Zehntscheuer soll Kultur-Treff
werden
Heute beschließt der Bondorfer Gemeinderat voraussichtlich den Umbau
des Gebäudes BONDORF. Heute soll eine kommunalpolitische
Hängepartie ihr Ende finden. Nach achtjähriger Diskussion segnet der
Gemeinderat voraussichtlich das Vorhaben Zehntscheuer ab.
Von Michael Trauthig
In der Gäugemeinde zweifelt wohl niemand an einem entsprechenden
Abstimmungsergebnis. ¸¸Die Weichen sind gestellt'', sagt
Bürgermeister Gerhard Kilian. Bereits im Dezember habe der Gemeinderat bei
einer Klausurtagung grünes Licht für das Projekt signalisiert. Jetzt
muß die Baufreigabe beschlossen werden. Die Zehntscheuer und das
angrenzende Wohnhaus sollen nach den Plänen der Stuttgarter Architektin
Gabriele Burger saniert und umgebaut sowie durch eine Remise erweitert werden.
Dafür sind an Kosten insgesamt sechseinhalb Millionen Mark
veranschlagt. ¸¸Wegen dieser Summe hat es lange Diskussionen im Ort
gegeben'', berichtet Kilian. Die Geschichte des Projekts beginne eigentlich
schon 1970. In diesem Jahr hat ein Landwirt das Bauernhaus verlassen und ist
mit seinem Betrieb ausgesiedelt. ¸¸Schon damals hätte die
Gemeinde das Gebäude zur Sicherung der Ortsentwicklung erwerben sollen'',
sagt der Bürgermeister.
Das wurde aber versäumt. Statt dessen kaufte ein Geschäftsmann
das Anwesen. Er vermietete fortan die Räume, in denen zehn Familien Platz
fanden. Erst 1990 brachte sich die Kommune in den Besitz der Immobilie, die
seit etwa drei Jahren leersteht. Der Umbau wurde wegen der Kosten immer wieder
vertagt. Andere Projekte wie die Sanierung der Gäuhalle oder der Bau einer
Seniorenwohnanlage erschienen dringlicher.
20 Mal hat sich der Gemeinderat bisher mit dem Thema Zehntscheuer
befaßt. Vor 13 Monaten kam schließlich Bewegung in die Debatte. Das
Landesdenkmalamt bewilligte einen Zuschuß von etwa 420.000 Mark, und das
Regierungspräsidium stockte die Summe für die Ortskernsanierung um
1,8 Millionen Mark auf. Allerdings sind die Fördergelder befristet.
Deshalb muß nun rasch mit dem Bau begonnen werden.
2,5 Millionen Mark sind jetzt im Haushalt der 5000-Einwohner-Gemeinde als
erste Rate eingeplant. Im April sollen die Arbeiten beginnen. Deren Ende ist
für das Jahr 2001 anvisiert. Dabei wird das vierstöckige
Wohngebäude völlig umgebaut. Im ersten Geschoß sollen
Räume für die Vereine und die Volkshochschule entstehen. Im
Dachgeschoß wird ferner ein Saal mit 100 Plätzen geschaffen, und das
Erdgeschoß wird für das Foyer und die sanitären Anlagen
genutzt.
Die Scheuer bleibt dagegen weitgehend erhalten. In ihr wird ein
repräsentativer Saal für 400 Besucher eingerichtet. 1,2 Millionen
Mark sind außerdem insgesamt für einen Anbau mit Wirtschaftstrakt,
Vereins- und Abstellräumen eingeplant.
Kilian hofft, daß das Anwesen ein Kultur-Treff wird. Ausstellungen,
Theatervorführungen und Konzerte könnten dort über die
Bühne gehen. Außerdem eigne sich der Hof für
Freiluftveranstaltungen im Sommer.
Das denkmalgeschützte Gebäude wurde vermutlich im späten 18.
Jahrhundert am historischen Ortsrand hinter der ehemaligen Wehrkirche
errichtet. Für den damaligen Besitzer, die königliche Hofkammer,
wurde es aber mit der Zehntablösung von 1849 entbehrlich. Die Scheuer
wurde dann an Privatleute verkauft.
|