In Albert Dulks letztem Domizil wohnt der Schimmelpilz
Sanierung zur literarischen Gedenkstätte unsicher:
Stadt denkt auch an Abriss und Rekonstruktion
Esslingen - Die Idee, das Dulk-Häusle zur Gedenkstätte
auszubauen, scheitert womöglich am Geld: Bei einem Ortstermin stellten
Vertreter des Denkmalamtes und der Stadtverwaltung einen äußerst
maroden Zustand fest. Offenbar besteht sogar Einsturzgefahr.
VON ANNETTE MOHL
Verdient hätte es der 1819 geborene Schriftsteller,
Extremsportler und Revolutionär Albert Friedrich Benno Dulk schon, dass
ihm gerade dort ein ehrendes Andenken bewahrt wird, wo er schreibend und
philosophierend seine letzten Jahre verbrachte. Und am guten Willen fehlt es
nicht: Kulturamtsleiter Peter Kastner griff die Idee eines Lesers unserer
Zeitung im Mai spontan auf, das Hexenhäusle am Waldrand zur literarischen
Gedenkstätte zu machen.
Eine Besichtigung vor wenigen Tagen lässt ihn allerdings
wieder zweifeln. "Eine Sanierung wird enorme Summen verschlingen'',
befürchtet er. Und Hochbauamtsleiter Stephan Hendel spricht von 200.000
bis 300.000 Mark nur für die Notsanierung des durch Wassereintrag teils
völlig verschimmelten Gebälks: "Dann sieht man allerdings noch
nichts.'' Für ihn besteht beim Dulk-Häusle dringender
Handlungsbedarf: "Ich habe Sorge, dass das bald einfällt.''
Jetzt ist im Rathaus guter Rat teuer. Ein Abriss kommt schon
wegen des zu erwartenden Einspruchs vom Landesdenkmalamt nicht in Betracht.
Höchstens, und darauf spekuliert Kastner, wenn an gleicher Stelle eine
originalgetreue Rekonstruktion der Hütte entstünde. Kastner will
allerdings das Relief des fast 1,90 Meter großen Lebemannes, das die
Freunde Albert Dulks stifteten, auf jeden Fall erhalten. Stephan Hendel
könnte sich indes auch schlicht einen Gedenkstein mit dem Relief Dulks
vorstellen. Er befürchtet bei einer Sanierung nicht absehbare und
womöglich immense Kosten: "Ich möchte dort kein zweites Altes
Rathaus.''
Wie es weitergeht mit dem vier auf drei Meter großen
Holzhaus, wird die Bürgermeisterrunde nach den Ferien klären. Ob sie
sich zur Sanierung des Sandsteinsockels und des komplett in Handarbeit
ausgefachten und verschalten Gebäudes entschließen kann, hängt
wohl auch vom Umfang der Zuschüsse ab. Peter Kastner vergießt
derweil noch einen weiteren Wermutstropfen: Eine echte literarische
Gedenkstätte wäre ohnehin kaum denkbar, weil regelmäßige
Öffnungszeiten mangels Personal nicht machbar seien. Aus seiner Sicht
käme deshalb auch "eine Konservierung des Dulk-Häusles als Denkmal
des Verfalls'' in Betracht.
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