Stuttgarter
Nachrichten
REGION STUTTGART 1.2.2000



Denkmalamt kappt Wurzeln in der Landeshauptstadt

Ministerrat stimmt Umzug ins Esslinger Schelztorgymnasium zu - 25 Millionen Mark für Sanierung und Neubau

Esslingen - Mit der Zustimmung des Ministerrats ist der Umzug des Landesdenkmalamts ins ehemalige Esslinger Schelztorgymnasium besiegelt. 150 Mitarbeiter, derzeit in Stuttgart noch auf vier verschiedene Standorte verteilt, sollen 2002 den Backsteinbau aus der Gründerzeit beziehen.

VON ANNETTE MOHL

Das Land und die Stadt Esslingen hatten Anfang Dezember bereits eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet, in der die langfristige Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes durch die Behörde festgeschrieben wurde. Heute Vormittag besiegelt der Ministerrat den Wechsel von der Landeshauptstadt in die zweitgrößte Stadt der Region.

Der Umzug wird notwendig, weil der Vertrag zwischen Stadt Stuttgart und Land über die Nutzung der 1911 erbauten Jugendstilvilla Gemmingen 2002 ausläuft und in beiderseitigem Interesse nicht verlängert wird. Stuttgart bemüht sich, wie Wirtschaftsbürgermeister Dieter Blessing gestern sagte, um eine öffentliche Nutzung, aber auch die Veräußerung der Villa sei eine Alternative. Beim Landesdenkmalamt war indes die Zusammenführung der Ämter überfällig: Eine Organisationsuntersuchung hatte das Manko der langen Wege bereits 1994/1995 festgestellt.

Ein Uni-Gebäude, das die Landeshauptstadt dem Denkmalamt als neues Domizil anbot, wurde abgelehnt. Das Finanzministerium schielte deshalb in die mittelalterliche Nachbarstadt - auch wegen der hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und ans Straßennetz. Im 1887 erbauten und jetzt leer stehenden Schelztorgymnasium, für das Esslingen händeringend nach Interessenten suchte, fand man die passenden vier Wände. Für die Restaurierungswerkstätten bedarf es allerdings noch eines Anbaus. Dem Denkmalamt stehen damit künftig 6.000 Quadratmeter zur Verfügung, bisher sind es insgesamt 5.000 an den vier Standorten.

In Stuttgart kann man mit der Entscheidung leben, dass die Behörde der Stadt den Rücken kehrt. Kulturbürgermeisterin Iris Jana Magdowski sprach gestern vom regionalen Gedanken: ¸¸Das Amt wird gute Arbeit da und dort leisten.'' Auf der anderen Seite des Neckars ist OB Jürgen Zieger dagegen begeistert: Er erkennt einen nicht zu unterschätzenden Imagezuwachs für Esslingen.

Erst einmal muss Esslingen jetzt allerdings die Ärmel hochkrempeln. Bis in zwei Jahren soll der Altbau saniert sein, die Kosten werden mit 19 Millionen Mark prognostiziert. Parallel dazu muss der Neubau mit geschätzten Kosten von sechs Millionen Mark erstellt werden. Weil der städtische Haushalt solche Summen nicht hergibt, soll mit dem Neubau ein Generalüber- oder -unternehmer betraut werden. Einen Architektenwettbewerb bereitet das Baudezernat bereits vor. Für den Altbau gibt es Zuschüsse aus der Denkmalpflege und aus dem Sanierungstopf: Weitblickend hat der Gemeinderat den Ziegelbau ins benachbarte Sanierungsgebiet West mit einem Gesamtförderrahmen von 20 Millionen Mark einbezogen.

Eine Investition in die Zukunft ist die Sanierung des Denkmals allemal: Als Mieter wird das Land jährlich eine Million Mark an die Stadt Esslingen bezahlen.

Atrikelübersicht


© 2000 Stuttgarter Nachrichten, Germany