|
Die Stadtgeschichte verschwindet im ArchivKein Platz im
Tagblatt-Turm - Umzug nicht möglich
Der Stadtgeschichtlichen Sammlung im Tagblatt-Turm droht das Aus.
Die Räume sollen in diesem Jahr für ein Kinder- und Jugendtheater
umgebaut werden. Die Exponate zur Stadtgeschichte wandern dann auf unabsehbare
Zeit in die Magazine.
VON KONSTANTIN SCHWARZ
¸¸Es ist kein direkter Anschluss gesichert'', sagt
Roland Müller, der Leiter des Stadtarchivs. Mit dem Umbau muss Müller
die 600 Quadratmeter, die für die Präsentation der Stadtgeschichte im
Tagblatt-Turm seit Ende 1994 zur Verfügung stehen, abgeben. Das
Wilhelmspalais, im dem die Stadtbibliothek untergebracht ist, gilt dem
Historiker als ¸¸Verheißung'', doch erst in sechs bis acht
Jahren könnten dort Räume frei werden - wenn überhaupt, denn der
Bibliotheksneubau hängt vom Projekt Stuttgart21 ab, und dessen Ausgang ist
ungewiss. Sechs bis acht Jahre aber sind eine ¸¸zu lange
Durststrecke'', warnt Müller, der das Wilhelmspalais als
¸¸hervorragenden Standort'' ansieht.
Während landauf, landab Museen zur Stadtgeschichte florieren,
fristet die Stuttgarter Sammlung ein Schattendasein. ¸¸Die
Museumswelle der letzten 20 Jahre hat uns nicht erfasst'', sagt Müller.
¸¸Ganz wenige'' Besucher fänden in die Ausstellung in den
Tagblatt-Turm, die nur montags und mittwochs von 10 bis 17 und samstags von 10
bis 16 Uhr geöffnet ist.
Müller will die drohende Durststrecke nutzen und aus der
¸¸Not eine Tugend machen''. ¸¸Wir wollen jetzt sofort
ein Konzept und eine Perspektive entwickeln, wie die Sammlungen künftig
präsentiert werden sollen'', sagt er. Angesprochen werden sollen auch
Bürger, bei denen ¸¸sicher noch Exponate schlummern'', und
Firmen.
Unterstützung erhält der Stadtarchivar von der Fraktion
der Grünen im Gemeinderat. Sie will im Haushalt 100.000 Mark für die
Erarbeitung eines Ausstellungskonzepts zur Verfügung stellen.
¸¸Die Exponate müssen gewertet, es müssen Kooperationen
zum Beispiel mit dem Haus der Geschichte des Landes geprüft, es muss der
Raumbedarf abgeklärt werden'', fordert Michael Kienzle von den
Grünen. Kienzle bringt neben dem Wilhelmspalais noch einen weiteren Ort
ins Spiel, an dem die Stadtgeschichte belebt werden könnte: die in
städtischem Besitz befindliche Villa Gemmingen. Die Stadt aber plant den
Verkauf des Hauses, aus dem das Landesdenkmalamt auszieht.
|