|
Abgeordnete streben nach mehr Licht und Sonne Der Landtag
diskutiert über bessere Arbeitsmöglichkeiten
Darin sind sich alle Abgeordneten einig: Der Landtag ist zu
groß, der Plenarsaal zu dunkel. Die Beratung über den Haushalt des
Parlaments war Anlass, diese Probleme erneut aufs Tapet zu bringen.
Von Klaus Fischer
Der Vorschlag der CDU-Abgeordneten Ingrid Blank, die
Lichtverhältnisse im Plenarsaal zu verbessern, fand allenthalben Beifall.
Wer je auch nur einen Tag in dem fensterlosen, schlecht belüfteten Raum
verbracht hat, kann dies nachvollziehen. Auch die Grünen-Abgeordnete
Birgitt Bender rief, wie einst Goethe auf seinem Sterbebett, nach
¸¸mehr Licht''. Bender, die mit Ablauf der Legislaturperiode ihre
Parlamentskarriere beenden wird, bezweifelt allerdings, dass sie die
erwünschte Verbesserung noch erleben wird. Dafür gibt es einen
einfachen Grund: Das Stuttgarter Landtagsgebäude steht unter
Denkmalschutz, jede bauliche Veränderung ist so gut wie
ausgeschlossen.
Für eine andere Anregung der Grünen besteht seit
gestern mehr Aussicht auf Erfolg: die Einrichtung einer Fotovoltaik-Anlage auf
dem Dach des benachbarten Hauses der Abgeordneten. Schon für 200.000 Mark
- angesichts eines jährlichen Haushaltsvolumens von rund 60 Milliarden
eine vergleichsweise geringe Summe - könnte eine solche Anlage installiert
werden. Die Nutzung der Sonnenkraft wäre ein handfester Beitrag zu dem
Ausbau der erneuerbaren Energien, deren wirtschaftliche Bedeutung durch das
Stromeinspeisegesetz sogar noch erhöht werden könnte. Darüber
hinaus wäre eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Landtagsdach nach Ansicht der
Grünen auch von hoher symbolischer Bedeutung und hätte eine
beispielhafte Wirkung. Jeder Parlamentsbesucher könnte sie besichtigen,
und manch einer ließe sich vielleicht überzeugen, sein eigenes Haus
mit einer ähnlichen Anlage auszustatten.
Zum Leidwesen der Grünen wurde ihr Antrag, im Haushaltsplan
die Mittel zur Einrichtung einer Fotovoltaik-Anlage einzustellen, im
Finanzausschuss abgelehnt. Bei der zweiten Lesung im Plenum unternahmen sie nun
einen neuen Versuch, für ihren Vorstoß eine Mehrheit zu finden.
Gleichzeitig hatte aber die SPD einen Antrag vorgelegt, der beide Ziele
zusammenfasste - der Einbau einer solartechnischen Anlage und die Verbesserung
der Lichtverhältnisse. Die Landtagsverwaltung, so empfahlen die
Sozialdemokraten, sollte dazu eine ¸¸Gesamtkonzeption
möglicher baulicher Veränderungen und Umgestaltungen am
Landtagsgebäude und am Haus der Abgeordneten'' erstellen.
Überraschend wich die Koalitionsmehrheit in diesem Punkt von
dem bei Haushaltsberatungen üblichen Verfahren ab,
Änderungsanträge der Opposition pauschal abzulehnen. Der
CDU-Fraktionsvorsitzende Günther Oettinger griff den Vorschlag der
Grünen und der SPD elegant auf und empfahl, im Präsidium des Landtags
eine ¸¸einvernehmliche Lösung'' zu suchen. Dies wurde
akzeptiert. Schon in der nächsten Sitzung des parlamentarischen
Führungsgremiums soll nun darüber beraten werden, wie sich der
Landtag mehr Licht verschaffen und zugleich die Sonnenkraft zu Nutze machen
könnte.
Nicht erfolgreich waren Grüne und SPD dagegen mit ihren
Vorschlägen zur Verkleinerung des Parlaments. Ein Antrag der Grünen
mit der Zielsetzung, die Zahl der Wahlkreise von 70 auf 50 zu vermindern, fand
ebenso wenig Beifall wie die Empfehlung des SPD-Abgeordneten Frieder Birzele,
eine interfraktionelle Kommission einzurichten, die nach Möglichkeiten
für eine Verminderung der Abgeordnetenzahl suchen solle. Als Bremser
betätigte sich wieder einmal die CDU, und ihr Koalitionspartner FDP gab
klein bei, obwohl sich deren schwergewichtiger Sprecher Richard Drautz zu der
Feststellung aufschwang, zum ¸¸schlanken Staat'' gehöre auch
ein ¸¸schlankes Parlament''.
Immerhin äußerte Drautz die Erwartung, auch die CDU
werde ¸¸schon noch rechtzeitig'' ihrem Fraktionsmitglied und
Landtagspräsidenten Peter Straub folgen, der sich seit langem für
eine Verkleinerung des Parlaments einsetzt. Aber die Chance, dazu den ersten
konkreten Schritt zu tun, ist für diese Legislaturperiode vertan
worden.
|