Alte Villa darf abgerissen
werden
Regierungspräsidium Stuttgart verzichtet auf ein Kulturdenkmal in
Heidenheim HEIDENHEIM. Der Heidenheimer Papierfabrikant Heinrich Voelter
gilt als Miterfinder moderner Papierherstellung und damit auch als Ahnherr des
Papiermaschinenherstellers Voith. Seine Villa ist ein Kulturdenkmal. Trotzdem
darf sie abgebrochen werden.
Von Annegert Bock
Auf Antrag der Stadt Heidenheim hat das Regierungspräsidium Stuttgart
seine Zustimmung zum Abbruch der Gebäude Voelter-Straße 14 und 14/1
in Heidenheim erteilt. Es handelt sich dabei um Villa und Remise von Heinrich
Voelter, der als angesehener Heidenheimer Bürger von 1856 bis 1861 auch
Mitglied des Parlaments in Stuttgart war.
Voelter ist die Fortentwicklung einer bahnbrechenden Erfindung zu danken,
nämlich die Herstellung von Papier aus Holz. Seine einst herrschaftliche
Villa hat seit den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts bereits viel von ihrem
Glanz verloren. Sie trägt heute den Namen ¸¸Villa Taubenschlag''
und dient als Jugendhaus der Stadt Heidenheim. Die Villa soll weichen, damit
ein Investor das Grundstück, das den Namen des Archäologen Kurt
Bittel trägt, kaufen und bebauen kann. Damit soll der nördlichen
Fußgängerzone der Stadt ein städtebaulicher Akzent verliehen
werden.
¸¸Ohne Abriß der Villa war einfach kein Investor zu
finden'', berichtet Wolfgang Heinecker, der Sprecher der Stadt. In der
Mitteilung des Regierungspräsidums ist von ¸¸hochrangigen
städtebaulichen Gesichtspunkten'' die Rede. Das Bittelsche Grundstück
gehöre zu den wertvollsten Flächen in der Kernstadt. Deshalb
entschied das Regierungspräsidium, daß das Erhaltungsinteresse an
dem Kulturdenkmal nicht höher als das Interesse der Stadt an einer
Neubebauung des gesamten Areals zu werten sei.
Letzthin geht es auch darum, mehr zahlendes Publikum in den nördlichen
Teil der Stadt zu bringen. Der Bestand eines bereits existierenden Kaufhauses
wäre sonst gefährdet, erklärt Heinecker. Von den Jugendlichen
seien keine Proteste zu erwarten. Sie hätten bereits Alternativen
erarbeitet. Ein ehemaliger Lokschuppen, der ebenfalls unter Denkmalschutz
steht, soll zum neuen Jugendhaus werden. Um das zu finanzieren,
müßte aber die Villa Taubenschlag verkauft werden. Für die
Landesgartenschau im Jahr 2006 ist der Rundtausch schon fest eingeplant, der
aufgemöbelte Jugend-Lok-Schuppen soll dann zum Eingang für die
Blumenschau werden.
Urspünglich wollte die Stadt Heidenheim die ihr gehörende Villa
Voelter, die nach Paragraph 2 des Denkmalschutzgesetzes aus
¸¸wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen
Gründen'' als Kulturdenkmal eingestuft wurde, durchaus erhalten. Gedacht
war daran, das Gemeindehaus der benachbarten katholischen Kirche St.Maria in
der ehemaligen Industriellen-Villa unterzubringen. Zur Finanzierung hätte
die Kirche ein ihr gehörendes Hotel verkaufen müssen, den
Ottilienhof, berichtet Heinecker. Da sich kein Käufer fand, wurde der
Ottilienhof zum katholischen Gemeindehaus.
Noch nicht entschieden sei, welcher Investor auf dem Gelände zum Zuge
kommt. Heidenheims Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach ist überzeugt
davon, daß sich durch den Abriß der Villa eine neue
städtebauliche Chance bietet. ¸¸Dabei setzte sich der ehemalige
Finanzbürgermeister von Bietigheim-Bissingen durchaus für den Erhalt
von denkmalgeschützten Bauten ein'', betont sein Sprecher.
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