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der Stuttgarter Zeitung vom 18.8.2001 |
Ein Kuhstall über dem geplanten Weltkulturerbe LimesLandesdenkmalamt kritisiert Baugenehmigung für einen Landwirt - Schwere Vorwürfe gegen Waiblinger Landratsamt erhoben WELZHEIM. Der römische Grenzwall Limes zieht sich kilometerweit über die Markung von Welzheim (Rems-Murr-Kreis). Im Ortsteil Eckartsweiler wird künftig ein Gülletank in dem Verteidigungsgraben gluckern. Das Landesdenkmalamt ist empört. Von Ottmar Letzgus Der Unmut der Stuttgarter Denkmalschützer trifft das Waiblinger Landratsamt. Die Behörde genehmigte den Antrag eines Landwirts, der auf seinem Hof einen neuen Stall und eine Güllegrube bauen will. Bei dem bäuerlichen Anwesen handelt es sich um historisch sensibles Gelände, denn mittendurch verläuft der Limes. Der Kuhstall wird, so sehen es die Pläne vor, über dem Grenzwall entstehen und der Gülletank soll im römischen Verteidigungsgraben versenkt werden. Das Welzheimer Rathaus erteilte sein Einvernehmen und auch das Waiblinger Landratsamt hatte als zuständige Baurechts- und untere Denkmalbehörde keine Einwände, der Landwirt erhielt die begehrte Genehmigung. Beim Landesdenkmalamt in Stuttgart freilich schlug man die Hände über dem Kopf zusammen, als man von der Sache erfuhr. Der Grund: der Limes soll zum Weltkulturerbe erhoben werden und das Landesdenkmalamt ist die koordinierende Dienststelle. Andreas Thiel, Archäologe beim Landesdenkmalamt und ausschließlich für den Limes zuständig, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Waiblinger Kreisadministration. ,,Wir wurden zu dieser Sache nicht gehört'', sagt Thiel. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der Landwirt keine Baugenehmigung bekommen. Da diese erteilt worden sei, genieße nun der Antragsteller Rechtsschutz. Das Landratsamt stellt den Fall anders dar, alles sei in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt in Stuttgart gelaufen, so Pressesprecherin Bettina Glas. In einer Art Noteinsatz haben Mitarbeiter des Denkmalamts die Baugrube unter die Lupe genommen und zeichnerisch sowie fotografisch festgehalten. Wenn dieses Teilstück schon nicht in natura zu erhalten sei, dann wenigstens als Dokumentation, so Andreas Thiel. Ein Vermessungsingenieur sammelte alle wichtigen Daten, um später daraus eine 3-D-Computeranimation herzustellen. Deutlich zu erkennen waren bei dem Noteinsatz die Konturen der V-förmigen Vertiefung entlang des Limes. Andreas Thiel ist für die vier Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz der Koordinator, der die formalen Voraussetzungen schaffen soll, damit der Limes von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt werden kann. In zwei Jahren soll der Antrag stehen. Für Thiel ist es keine Frage, dass der baden-württembergische Teil des Limes der am besten erhaltene Abschnitt ist. Er hofft natürlich, dass sich der Vorfall in Eckartsweiler nicht negativ auf seinen Limes-Antrag auswirken wird. Der Archäologe sieht die zunehmende Gefahr einer Überbauung des römischen Grenzwalls. Deshalb will er künftig noch enger mit den Baurechtsbehörden zusammenarbeiten, ,,diese Lehre ziehe ich aus dem Eckartsweiler Vorgang''. So etwas dürfe sich jedenfalls nicht wiederholen.
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