"Das Kunstgebäude, ein hervorragender Ausstellungsort''
Der Chef des Archäologischen Landesmuseums fordert
einen ständigen Standort für sein Haus in der
Landeshauptstadt
Die große Troia-Schau ist fast vorbei, und der Veranstalter
strahlt. Freilich sind auch Kapazitätsgrenzen deutlich geworden. Daniela
Mack hat Dieter Planck, den Direktor des Archäologischen Landesmuseums
Baden-Württemberg, nach den Zukunftsplänen gefragt.
Die Troia-Ausstellung hat mehr als 200000 Besucher gelockt.
Haben Sie einen solchen Ansturm erwartet?
Mit diesem Erfolg haben wir bei weitem nicht gerechnet. Wir waren
von 100000 bis 120000 Besuchern ausgegangen. Das Thema Troia ist zwar bekannt,
aber die Ausstellung fordert recht viel. Das Interessante für uns
Ausstellungsmacher war, nicht nur Grabungen vorzustellen, sondern auch, wie ein
antikes Buch, Homers Ilias, aufgegriffen und umgesetzt wird von den Griechen
und Römern bis hin zum Adel im Mittelalter.
Hat das Publikum das goutiert?
Am Anfang war für mich die Frage, ob die Besucher nicht
enttäuscht sind. Troia, das muss doch etwas Herausragendes sein,
Schliemann, der Schatz des Priamos. Und unser Anspruch ist relativ akademisch
gewesen. Aber ich bin überrascht, wie vielen dann, etwa bei den
Führungen, doch klar geworden ist, was dahinter steckt.
Viele mussten zunächst erst mal stundenlang in der
Schlange ausharren
Ja, wir haben Grenzen erreicht. Teilweise sind sie bis zum
Nordausgang des Bahnhofs gestanden, das war eine Katastrophe.
Woran lag's?
Es fehlt an der Infrastruktur. Der Eingangsbereich des
Landesbank-Forums müsste viel größer sein. Und es fehlen
Ruhezonen.
Ist das Forum nicht schlicht zu klein?
Die Ausstellungsfläche ist mit 2000 Quadratmetern die
einzige in ihrer Größe, die zurzeit in Stuttgart verfügbar
ist.
Gibt es denn wirklich keine Alternative?
Nicht in dieser Größe. Zumindest müsste man
vorhandene Museen ausräumen. Ein hervorragender Standort wäre
allerdings das Kunstgebäude. Der Schlossplatz ist einfach der zentrale
Platz in Stuttgart. Aber sowohl die städtische Galerie als auch der
Württembergische Kunstverein müssten vorübergehend wegen uns
ausziehen. Darum haben wir uns schon bei der Alamannenschau bemüht. Wir
sind aber nicht reingekommen.
War's das dann?
Als der Gemeinderat kürzlich die Ausstellung besucht hat, da
habe ich angeregt, alle Verantwortlichen der Stadt sollten nachdenken, wo man
eine Kunsthalle machen kann, in der man eine Ausstellung auch einmal drei
Monate lang stehen lassen kann. Man hat meinen Vorstoß zur Kenntnis
genommen.
Unterdessen laufen in Ihrem Haus bereits die Planungen
für die nächste Schau. Bescheren Sie uns wieder einen
Knaller?
Wir haben dem Wissenschaftsministerium vorgeschlagen, die
Römer in Obergermanien, also in Südwestdeutschland, Ostfrankreich und
der Nordschweiz, vorzustellen. Geplant ist die Schau für 2005.
Und an welchem Ort?
Ich hoffe, dass bis dahin diese Frage geklärt ist. Ich
würde gerne auf das Messegelände Killesberg gehen. Die großen
Exponate brauchen hohe Hallen. Aber wie gesagt, auch das Kunstgebäude
wäre eine gute Alternative.
Wie lange müssen Sie noch mit umgewidmeten Hallen
für die Ausstellungen vorlieb nehmen? Wann bekommt Ihr Museum ein eigenes
Haus?
Ich hoffe, in den nächsten fünf bis acht Jahren. Aber
das ist eine politische Frage, die das Land beantworten muss. Wir sind ein
Museum für ganz Baden-Württemberg. Daher muss meiner Meinung nach der
Standort Stuttgart heißen. So ist es auch geplant. Aber eben ohne einen
konkreten Zeitpunkt. Wir werden auf jeden Fall mit dem Troia-Erfolg im
Rücken bei der neuen Landesregierung und dem neuen Minister
vorsprechen.
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