Weniger Öffnungen am Tag des Denkmals als früher
Kulturveranstaltung in Baden-Württemberg in diesem Jahr ohne festes
Motto - Zentrale Eröffnung am 11.September
STUTTGART. Am Tag des offenen Denkmals, der europaweit und in
Deutschland zum siebten Mal begangen wird, sind im Südwesten mit 400
Objekten hundert Kulturzeugen weniger zu besichtigen als im Vorjahr.
Von Martin Geier
Themenoffen präsentiert sich Baden-Württemberg am
12.September zum Tag des offenen Denkmals. Hatten sich bei den Veranstaltungen
in den Vorjahren gewisse Schwerpunkte herausgebildet, wie Nachkriegsarchitektur
oder Jugendstil, Archäologie und Technik, ist diesmal der Zeitreise durch
die Jahrhunderte kein Motto beigefügt. Wie ein kunterbunter
Herbststrauß erscheint deshalb die Liste des Landesdenkmalamtes.
Der Behörde wurden diesmal ein Fünftel weniger
Kulturobjekte gemeldet als noch 1998, über die Gründe läßt
sich nur rätseln. Ist es Unmut über die schlechtere Finanzausstattung
der Denkmalschützer? Immerhin könnte man ja auch all jene
Denkmaleigentümer in die Pflicht nehmen, ihre Tür an diesem Sonntag
zu öffnen, die in der Vergangenheit öffentliche Gelder in Anspruch
genommen haben. Als erstes wäre da das Kloster Neresheim im Ostalbkreis zu
nennen, das seit Jahrzehnten unterstützt wird. Es hat für den
Denkmaltag keine Offerte abgegeben.
Dagegen hebt sich wieder erfreulich die Stadt Ellwangen ab, von
der man weiß, dass sich das Stadtoberhaupt für den Denkmalschutz
engagiert und es nicht bei Lippenbekenntnissen belässt. 18 Denkmale listet
die Stadt auf, die ihren Besuchern aber nicht nur Kunst und Kultur, sondern
auch möglichst viel Kurzweil bietet. Eine singende Stadtführung mit
Madrigalen aus dem 15. und 16. Jahrhundert wird beispielsweise angeboten (13
Uhr). Oder eine Führung durch die Basilika des Benediktinerklosters, des
bedeutendsten spätromanischen Gewölbebaus Schwabens.
Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen. Oder eine Radtour durch die Stadt
zu den verschiedenen steinernen Zeugen der Ellwanger Geschichte. Keine Frage,
die Verantwortlichen haben sich auch zum siebten Denkmaltag wieder etwas
einfallen lassen.
Ganz anders der Kreis Konstanz. Aus dem Landkreis werden gerade
drei Objekte gemeldet, aus dem Kreis Heidenheim eines! Auch wenn sie zu den
jüngeren Stadtgründungen im Lande zählt, präsentiert sich
Karlsruhe ausgesprochen denkmalzugewandt. Vom Durlacher Rathaus aus kann man
sich verschiedene Führungen herauspicken wie ¸¸Durlach als
Denkmal'', ¸¸Neues Bauen in historischer Umgebung'' oder
¸¸Sozialgeschichte in Durlach''. Im staatlichen Weingut in der
Posseltstraße19 könnte man dann nach all den Anstrengungen bei einem
guten Tropfen verschnaufen; es hat bis zum frühen Abend geöffnet.
Ressortminister Walter Döring (FDP) eröffnet auch
dieses Jahr den Denkmaltag, heuer am Samstag in Meßkirch. Dieser Ort im
Kreis Sigmaringen ist mit Bedacht gewählt, denn das dortige Schloss war
eines der großen Sorgenkinder der Denkmalschützer. Aber ohne weitere
Sondermittel - die in Aussicht gestellt sind, aber im Augenblick nicht zur
Verfügung stehen - bleiben einige Maßnahmen unvollendet.
Von 1557 an wurde an Stelle einer mittelalterlichen Burg ein
Renaissanceschloss nach italienischem Vorbild gebaut. Es ist eines der
frühesten Beispiele einer regelmäßigen Vierflügelanlage in
Süddeutschland. Die asymmetrisch angeordneten Tordurchfahrten zeichnen
sich durch prachtvolle und ungewöhnlich scharf konturierte Portale aus.
Besonders hochwertig ist die Ausstattung. Ein eindrucksvolles Treppenhaus, fein
gegliederte barocke Stuckdecken und die vollständig erhaltene
Deckengestaltung von 1732. Erst im Jahr 1994 wurde der einstige Rittersaal
wieder entdeckt, nämlich die schwer beschädigte Decke. Sie verbarg
sich hinter den niedrig eingebauten Zimmern.
Das Schloss, seit 350 Jahren im Besitz des Hauses
Fürstenberg, wurde 1961 mitsamt dem Park von der Kommune übernommen.
Seit Jahrzehnten war nichts mehr für den Bauunterhalt des Schlosses getan
worden, es war schlicht heruntergekommen. Erst 1985 konnten mit Mitteln aus dem
Schwerpunktprogramm des Landes erste Bau- und Sicherungsmaßnahmen
durchgeführt werden. Seit einem Jahr wird das Innere des Nordost- und
Stadtflügels ausgebaut.
Der Tag des offenen Denkmals wurde Anfang der neunziger Jahre vom
Europarat als ¸¸European Heritage Day'' ins Leben gerufen. Für
Deutschland wird ihn Bundespräsident Johannes Rau in der mecklenburgischen
Hafenstadt Wismar unter dem Motto ¸¸Europa, ein gemeinsames Erbe''
eröffnen.
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