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Das Finanzamt residiert im Nonnenkloster Nach Umbau
klassisch schön
KIRCHHEIM/Teck. Wo einst die Dominikanerinnen von ihren
Pfründen lebten, kassiert seit hundert Jahren der Fiskus seinen Teil. Und
mögen da die Bürgergedanken nicht immer wohlwollend sein, Tatsache
ist, dass das Kirchheimer Finanzamt in freundlichem neuem Glanz erstrahlt.
Von Gunther Nething
Nicht nur weil sein langer Arm bis in jedes Portemonnaie reicht,
ist das Finanzamt an der Kirchheimer Alleenstraße für die
Allgemeinheit von Belang, auch landeskundlich und heimatgeschichtlich ist der
stattliche Fachwerkbau mit seinem Fruchtkasten von Bedeutung. Außerhalb
der Stadtbefestigung, zwischen Graben und Lindach, ist der heutige Bau ums Jahr
1662 als Nonnenkloster erstellt worden, nachdem das Vorgängerbauwerk bei
einem Brand völlig eingeäschert worden war. Seit 1926 hält der
Denkmalschutz seine Hand über das Ensemble.
Als um 1900 die Finanzverwaltung einzog, da mögen die
Arbeitsplätze von Fall zu Fall noch mit dem Attribut
¸¸idyllisch'' versehen worden sein, doch mit der Ausweitung des
Personalstabs und der zunehmenden Technisierung im Registrierwesen häuften
sich spätestens in den 70er Jahren die Klagen über Raumnot. Diese
Klagen zogen sich trotz Veränderungen bis vor wenigen Jahren hin, dann
setzte im Zuge eines Kirchheimer ¸¸Behördenkarussells'' auch
für das Finanzamt eine umfassende Innen- und Außensanierung ein.
Dieser ¸¸Ringtausch'', so Reinhard Kniep vom
Staatlichen Vermögens- und Hochbauamt Ludwigsburg, ließ die
Gewässerdirektion aus dem Gebäude Max-Eyth-Straße 57, dem alten
Oberamt, ins Schloss umziehen. Dadurch konnte wiederum die Zahlstelle des
Finanzamts ins Oberamt nachrücken, und an der Hauptstelle wurde Platz
für das Kernstück einer bürgerfreundlichen Finanzverwaltung, die
¸¸Zentrale Informations- und Annahmestelle'', kurz Zia genannt. Sie
soll dem Ratsuchenden unnötige Wege ersparen und ist in Kirchheim seit
Herbst fertig.
Bis zum kommenden Juli, so rechnet man in Ludwigsburg,
dürfte die auf rund 2,3 Millionen Mark veranschlagte Sanierung in enger
Abstimmung mit der Denkmalpflege abgeschlossen sein. Schon jetzt strahlt der
Hauptbau in neuem Outfit, das wiederum der klassischen Vorgabe entspricht. 1975
hatte man das Fachwerk zwar freigelegt, aber den Balken einen dunkelbraunen
Anstrich verpasst. Mit Blick auf die jüngste Restaurierung hatte dann ein
vom Vermögens- und Hochbauamt eingeschalteter Restaurator ermittelt, dass
die Balken einst mit freundlich hellem Ocker bemalt und die weißen
Gefache mit schwarzer Umrahmung akzentuiert waren. Für den Ohmdener
Restaurator Lothar Bohring und die Gebietsreferentin Sabine Weyrauch vom
Landesdenkmalamt eine ¸¸außergewöhnliche Entdeckung'' in
der Kirchheimer Gegend.
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