten der Teilnehmer am Feld/Jagdbogensport, nicht nur meiner Meinung nach und nicht nur in "D", allgemein immer fahrlässiger. Was z.B. vor Jahren eiserne Regel war - keiner steht vor dem Schützen - das wird heutzutage auch auf fast jedem Turnier von nicht wenigen ignoriert, oder auch daß "Probe-spannen" mit eingelegtem Pfeil auf dem Zeltplatz! Wenn es auf den Parcour geht, kann ein Turnierausrichter, abgesehen davon daß die Scheiben auch so stehen, daß Fehlschüsse nicht da hinfliegen können wo andere Teilnehmer stehen, nur an die Vernunft appellieren - kann ja nicht an jeder Scheibe ein Aufpasser stehen - an einer schon.

Wobei wir wieder beim Traditional Rendezvous sind. Der TJBD wird sicher auf seiner homepage noch einiges an Bildmaterial und an Berichterstattung bringen, deshalb geh ich nicht auf das gesamte Ereignis ein.

Abschließend sei gesagt, eine so gute Stimmung und Anteilnahme am gebotenen Program wie in diesem Jahr, hat es auf dem TR noch nie gegeben - und als Anerkennung gab es dann zum Abschluß Beifall von den Organisatoren für die Teilnehmer - auch daß ist etwas was einem in Erinnerung bleiben wird und nach dem TR2000 werden die Einladungen sicherlich noch begehrter sein als sie es eh schon sind.

Wer den TJBD noch nicht kennt und mehr darüber wissen will:
http://www.tjbd.de

Bis 2001 dann

2000


© 1999-2002 tradbow.de