Sturmwind deckt alte Schäden auf Dach der Faurndauer
Stiftskirche notdürftig geflickt - Sanierung des Dachstuhls steht an
GÖPPINGEN. Das Dach der Stiftskirche in Faurndau ist
fürs Erste wieder dicht. Das Sturmtief Lothar hatte hunderte von Ziegeln
heruntergefegt. Die Reparaturen sind allerdings nur provisorisch. Pfarrer
Walter Scheck rechnet mit 150.000 Mark Sanierungskosten.
Von Sven Olsson
Die romanische Stiftskirche in Faurndau, eines der ältesten
Baudenkmale im Kreis Göppingen, muss nach dem Sturm voraussichtlich erneut
saniert werden. Bei den Reparaturarbeiten am Dach stießen die Dachdecker
auf ältere Schäden. Im schlimmsten Fall muss das morsche Gebälk
des Dachstuhls ganz ausgewechselt werden. Dann bliebe es nicht bei 10.000 Mark
für die Reparaturkosten des Daches, sondern es wären mindestens
100.000 bis 150.000 Mark fällig, schätzt Pfarrer Scheck. Ein Teil der
Summe müsste wohl über Spenden aufgebracht werden. Zehn Prozent der
Instandsetzungskosten übernimmt die Stadt. Den Rest müsste die
Landeskirche bezahlen.
Nach der provisorischen Reparatur schaut das Kirchendach aus wie
ein Flickenteppich. Inseln von hellroten Biberschwänzen leuchten im
Schiefergrau der verwitterten Ziegel. Besonders schwer getroffen hatte es die
beiden Seitenschiffe und den Dachfirst unmittelbar hinter dem dicken Steinturm.
¸¸Im Windschatten hat sich ein Luftwirbel gebildet'', sagt Scheck.
Der Wind konnte die Dachbedeckung von der Seite packen und in die Höhe
wirbeln. Noch immer hängen lose Ziegel im Schneefang. An der Dachtraufe
klaffen Lücken.
Auch die Form der provisorischen Ziegel stimmt nicht mit dem
Muster der alten überein. Die neuen Ziegel haben die typische
Biberschwanzform, sind nach unten halbkreisförmig abgerundet, während
die Originalziegel gerade abschließen. Da werde das Denkmalamt wohl sein
Veto einlegen, vermutet Scheck.
Er weiß nicht einmal, ob es die alte Ziegelform noch gibt,
oder ob sie extra gefertigt werden muss. Das würde die Sache wiederum
verteuern. Die wenigen Reserveziegel, die noch auf der Bühne lagen, seien
jedenfalls alle aufgebraucht.
Im Kircheninneren sind die Wasserschäden abgetrocknet. Zwei
Tage lang floss das Wasser an den Seitenwänden herab. Zum Glück sei
keine Wandmalerei beschädigt worden, sagt Scheck. Nur ein paar
¸¸Trieler'' (Scheck) sind an den geweißelten Wänden noch
zu sehen. Dabei war die Wand im südlichen Seitenschiff erst im vergangenen
Sommer neu gestrichen worden. Scheck hofft, dass es sich bloß um
ästhetische Schäden handelt und wenigstens im Kircheninneren
aufwendige Sanierung erspart bleibt.
Wie das evangelische Dekanat gestern auf Anfrage mitteilte, sind
die Schäden an den übrigen Kirchen im Kreis weniger gravierend als in
Faurndau. Bei der Oberhofenkirche und bei der Stadtkirche mussten nur einzelne
Ziegel ausgetauscht werden. An der Martin-Luther-Kirche im Bodenfeld war der
Wetterhahn abgebrochen. Das Dekanat der katholischen Kirche hatte gestern noch
keinen endgültigen Überblick.
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