Denkmalamt kappt Wurzeln in der
LandeshauptstadtMinisterrat stimmt Umzug ins Esslinger
Schelztorgymnasium zu - 25 Millionen Mark für Sanierung und Neubau
Esslingen - Mit der Zustimmung des Ministerrats ist der Umzug des
Landesdenkmalamts ins ehemalige Esslinger Schelztorgymnasium besiegelt. 150
Mitarbeiter, derzeit in Stuttgart noch auf vier verschiedene Standorte
verteilt, sollen 2002 den Backsteinbau aus der Gründerzeit beziehen.
VON ANNETTE MOHL
Das Land und die Stadt Esslingen hatten Anfang Dezember bereits
eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet, in der die langfristige Nutzung des
denkmalgeschützten Gebäudes durch die Behörde festgeschrieben
wurde. Heute Vormittag besiegelt der Ministerrat den Wechsel von der
Landeshauptstadt in die zweitgrößte Stadt der Region.
Der Umzug wird notwendig, weil der Vertrag zwischen Stadt
Stuttgart und Land über die Nutzung der 1911 erbauten Jugendstilvilla
Gemmingen 2002 ausläuft und in beiderseitigem Interesse nicht
verlängert wird. Stuttgart bemüht sich, wie
Wirtschaftsbürgermeister Dieter Blessing gestern sagte, um eine
öffentliche Nutzung, aber auch die Veräußerung der Villa sei
eine Alternative. Beim Landesdenkmalamt war indes die Zusammenführung der
Ämter überfällig: Eine Organisationsuntersuchung hatte das Manko
der langen Wege bereits 1994/1995 festgestellt.
Ein Uni-Gebäude, das die Landeshauptstadt dem Denkmalamt als
neues Domizil anbot, wurde abgelehnt. Das Finanzministerium schielte deshalb in
die mittelalterliche Nachbarstadt - auch wegen der hervorragenden Anbindung an
den öffentlichen Nahverkehr und ans Straßennetz. Im 1887 erbauten
und jetzt leer stehenden Schelztorgymnasium, für das Esslingen
händeringend nach Interessenten suchte, fand man die passenden vier
Wände. Für die Restaurierungswerkstätten bedarf es allerdings
noch eines Anbaus. Dem Denkmalamt stehen damit künftig 6.000 Quadratmeter
zur Verfügung, bisher sind es insgesamt 5.000 an den vier Standorten.
In Stuttgart kann man mit der Entscheidung leben, dass die
Behörde der Stadt den Rücken kehrt. Kulturbürgermeisterin Iris
Jana Magdowski sprach gestern vom regionalen Gedanken: ¸¸Das Amt
wird gute Arbeit da und dort leisten.'' Auf der anderen Seite des Neckars ist
OB Jürgen Zieger dagegen begeistert: Er erkennt einen nicht zu
unterschätzenden Imagezuwachs für Esslingen.
Erst einmal muss Esslingen jetzt allerdings die Ärmel
hochkrempeln. Bis in zwei Jahren soll der Altbau saniert sein, die Kosten
werden mit 19 Millionen Mark prognostiziert. Parallel dazu muss der Neubau mit
geschätzten Kosten von sechs Millionen Mark erstellt werden. Weil der
städtische Haushalt solche Summen nicht hergibt, soll mit dem Neubau ein
Generalüber- oder -unternehmer betraut werden. Einen Architektenwettbewerb
bereitet das Baudezernat bereits vor. Für den Altbau gibt es
Zuschüsse aus der Denkmalpflege und aus dem Sanierungstopf: Weitblickend
hat der Gemeinderat den Ziegelbau ins benachbarte Sanierungsgebiet West mit
einem Gesamtförderrahmen von 20 Millionen Mark einbezogen.
Eine Investition in die Zukunft ist die Sanierung des Denkmals
allemal: Als Mieter wird das Land jährlich eine Million Mark an die Stadt
Esslingen bezahlen.
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