Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 20.8.2001



In Albert Dulks letztem Domizil wohnt der Schimmelpilz

Sanierung zur literarischen Gedenkstätte unsicher: Stadt denkt auch an Abriss und Rekonstruktion

Esslingen - Die Idee, das Dulk-Häusle zur Gedenkstätte auszubauen, scheitert womöglich am Geld: Bei einem Ortstermin stellten Vertreter des Denkmalamtes und der Stadtverwaltung einen äußerst maroden Zustand fest. Offenbar besteht sogar Einsturzgefahr.

VON ANNETTE MOHL

Verdient hätte es der 1819 geborene Schriftsteller, Extremsportler und Revolutionär Albert Friedrich Benno Dulk schon, dass ihm gerade dort ein ehrendes Andenken bewahrt wird, wo er schreibend und philosophierend seine letzten Jahre verbrachte. Und am guten Willen fehlt es nicht: Kulturamtsleiter Peter Kastner griff die Idee eines Lesers unserer Zeitung im Mai spontan auf, das Hexenhäusle am Waldrand zur literarischen Gedenkstätte zu machen.

Eine Besichtigung vor wenigen Tagen lässt ihn allerdings wieder zweifeln. "Eine Sanierung wird enorme Summen verschlingen'', befürchtet er. Und Hochbauamtsleiter Stephan Hendel spricht von 200.000 bis 300.000 Mark nur für die Notsanierung des durch Wassereintrag teils völlig verschimmelten Gebälks: "Dann sieht man allerdings noch nichts.'' Für ihn besteht beim Dulk-Häusle dringender Handlungsbedarf: "Ich habe Sorge, dass das bald einfällt.''

Jetzt ist im Rathaus guter Rat teuer. Ein Abriss kommt schon wegen des zu erwartenden Einspruchs vom Landesdenkmalamt nicht in Betracht. Höchstens, und darauf spekuliert Kastner, wenn an gleicher Stelle eine originalgetreue Rekonstruktion der Hütte entstünde. Kastner will allerdings das Relief des fast 1,90 Meter großen Lebemannes, das die Freunde Albert Dulks stifteten, auf jeden Fall erhalten. Stephan Hendel könnte sich indes auch schlicht einen Gedenkstein mit dem Relief Dulks vorstellen. Er befürchtet bei einer Sanierung nicht absehbare und womöglich immense Kosten: "Ich möchte dort kein zweites Altes Rathaus.''

Wie es weitergeht mit dem vier auf drei Meter großen Holzhaus, wird die Bürgermeisterrunde nach den Ferien klären. Ob sie sich zur Sanierung des Sandsteinsockels und des komplett in Handarbeit ausgefachten und verschalten Gebäudes entschließen kann, hängt wohl auch vom Umfang der Zuschüsse ab. Peter Kastner vergießt derweil noch einen weiteren Wermutstropfen: Eine echte literarische Gedenkstätte wäre ohnehin kaum denkbar, weil regelmäßige Öffnungszeiten mangels Personal nicht machbar seien. Aus seiner Sicht käme deshalb auch "eine Konservierung des Dulk-Häusles als Denkmal des Verfalls'' in Betracht.


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