Rinol AG kauft jetzt doch die Villa LeviVertrag mit der
Stadt notariell besiegelt - Denkmalschutz bleibt letzte Hürde
Das Geschäft der Stadt mit der Rinol AG in Renningen klappt
entgegen aller Unkenrufe doch noch. Am Donnerstag wurde der Kaufvertrag
für die Villa Levi beim Notar besiegelt. Vor dem Vollzug könnte nur
noch der Denkmalschutz zum Stolperstein werden.
VON GERT FACH
Erste Schlagzeilen machte der geplante Verkauf der Villa Max
Levi, ein besonderes Baudenkmal im Besitz der Stadt (Feuerbacher Heide), schon
im Juli 2000. Nach einer nichtöffentlichen Sitzung des Ausschusses
für Wirtschaft und Wohnen lüfteten Stadträte das Geheimnis um
den Käufer der Immobilie, die früher von der Fachhochschule für
Bibliotheks- und Informationswesen belegt war: die Rinol AG mit Sitz in
Renningen, ein international tätiges Unternehmen, das sich auf Gewerbe-
und Industrieböden spezialisiert hat. Wirtschaftsförderer Joachim
Pfeiffer hatte sich darauf versteift, den Sitz dieses Unternehmens mit 50
Leuten nach Stuttgart zu holen. Steuerlich zuzurechnen seien weitere 430
Beschäftigte. So sei es mit den Steuerbehörden besprochen worden.
Europaweit sind für Rinol 1850 Leute tätig, in Deutschland 750.
Über Monate hinweg musste Pfeiffer den Gemeinderat wegen des
Vollzugs dieses Kaufs vertrösten. Zuletzt waren mehrere Notartermine
geplatzt, bis am Donnerstag das Geschäft doch noch besiegelt werden
konnte. Uwe Distel, Finanzvorstand der Rinol, hat wenig später im Rathaus
bestätigt, dass der volle Kaufpreise von 5,8 Millionen Mark
spätestens bei der Übernahme des Besitzes am 31. März
fällig wird. Der Käufer geht die Verpflichtung ein, das Gebäude
denkmalgerecht zu sanieren. Distel: "Nach einer ersten Besichtigung haben wir
keine bestandsgefährdenden Schäden festgestellt.'' Der
Sanierungsaufwand mit Park beträgt Millionen. Gespräche mit dem
Landesdenkmalamt haben laut Distel jedoch noch nicht stattgefunden.
Die Rinol AG möchte laut Distel so schnell wie möglich
an ihren Gründungsort Stuttgart (1956) zurückkehren. Wann dies
geschehe, sei nicht vorherzusagen: "2003 wäre uns allerdings zu
spät.''
Beide Seiten haben ein Rücktrittsrecht. Dies ist derzeit nur
dann vorstellbar, wenn die Stadt das Baurecht für die Nutzung nicht
ändern sollte oder sich die Rinol AG mit nicht zu erfüllenden
Auflagen des Landesdenkmalamts konfrontiert sähe.
Sollte der Kauf am Ende doch noch platzen, steht mit dem
Stuttgarter Unternehmer und privaten Denkmalschützer Peter Seydelmann ein
Kaufinteressent bereit. Er hat sein Interesse auf Anfrage bestätigt.
Seydelmann hat einen Mieter an der Hand, der weiterhin in die Villa einziehen
möchte.
Die Villa nahe der Doggenburg wurde 1920 von den Architekten Hugo
Schlösser und Johann Weirether für die Unternehmerfamilie Max Levi
gebaut. Die beiden Architekten hatten auch die Villa Reitzenstein, Sitz des
Staatsministeriums, geplant. |