Stuttgarter Zeitung Kreis Göppingen 8.1.2000



Sturmwind deckt alte Schäden auf

Dach der Faurndauer Stiftskirche notdürftig geflickt - Sanierung des Dachstuhls steht an

GÖPPINGEN. Das Dach der Stiftskirche in Faurndau ist fürs Erste wieder dicht. Das Sturmtief Lothar hatte hunderte von Ziegeln heruntergefegt. Die Reparaturen sind allerdings nur provisorisch. Pfarrer Walter Scheck rechnet mit 150.000 Mark Sanierungskosten.

Von Sven Olsson

Die romanische Stiftskirche in Faurndau, eines der ältesten Baudenkmale im Kreis Göppingen, muss nach dem Sturm voraussichtlich erneut saniert werden. Bei den Reparaturarbeiten am Dach stießen die Dachdecker auf ältere Schäden. Im schlimmsten Fall muss das morsche Gebälk des Dachstuhls ganz ausgewechselt werden. Dann bliebe es nicht bei 10.000 Mark für die Reparaturkosten des Daches, sondern es wären mindestens 100.000 bis 150.000 Mark fällig, schätzt Pfarrer Scheck. Ein Teil der Summe müsste wohl über Spenden aufgebracht werden. Zehn Prozent der Instandsetzungskosten übernimmt die Stadt. Den Rest müsste die Landeskirche bezahlen.

Nach der provisorischen Reparatur schaut das Kirchendach aus wie ein Flickenteppich. Inseln von hellroten Biberschwänzen leuchten im Schiefergrau der verwitterten Ziegel. Besonders schwer getroffen hatte es die beiden Seitenschiffe und den Dachfirst unmittelbar hinter dem dicken Steinturm. ¸¸Im Windschatten hat sich ein Luftwirbel gebildet'', sagt Scheck. Der Wind konnte die Dachbedeckung von der Seite packen und in die Höhe wirbeln. Noch immer hängen lose Ziegel im Schneefang. An der Dachtraufe klaffen Lücken.

Auch die Form der provisorischen Ziegel stimmt nicht mit dem Muster der alten überein. Die neuen Ziegel haben die typische Biberschwanzform, sind nach unten halbkreisförmig abgerundet, während die Originalziegel gerade abschließen. Da werde das Denkmalamt wohl sein Veto einlegen, vermutet Scheck.

Er weiß nicht einmal, ob es die alte Ziegelform noch gibt, oder ob sie extra gefertigt werden muss. Das würde die Sache wiederum verteuern. Die wenigen Reserveziegel, die noch auf der Bühne lagen, seien jedenfalls alle aufgebraucht.

Im Kircheninneren sind die Wasserschäden abgetrocknet. Zwei Tage lang floss das Wasser an den Seitenwänden herab. Zum Glück sei keine Wandmalerei beschädigt worden, sagt Scheck. Nur ein paar ¸¸Trieler'' (Scheck) sind an den geweißelten Wänden noch zu sehen. Dabei war die Wand im südlichen Seitenschiff erst im vergangenen Sommer neu gestrichen worden. Scheck hofft, dass es sich bloß um ästhetische Schäden handelt und wenigstens im Kircheninneren aufwendige Sanierung erspart bleibt.

Wie das evangelische Dekanat gestern auf Anfrage mitteilte, sind die Schäden an den übrigen Kirchen im Kreis weniger gravierend als in Faurndau. Bei der Oberhofenkirche und bei der Stadtkirche mussten nur einzelne Ziegel ausgetauscht werden. An der Martin-Luther-Kirche im Bodenfeld war der Wetterhahn abgebrochen. Das Dekanat der katholischen Kirche hatte gestern noch keinen endgültigen Überblick.

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