Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 6.9.2001
Südwestdeutsche Zeitung



Hungerkur für die Denkmalpflege

Haushalt der Sonderbehörde wird unter Umständen um bis zu 20 Prozent schrumpfen

Als Beitrag zur Konsolidierung des baden-württembergischen Landeshaushalts soll der Etat der Denkmalpflege in den nächsten zwei Jahren um 18 Millionen Mark schrumpfen. Das sieht der Sparplan des Wirtschaftsministeriums vor.

Von Martin Geier

Rechtzeitig und vor allem passend zum Tag des offenen Denkmals an diesem Wochenende haben es die Denkmalpfleger im Land schwarz auf weiß. Schmalhans wird zum Küchenmeister, der Gürtel muss gleich um zwei Löcher enger geschnallt werden. Um auch einen Beitrag zur Konsolidierung des nächsten Doppelhaushalts zu leisten, soll die Denkmalbehörde Einsparungsverpflichtungen von insgesamt 18 Millionen Mark erfüllen. Das würde eine Reduzierung des Denkmaletats um gut 20 Prozent bedeuten. Dies geht aus einem Schreiben des Mitarbeiters des Wirtschaftsministeriums und Präsidenten des Landesdenkmalamtes, Dieter Planck, an die Abteilungen 1 bis 3 und die Referate 11 bis 35 hervor.

Noch vor fünf Wochen verkündeten Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) und Amtschef Planck mit gewisser Zuversicht, dass sich der Denkmaletat heuer wieder der 40-Millionen-Mark-Linie nähere und das Tief der vergangenen Jahre hinter sich gelassen habe. Döring wusste schon damals, dass sein Ministerium mit 174 Millionen Mark an dem Sparprogramm der Regierung von insgesamt 1,5 Milliarden Mark beteiligt ist. In der Vorahnung, dass auch die Denkmalpfleger wieder Federn lassen müssten, hoffte er auf Gelder der Landesstiftung für Sorgenkinder. Doch so viele Mittel aus den Privatisierungserlösen der Energie Baden-Württemberg können gar nicht fließen, damit die Konservatoren aus der Bredouille kommen.

"Der größte Teil dieser Beträge (Einsparungen) muss bei den Zuschüssen zur Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen erbracht werden'', schreibt Planck an seine Mitarbeiter und fügt hinzu, dass der restriktive Haushaltsvollzug "ab sofort'' zu gelten habe. Außerdem müsse in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Ausgabeverpflichtungen für die kommenden Jahre unabweisbar seien. Im Klartext heißt das, dassauch Daueraufgaben wie die Sanierung des Ulmer und des Freiburger Münsters oder der Heilbronner Kilianskirche, aber auch die staatlichen Beihilfen für den Erhalt des Schlösschens im Wertheimer Eichelhofgarten auf dem Prüfstand stehen. Die Einsparungen betreffen ebenfalls die Einstellung von befristeten Mitarbeitern für archäologische Grabungen sowie größere Publikationen.

Damit sei endgültig klar, heißt es im Denkmalamt, wie wenig Wert man der Sonderbehörde in der Politik beimesse. Tatsächlich scheint das einst angesehene Amt noch mehr ins Abseits zu geraten, was der betrieblichen Atmosphäre nicht förderlich ist. Plancks Brief endet mit dem Satz, "ich bitte für diese Maßnahmen um Ihr Verständnis''. Das dürfte tatsächlich kaum der Fall sein.

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