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Römer, kommt!
Die Bilder sind beeindruckend gewesen. Da standen sie in
Zweierreihen vom Landesbank-Forum bis zum Nordausgang des Hauptbahnhofs. Sie
trotzten strömendem Regen und stechender Sonne. Und das alles, um ein paar
alte Scherben sehen zu können und sich durch Unmengen kulturhistorischer
Erläuterungen lesen zu müssen. Böse Zungen behaupten ja immer
wieder, die Schlange allein treibe die Menschen in solche Ausstellungen. Nach
dem Motto: wenn draußen alle so lange anstehen, dann muss ja drinnen
etwas ganz Besonderes warten. Und es soll sogar Menschen geben, die einfach nur
das Gefühl genießen, auch dabei zu sein.
Diese Spezies dürfte aber bei der Troiaschau in der
Minderheit gewesen sein. Freilich gab es Schüler, die unfreiwillig mit
Homer und Co. Bekanntschaft machten und diesem Umstand auch lautstark Ausdruck
verliehen. Aber der Großteil der Besucher - insgesamt fast eine
Viertelmillion - kam aus Interesse am Sujet. Troia zieht fraglos, da fallen
Schlagworte wie der heldenhafte Achilles, die schöne Helena, das
Troianische Pferd, und dann natürlich Schliemann und der sagenhafte Schatz
des Priamos. In der Ausstellung ging es aber nicht nur um das homersche Troia,
sie hatte durchaus akademischen Anspruch: Es ging um die Folgen der Ilias bis
in die Neuzeit. Und wer in der Ausstellung war, hat gemerkt, dass sich die
Besucher Zeit genommen haben. Viele haben eine neues Troiabild nach Hause
genommen. Das lässt auf eine ebenso spannende Römer-Ausstellung
hoffen (siehe Interview auf dieser Seite).
Dann rennt das Publikum vermutlich zu den Römern. Doch viel
schöner wäre es, die Römer kämen zum Publikum, mitten in
die Stadt, möglichst auf den Schlossplatz. Man stelle sich vor: nicht mehr
gar so lange Schlangen, mehr Platz rund um die Exponate, ein Raum zum Ausruhen,
ein Café für ein Päuschen, eine großzügig bemessene
Garderobe, Schließfächer statt der Container für die
Rucksäcke. Und drum herum ein Römerfest, ausgetragen von den
Kulturleuten aus Stadt und Land. Zeit ist ja noch genug bis 2005. Verschlafen
gilt diesmal nicht. Von Daniela Mack
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