Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 16.6.2001
Themen des Tages



"Das Kunstgebäude, ein hervorragender Ausstellungsort''

Der Chef des Archäologischen Landesmuseums fordert einen ständigen Standort für sein Haus in der Landeshauptstadt

Die große Troia-Schau ist fast vorbei, und der Veranstalter strahlt. Freilich sind auch Kapazitätsgrenzen deutlich geworden. Daniela Mack hat Dieter Planck, den Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg, nach den Zukunftsplänen gefragt.

Die Troia-Ausstellung hat mehr als 200000 Besucher gelockt. Haben Sie einen solchen Ansturm erwartet?

Mit diesem Erfolg haben wir bei weitem nicht gerechnet. Wir waren von 100000 bis 120000 Besuchern ausgegangen. Das Thema Troia ist zwar bekannt, aber die Ausstellung fordert recht viel. Das Interessante für uns Ausstellungsmacher war, nicht nur Grabungen vorzustellen, sondern auch, wie ein antikes Buch, Homers Ilias, aufgegriffen und umgesetzt wird von den Griechen und Römern bis hin zum Adel im Mittelalter.

Hat das Publikum das goutiert?

Am Anfang war für mich die Frage, ob die Besucher nicht enttäuscht sind. Troia, das muss doch etwas Herausragendes sein, Schliemann, der Schatz des Priamos. Und unser Anspruch ist relativ akademisch gewesen. Aber ich bin überrascht, wie vielen dann, etwa bei den Führungen, doch klar geworden ist, was dahinter steckt.

Viele mussten zunächst erst mal stundenlang in der Schlange ausharren

Ja, wir haben Grenzen erreicht. Teilweise sind sie bis zum Nordausgang des Bahnhofs gestanden, das war eine Katastrophe.

Woran lag's?

Es fehlt an der Infrastruktur. Der Eingangsbereich des Landesbank-Forums müsste viel größer sein. Und es fehlen Ruhezonen.

Ist das Forum nicht schlicht zu klein?

Die Ausstellungsfläche ist mit 2000 Quadratmetern die einzige in ihrer Größe, die zurzeit in Stuttgart verfügbar ist.

Gibt es denn wirklich keine Alternative?

Nicht in dieser Größe. Zumindest müsste man vorhandene Museen ausräumen. Ein hervorragender Standort wäre allerdings das Kunstgebäude. Der Schlossplatz ist einfach der zentrale Platz in Stuttgart. Aber sowohl die städtische Galerie als auch der Württembergische Kunstverein müssten vorübergehend wegen uns ausziehen. Darum haben wir uns schon bei der Alamannenschau bemüht. Wir sind aber nicht reingekommen.

War's das dann?

Als der Gemeinderat kürzlich die Ausstellung besucht hat, da habe ich angeregt, alle Verantwortlichen der Stadt sollten nachdenken, wo man eine Kunsthalle machen kann, in der man eine Ausstellung auch einmal drei Monate lang stehen lassen kann. Man hat meinen Vorstoß zur Kenntnis genommen.

Unterdessen laufen in Ihrem Haus bereits die Planungen für die nächste Schau. Bescheren Sie uns wieder einen Knaller?

Wir haben dem Wissenschaftsministerium vorgeschlagen, die Römer in Obergermanien, also in Südwestdeutschland, Ostfrankreich und der Nordschweiz, vorzustellen. Geplant ist die Schau für 2005.

Und an welchem Ort?

Ich hoffe, dass bis dahin diese Frage geklärt ist. Ich würde gerne auf das Messegelände Killesberg gehen. Die großen Exponate brauchen hohe Hallen. Aber wie gesagt, auch das Kunstgebäude wäre eine gute Alternative.

Wie lange müssen Sie noch mit umgewidmeten Hallen für die Ausstellungen vorlieb nehmen? Wann bekommt Ihr Museum ein eigenes Haus?

Ich hoffe, in den nächsten fünf bis acht Jahren. Aber das ist eine politische Frage, die das Land beantworten muss. Wir sind ein Museum für ganz Baden-Württemberg. Daher muss meiner Meinung nach der Standort Stuttgart heißen. So ist es auch geplant. Aber eben ohne einen konkreten Zeitpunkt. Wir werden auf jeden Fall mit dem Troia-Erfolg im Rücken bei der neuen Landesregierung und dem neuen Minister vorsprechen.

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