Ein Millionensegen mit AuflagenLandeszuschuss für
Köngens Schlosssanierung bereitet der Gemeinde Sorgen
Köngen - Ein in Aussicht gestellter Landeszuschuss für
die Schlosssanierung stürzt die Gemeinde Köngen in einen Zwiespalt,
den nur scharfe Rechner lösen können. 23 Millionen Mark kostet es,
den maroden Herrensitz wieder aufzupolieren.
VON GERHARD SCHERTLER
Arm wie eine Kirchenmaus ist die Gemeinde Köngen zwar nicht,
aber die Sanierung des Schlosses stellt mit 23 Millionen Mark
einschließlich des Grunderwerbs doch ¸¸einen großen
Kraftakt für uns dar'', beschreibt Bürgermeister Hans Weil die
Situation in seiner Kommune. Dem früher noch wesentlich reicheren
Köngen standen in den zurückliegenden Jahren noch zwischen fünf
und acht Millionen Mark an Investitionsmitteln zur Verfügung. Die Summe
reicht aus, um die Aufgaben einer 9300 Einwohner zählenden Gemeinde
stemmen zu können, ohne sich zu verschulden. Die 23 Millionen Mark
für die Schlosssanierung passen allerdings nicht in dieses Konzept.
Um die Gemeindekasse nicht zu überfordern, kommt die
Renovierung zwar stetig aber nur langsam voran. 1995 begannen die Arbeiten,
aber das Schloss aus dem 14. Jahrhundert gleicht auch fünf Jahre
später noch einer großen Baustelle.
Neuerdings gibt es allerdings die berechtigte Aussicht auf eine
Beschleunigung des Verfahrens. Das Landesdenkmalamt erwartet durch den Verkauf
der Energieaktien durch das Land zusätzliche Zuweisungen. Und diese Summe
beabsichtigen die Denkmalschützer in Form eines Sonderprogramms zu
verteilen. Das Köngener Schloss würde in Form einer 50-prozentigen
Förderung davon profitieren.
Bürgermeister Weil und der Gemeinderat wissen allerdings noch
nicht, ob sie den Geldsegen annehmen können. Mit dem Zuschuss verbindet
das Denkmalamt die Auflage, das Schloss zu 100 Prozent öffentlich zu
nutzen. Die Köngener hegten dagegen ganz andere Pläne. Zu 60 Prozent
sollten die Räumlichkeiten vermietet werden, um die enormen Folgekosten
für das Gebäude in den Griff zu bekommen. Hans Weil kennt bereits
Interessenten, die gerne in den einstigen Stammsitz der Tumben von Neuenburg
einziehen würden. Um das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der
Gemeinde zu bereichern, reicht Weil die ehemalige Kapelle, der einstige
Rittersaal und der Gewölbekeller des Schlosses.
Rechenkünstler aus dem Rathaus und dem Denkmalamt sind jetzt
gefragt, um den Zwiespalt, in dem die Gemeinde steckt, aufzulösen. Der
Bürgermeister hofft, das Projekt möglichst schnell zu Ende
führen zu können und mit dem Denkmalamt einen Kompromiss zwischen
öffentlicher und privater Nutzung zu finden.
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