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Im Südwesten

Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 23.08.2003

 


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Denkmale im Land - eine Bestandsaufnahme, Teil eins

Schulden belasten das einstige Brauhaus


 
Der Besitzerin fehlt das Geld, und auch der Abriss des Gebäudes in Bad Herrenalb ist keine Lösung
 
Die Klosterbrauerei Mönch in Bad Herrenalb ist in jeder Beziehung ein Kleinod. Bis vor vier Jahren wurde dort noch nach alter Väter Sitte Bier gebraut. Doch den Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses erdrücken die Schulden.

Von Martin Geier

Von außen sieht die Klosterbrauerei in Bad Herrenalb aus wie ein zu groß geratenes Schwarzwaldhaus. Hohe Geschosse mit großen Fenstern, ein Krüppelwalmdach, eine Widerkehr mit Ladeluke, all das deutet auf einen Gewerbebau des frühen 20. Jahrhunderts. In den Hang hineingebaut mit kühlen, feuchten Kellern und am Ortsausgang Richtung Karlsruhe gelegen, sollte sich die Brauerei absichtlich nicht sonderlich von den übrigen Häusern des Städtchens abheben. Die Architekten jener Zeit haben noch auf ihre Umgebung Rücksicht genommen, sich eingefügt und angepasst. Proper sieht sie aus, die alte Klosterbrauerei Mönch, doch der Schein trügt. Vor allem die Schulden drücken die Erben, und die Stadt blockiert den Verkauf, was diese aber vehement bestreitet.

Kaum zu glauben, dass in dieser Brauerei noch bis vor vier Jahren Bier gebraut wurde - mit Gerätschaften, die fast alle hundert Jahre auf dem Buckel haben. Aus dem Faller-Modellbaukasten könnte das Industriedenkmal zusammengesetzt sein und ausgerüstet mit den ersten Märklin-Dampfmaschinen. Tatsächlich liefert ein zentraler Dampfkessel, Baujahr 1908, die Kraft für alle Transmissionen und Rädchen in den umliegenden Räumen. Auch wenn sich mittlerweile Staub über Maschinen und Riemen gelegt hat, vom Braukessel bis zum Kühlschiff unter dem Dach ist technisch alles im Topzustand - sozusagen ein betriebsbereites Museum.

Doch wie bei allen Gebäuden, die nicht mehr bewirtschaftet werden, schleichen sich auch in der ehemaligen Klosterbrauerei Bauschäden ein, die dringend behoben werden müssten. Dazu fehlt der Erbin, Johanna Nofer, das Geld. "Die Schulden fressen mich auf", sagt sie. Sie hat sie mit der Brauerei von ihrer Schwiegermutter geerbt, ihr Mann, der Braumeister, ist gesundheitlich schwer angeschlagen. Jeden Monat muss sie 20 000 Euro an Schuldzinsen aufbringen. Die Brauerei würde sie verkaufen, das klappt aber nicht, weil deren Kapazität zu gering ist und die Instandsetzungskosten zu hoch sind.

Die Brauerei will die Erbin andererseits liebend gern für ihre Kinder erhalten und dafür oberhalb des fast idyllisch gelegenen Industriedenkmals an der Bleichstraße Wiesen als Baugrundstücke verkaufen. Da es aber keinen gültigen Bebauungsplan gibt, ist an Verkauf nicht zu denken.

Derweil wächst bei der Besitzerin der Zorn über die Stadtverwaltung und noch mehr die Ohnmacht gegenüber dem eigenen Unvermögen, den Schuldenberg abzutragen.

Der Bad Herrenalber Bürgermeister Manfred Renz gesteht zumindest ein, dass der Bebauungsplan "gerade" geändert werde. Darin sieht Renz eine Chance für den potenziellen Investor, der jetzt noch seine Wünsche formulieren könne. Doch darum geht es Johanna Nofer gar nicht. Sie möchte das Denkmal behalten und die Schulden abtragen. In diesem Bestreben sieht sie sich von der Stadt ausgebremst. Dem Karlsruher Denkmalschützer Ulrich Boeying macht die Bad Herrenalber Klosterbrauerei erhebliches Kopfzerbrechen. "Allein finde ich da keinen Ausweg mehr, dieses bemerkenswerte Gebäude zu retten", sagt Boeying. Er wandte sich an den Stuttgarter Landeskonservator Michael Goer. Der war beeindruckt von der kompletten Ausstattung der Brauerei. Ohne Nutzungskonzept sieht Goer im Augenblick aber auch wenig Chancen für eine Rettung. So scheint das Schicksal der Klosterbrauerei besiegelt. Die Eigentümerin hat weder Geld, das Gebäude zu sanieren, noch Geld, es abzubrechen. Stellte sie nämlich einen Abbruchantrag, würde Boeying ihn kaum befürworten.
 
23.08.2003 - aktualisiert: 23.08.2003, 05:05 Uhr

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