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Kleinod in neuem GlanzRenovierung der Michaelskirche in Wangen beendetMehr als 750 Jahre zehren an der Substanz. So rüstig die alte Dame von außen auch noch aussah, innen herrschten traurige Zustände. Die evangelische Michaelskirche in Wangen, eines der ältesten Gotteshäuser der Stadt, brauchte dringend eine Generalüberholung. Am Sonntag wurde das neue Schmuckkästchen feierlich wiedereröffnet. Über ein ganz neues Gefühl konnten sich dabei die Kirchgänger in der bis zum Platzen gefüllten Kirche freuen. Die neue Heizung sorgte für wohlige Wärme - eine früher nie gekannte Annehmlichkeit. In der Regie des Steinenbronner Bauateliers Golze wurden auch Beleuchtung, Lautsprecheranlage und Elektrik runderneuert. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Dach der Kirche: Undicht war es und sogar schon von Efeu durchwuchert. Darunter litt vor allem die Jugendstilbemalung im Chor, an den Holzdecken und an der Emporebrüstung. Jetzt erstrahlen die verblassten Malereien wieder in neuem Glanz. Restauriert wurden sie von Martina Fischer. Sie holte mittels eines komplizierten Trennverfahrens auch die einst übertünchten Engel am Chorjoch wieder hervor. Seit Sommer letzten Jahres gaben sich in der Michaelskirche aber nicht nur die Handwerker die Klinke in die Hand. Auch viele ehrenamtliche Helfer aus der Gemeinde packten mit an. "Was möglich war, wurde in Eigenregie am Wochenende gemacht", erzählt Gerhard Denneler. Zur Finanzierung des insgesamt 68.000 Mark teuren Projekts rief die Gemeinde von Pfarrerin Heide Kast unter dem Motto "Wangens bestes Stück muss renoviert werden" Baupatenschaften für einzelne Kunstelemente ins Leben. 327 kamen zusammen. Aber auch auf Märkten und Festen wurde für das Gotteshaus gesammelt. So konnten 140.000 Mark an Spenden verbucht werden. Weitere 23.000 Mark kommen vom Landesdenkmalamt, der Rest wird über Darlehen der Kirchengemeinde und Zuschüsse finanziert. Der Einsatz hat sich gelohnt. In der jetzigen Verfassung stellt
die Michaelskirche ein Kleinod in Stuttgart dar. Eingeweiht wurde sie
entsprechend feierlich mit einem großen Gottesdienst, einem Sektempfang
für die ganze Gemeinde und einer kleinen Ausstellung über die
Bauarbeiten. In diesem Zustand können die nächsten 750 Jahre für
die alte Dame kommen. |
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