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Rätselraten um Zukunft des Cannstatter
KursaalsVertrag mit der Stadt notariell besiegelt - Denkmalschutz
bleibt letzte HürdeHochbauamt kündigt für Anfang Oktober erste
Planungen für Umbau an - Denkmalschutz setzt enge Grenzen
Eine Verjüngungskur verordneten Stadträte vor
Jahresfrist dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt - und hörten nichts
mehr davon. Das Hochbauamt hat es nicht vergessen und kündigt für
Anfang Oktober erste Planungen an.
VON GERT FACH
Der Große Kursaal, eines der wichtigsten Baudenkmale im
Stadtbezirk, gilt als problematisch. Diesen langen Schlauch vernünftig zu
füllen, ist nur schwer möglich, zumal die Miete vor allem die Kassen
von Vereinen meist über Gebühr belastet. Da dies kaum förderlich
ist für Gerhard Heinze, den Pächter des Gastronomiebetriebs mit der
Gaststätte Alt-Cannstatt, war auch von dieser Seite her die Idee einer
Fortentwicklung nahe liegend. Heinze: "Aber wenn man am Grundriss dieses
großen Saals nichts ändern kann, bleibt er ein Problem.''
Dabei ist die Räumlichkeit besser ausgelastet, als man bei
dieser Sachlage glauben möchte. Nach Angaben des Amts für
Liegenschaften und Wohnen war der große Saal im Jahr 2000 immerhin zu
fast 40 Prozent ausgelastet. Derzeitige Miete: mit Bewirtung durch die
Kursaalgastronomie 560 Mark für fünf Stunden und jede weitere Stunde
60 Mark (insgesamt maximal zwölf Stunden); ohne Gastronomie 900 Mark
für fünf Stunden und 100 Mark für jede weitere Stunde.
Die CDU-Fraktion brachte vor Jahresfrist die Idee eines Umbaus
zum historischen Kongresszentrum ein. Die SPD-Fraktion zielte vor allem hin auf
eine vereinsfreundlichere Nutzung, was eine neue Aufteilung des großen
Saals zum Ziel haben könnte. Doch die Denkmalschützer machen hier
wenig Hoffnung. Heinze schon vor einem Jahr: "Wichtig ist für uns, dass
mehr Leben in den Kursaal kommt, und zwar in Form von Veranstaltungen, die wir
auch bewirtschaften können.'' Noch vor der Sommerpause sollten eigentlich
erste Pläne von Architekten für einen denkbaren Umbau des Kursaals
und bauliche Ergänzungen vorliegen. Dieser Termin hat sich nicht halten
lassen. Wolfgang Matthias, Leiter des städtischen Hochbauamts,
kündigt jetzt diese Pläne für Anfang Oktober an. Mit der
Voruntersuchung und mit der Kostenrechnung ist das Architekturbüro Eckert,
Manthos, Rith und Partner beauftragt. Matthias: "Es geht um den großen
Saal selbst, was an baulichen Veränderungen an der Rückfront des
Kursaals möglich ist, und eine leichte, sehr transparente Überdachung
des Brunnenhofs.'' Geben die Denkmalschützer dazu ihren Segen und kann
sich der Gemeinderat mit den Veränderungen anfreunden, müsste der
Auftrag für ein Raumprogramm und später ein Bauantrag folgen. Dies
wäre noch im Herbst möglich. Ob das Vorhaben bereits bei den
Haushaltsberatungen diskutiert werden kann, ist fraglich. Die angespannte
Finanzlage der Stadt lässt neue Vorhaben eigentlich nicht zu. Der
Planungsauftrag muss, da das Honorar 400000 Mark übersteigt, europaweit
ausgeschrieben werden. |