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Bündnis gegen den schleichenden Tod der Kleindenkmale
Zu einer ungewöhnlichen Gemeinschaftsaktion haben sich drei
große Heimatvereine und eine Behörde zusammengeschlossen. Es geht um
die Erfassung und den Schutz kleiner Zeugen der Geschichte.
Von Dieter Kapff
Vertragsunterzeichnung im "Oval Office'' des Landesdenkmalamts in
Stuttgart. Der Vorsitzende des Schwäbischen Heimatbunds (SHB), Martin
Blümcke, und die Präsidenten des Schwäbischen Albvereins (SAV),
Peter Stoll, des Schwarzwaldvereins, Eugen Dieterle, und des Landesdenkmalamts
(LDA), Dieter Planck, besiegeln ihre enge Zusammenarbeit bei einem
Modellprojekt. In den kommenden vier Jahren sollen flächendeckend die
Kleindenkmale gesucht, in Wort und Bild dokumentiert und zentral gesammelt
werden. Es geht darum, die kleinen Zeugen der Heimatgeschichte dem Vergessen zu
entreißen und vor dem schleichenden Tod zu bewahren. Denn schützen
kann man nur, was man kennt, erläuterte Blümcke.
Zum 1. März 2001 wird eine Koordinationsstelle beim
Denkmalamt eingerichtet, die mit einem Wissenschaftler besetzt ist, der die
einlaufenden Kleindenkmaldaten fachlich prüft, ins EDV-System eingibt und
wissenschaftlich aufbereitet. Er wird vom LDA zu 60 Prozent finanziert. Die
drei Heimatvereine mit ihren weit mehr als 200000 Mitgliedern steuern
jährlich 42000 Mark bei. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 6.
Dezember.
Ideengeber und seit Jahren treibende Kraft der
Gemeinschaftsaktion ist der Schwäbische Heimatbund. Eigentlich ist die
Erfassung und Dokumentation von Kleindenkmalen eine staatliche Aufgabe. Doch
ist das Denkmalamt, wo es ein Referat für Inventarisation und
Dokumentation (Leiter Volker Osteneck) gibt, wegen Personalmangels dazu
flächendeckend nicht in der Lage. Planck bedauerte, dass diese für
die heimische Landschaft so charakteristische Denkmalkategorie "bisher nicht
die notwendige Zuwendung'' erfahren habe.
"Man muss sich um seine Heimat selber kümmern'', hat
Dieterle die Konsequenz gezogen. Den Wandervereinen sei also die Aufgabe
zugewachsen, "Kleindenkmale zu erkennen, zu schützen und zu bewahren''.
Und "Wanderfreund'' Stoll sekundierte, mit seinen zahlreichen Ortsgruppen sei
der SAV in der Fläche präsent. Man habe beim Wandern zwar schon viele
Kleindenkmale entdeckt, nun aber wolle man sie auch festhalten.
Für die "einmalige und beispiellose Gemeinschaftsaktion von
ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften'' (Blümcke) werden bis zum
Frühjahr die Vorbereitungen getroffen. Fünf Pilotgebiete, darunter
eines in der Region Stuttgart, werden ausgewählt, Ansprechpartner für
die ehrenamtlichen Helfer bestimmt, ein die Arbeit erleichternder Meldebogen
entworfen, schon Bekanntes aufgelistet, um Doppelarbeit zu vermeiden.
Selbstverständlich können auch andere Vereine,
Gemeinden und Landkreise, aber auch Privatpersonen mitmachen und in Wald und
Flur Detektiv spielen. In den Kreisen Alb-Donau, Karlsruhe und Rastatt ist die
Dokumentation bereits abgeschlossen, in einigen anderen Gebieten von privater
Seite wenigstens schon begonnen. Die Aufgabe ist riesig. Im Land gibt es
zehntausende von Kleindenkmalen, wie Grenzsteine und Sühnekreuze, Gruhen,
Bildstöcke und knapp hundert andere Typen aus Stein, Metall oder Holz. Das
Wissen um ihre Funktion und ihre Bedeutung droht jedoch verloren zu gehen. Als
unverstandene "Denkmale des kleinen Mannes'' fallen sie leicht der
Zerstörung anheim oder gehen verloren.
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