Arbeiter stoßen auf menschliche GebeineSanierung
der Stiftskirche geht dennoch weiter - Baustopp hätte Kosten
erhöht
Bei der Renovierung der Stiftskirche sind menschliche Gebeine
entdeckt worden. Doch die Sanierung geht weiter. Für einen Baustopp seien
die Funde ¸¸nicht aussagekräftig genug'', heißt es beim
Landesdenkmalamt.
VON ALEXANDER MÖHNLE
Gefunden wurden die Knochen in der Nähe des Aposteltors beim
Herausbrechen von Bodenplatten. Bauleiter Ludger Schmidt hat die Arbeiten im
südlichen Kirchenschiff daraufhin stoppen lassen und das Landesdenkmalamt
informiert. Seither lagern die Funde, darunter als größte Teile eine
Schädeldecke und ein Kiefer, in einer Kiste. ¸¸Mit diesen
Knochen bringt man keinen mehr zusammen'', hatte die Bodendenkmalpflege
erkannt. Für Aufregung und wilde Spekulationen sorgten die Funde dennoch.
Nur heiße Luft?
Ein Archäologe, der vom Fund ¸¸zweier Skelette''
Wind bekommen hatte, vermutete sogar, dass die Knochen zu Gunsten eines
ungestörten Weiterbaus verheimlicht werden sollten. Zumal ein Baustopp,
wenn er auch nur Teile der riesigen Baustelle beträfe, immer auch einen
finanziellen Mehraufwand bedeuten würde.
Von einem Baustopp aber kann wohl keine Rede sein.
¸¸Es wurden wirklich nur einzelne und historisch unbedeutende
Knochen gefunden, wie man sie bei jeder Kirchenrenovierung zuhauf findet'',
bekräftigt Hartmut Schäfer vom Landesdenkmalamt. Sein Amt untersuche
jeden Fund genau und schrecke auch nicht vor einem Baustopp zurück. Bei
diesem Fund jedoch, so vermutet er, handle es sich lediglich um nicht zu
rekonstruierende Knochenteile, die bei der Renovierung nach dem Krieg wild
durcheinander gewirbelt worden seien.
Auch für Bauleiter Ludger Schmidt wäre es deshalb keine
Überraschung, wenn noch weitere Knochen gefunden würden.
¸¸Schließlich wurden Kirchen und der Platz drum herum seit
jeher als Grabstätten genutzt'', sagt Schmidt, der aber versichert, dass
die gefundenen Knochen würdig begraben würden. Darüber, so
scheint es jedenfalls, hatte man sich gleich nach dem Krieg weniger den Kopf
zerbrochen.
Mittlerweile sind die Kellerräume freigelegt,
¸¸im Laufe des Frühjahrs wird die neue Heizung eingebaut'',
sagt Helmut Liebs, Medienpfarrer der Evangelischen Kirche. Schwieriger
gestaltet sich die Sanierung der Wände und Standbilder im Chor. Der
besseren Akustik wegen hat man einst einen asbesthaltigen Putz
aufgesprüht, ¸¸die Schicht ist bis zu fünf Zentimeter
dick'', sagt Helmut Liebs. Den Asbest zu entfernen sei eine äußerst
mühsame Angelegenheit.
Dennoch soll die insgesamt 17 Millionen Mark teure Sanierung der
Stiftskirche pünktlich abgeschlossen werden. ¸¸Wir liegen im
Plan'', erläutert Liebs, ¸¸an Heiligabend wollen wir dieses
Jahr wieder einen Gottesdienst in der Stiftskirche feiern.''
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