Hungerkur für die Denkmalpflege
Haushalt der Sonderbehörde wird unter Umständen
um bis zu 20 Prozent schrumpfen
Als Beitrag zur Konsolidierung des baden-württembergischen
Landeshaushalts soll der Etat der Denkmalpflege in den nächsten zwei
Jahren um 18 Millionen Mark schrumpfen. Das sieht der Sparplan des
Wirtschaftsministeriums vor.
Von Martin Geier
Rechtzeitig und vor allem passend zum Tag des offenen Denkmals an
diesem Wochenende haben es die Denkmalpfleger im Land schwarz auf weiß.
Schmalhans wird zum Küchenmeister, der Gürtel muss gleich um zwei
Löcher enger geschnallt werden. Um auch einen Beitrag zur Konsolidierung
des nächsten Doppelhaushalts zu leisten, soll die Denkmalbehörde
Einsparungsverpflichtungen von insgesamt 18 Millionen Mark erfüllen. Das
würde eine Reduzierung des Denkmaletats um gut 20 Prozent bedeuten. Dies
geht aus einem Schreiben des Mitarbeiters des Wirtschaftsministeriums und
Präsidenten des Landesdenkmalamtes, Dieter Planck, an die Abteilungen 1
bis 3 und die Referate 11 bis 35 hervor.
Noch vor fünf Wochen verkündeten Wirtschaftsminister
Walter Döring (FDP) und Amtschef Planck mit gewisser Zuversicht, dass sich
der Denkmaletat heuer wieder der 40-Millionen-Mark-Linie nähere und das
Tief der vergangenen Jahre hinter sich gelassen habe. Döring wusste schon
damals, dass sein Ministerium mit 174 Millionen Mark an dem Sparprogramm der
Regierung von insgesamt 1,5 Milliarden Mark beteiligt ist. In der Vorahnung,
dass auch die Denkmalpfleger wieder Federn lassen müssten, hoffte er auf
Gelder der Landesstiftung für Sorgenkinder. Doch so viele Mittel aus den
Privatisierungserlösen der Energie Baden-Württemberg können gar
nicht fließen, damit die Konservatoren aus der Bredouille kommen.
"Der größte Teil dieser Beträge (Einsparungen)
muss bei den Zuschüssen zur Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen
erbracht werden'', schreibt Planck an seine Mitarbeiter und fügt hinzu,
dass der restriktive Haushaltsvollzug "ab sofort'' zu gelten habe.
Außerdem müsse in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die
Ausgabeverpflichtungen für die kommenden Jahre unabweisbar seien. Im
Klartext heißt das, dassauch Daueraufgaben wie die Sanierung des Ulmer
und des Freiburger Münsters oder der Heilbronner Kilianskirche, aber auch
die staatlichen Beihilfen für den Erhalt des Schlösschens im
Wertheimer Eichelhofgarten auf dem Prüfstand stehen. Die Einsparungen
betreffen ebenfalls die Einstellung von befristeten Mitarbeitern für
archäologische Grabungen sowie größere Publikationen.
Damit sei endgültig klar, heißt es im Denkmalamt, wie
wenig Wert man der Sonderbehörde in der Politik beimesse. Tatsächlich
scheint das einst angesehene Amt noch mehr ins Abseits zu geraten, was der
betrieblichen Atmosphäre nicht förderlich ist. Plancks Brief endet
mit dem Satz, "ich bitte für diese Maßnahmen um Ihr
Verständnis''. Das dürfte tatsächlich kaum der Fall sein.
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