Rebmannhaus fällt der Abrissbirne zum OpferGerlingen
stimmt nach vierjährigem Streit Neubau zu
Gerlingen - Das Jahre andauernde Tauziehen um Abriss oder Erhalt
des Rebmannhauses in Gerlingen hat ein Ende: Nachdem der Verwaltungsgerichtshof
im November entschieden hat, die Sanierung sei dem Eigentümer nicht
zuzumuten, stimmte der Gemeinderat jetzt dem Abbruch zu.
VON SASCHA SCHMIERER
Nach vierjährigem Streit ist der Abriss des vom
Landesdenkmalamt als Kulturdenkmal eingestuften Gebäudes nur noch eine
Frage der Zeit. Das 400 Jahre alte Geburtshaus des Missionars und
Afrikaforschers Johannes Rebmann wird dem Erdboden gleichgemacht. Absehbar war
diese Entwicklung schon im November vergangenen Jahres. Damals hatte der
Mannheimer Verwaltungsgerichtshof entschieden, dass dem Besitzer des alten
Weingärtnerhauses eine aufwendige Sanierung nicht zuzumuten sei.
Der Grund: Mit 750000 Mark würde der Erhalt des
denkmalgeschützten Hauses rund 20 Prozent teurer kommen als ein Neubau.
Ohne einen Zuschuss von 288000 Mark dürfe dem Eigentümer - es ist die
Ehefrau des Architekten und CDU-Stadtrats Karl Grob - die Sanierung nicht
aufgebürdet werden. Um das Geburtshaus des berühmtesten Sohns der
Stadt vor der Abrissbirne zu retten, hatte ein Freundeskreis fast 50000 Mark
gesammelt, Denkmalamt und Denkmalstiftung wollten ebenfalls als Geldgeber
einspringen. Doch letztlich fehlten rund 130000 Mark, eine Lücke, die auch
die Stadt nicht schließen wollte - der Vorschlag der Denkmalfreunde, in
dem historischen Gebäude das Stadtarchiv unterzubringen, wurde aus
Statikgründen verworfen.
Bereits 1996 hatte der Gemeinderat dem Abriss zugestimmt und einen
Neubau an gleicher Stelle gebilligt. Gegen diese Entscheidung allerdings legte
das Regierungspräsidium sein Veto ein - der Streit wurde daraufhin zum
Fall für die Gerichte. Die Verhandlung wurde von Juristen als Musterfall
für die Stellung des Denkmalschutzes im Land gewertet - mit einer klaren
Aufwertung der Rechte der Eigentümer. Sie sollen jetzt gebeten werden, den
für das Durchfahrtshaus typischen Torbogen aufzunehmen. Viel mehr als die
symbolische Erinnerung wird vom Rebmannhaus nicht bleiben. |