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REGION STUTTGART 9.8.1999



Kelten, Gallier, Galater: So lebten sie einst

Beim zweiten Keltenfest in Hochdorf waren die Demonstrationen keltischen Lebens wieder Hauptattraktion

Eberdingen, Kreis Ludwigsburg - Die Kelten waren zwar nicht da. Aber Fachleute und Freunde der keltischen Kultur trafen sich am Wochenende beim Keltenmuseum und brachten tausenden von Besuchern keltisches Leben und Arbeiten näher.

VON LOTTE SCHNEDLER

Es war nach 1996 das zweite Fest rund um den Keltenfürsten, der vor 2500 Jahren im heutigen Eberdingen-Hochdorf mit großem Pomp begraben wurde. Wieder waren die Demonstrationen an 19 Ständen unter Zeltdächern die Hauptattraktion. Und viele trugen Erinnerungen heim, von der keltischen Münze, die Eugen Stauß vom Landesdenkmalamt frisch vor den Augen der Zuschauer prägte, bis zu Handgewebtem und -geflochtenem. Denn das Fest soll nicht nur, auch durch das von der Stuttgarter Hofbräu AG eigens gebraute und gestiftete Keltenbier, Geld fürs Museum und das gerade entstehende Keltengehöft neben dem Museum bringen, sondern auch neue Freunde und Mitglieder im Förderverein. Die am weitesten angereisten Gäste aus Biskupin in Polen, die das Ziehen von Birkenteer und das Weben vorführten, nahmen das größte Geschenk mit: für die Feuerwehr daheim ein in Eberdingen ausgemustertes Feuerwehrfahrzeug.

Kelten verbinden nicht nur über Ländergrenzen (die alten Römer nannten sie übrigens Gallier, und in der Bibel heißen sie Galater, an die Paulus einen Brief schrieb). Der Keltenfürst von Hochdorf hat posthum Freunde von Hamburg über Mainz bis Nürnberg angezogen: Aus der bayerischen Stadt zeigen die Brüder Thomas und Hans Trauner sowie Ingrid Wigner von der Naturhistorischen Gesellschaft, was die Keltinnen und Kelten so brauchten an Jagdwaffen, Werkzeugen und Schmuck. Ara Republika aus Mainz demonstrierte Textilverarbeitung. Und der promovierte Archäologe Frank Andraschko vom Archäologischen Institut an der Uni Hamburg stellte mit Kollegen vor, was ma n in Kursen alles über Kelten lernen kann. Unweit von ihrem Zeltstand wieder etwas ganz anderes: Der promovierte Archäobotaniker Hans-Peter Stika von der Uni Hohenheim zeigte, was die Kelten anbauten, wie sie mühsam die Körner zerkleinerten und wie die Dinkelfladen schmeckten.

Am Wochenende schwebten nicht nur keltische Harfenklänge der jungen Christina Jürgens aus Erdmannhausen über das Gelände, vielmehr wuchs das keltische Gehöft auch ein wenig: Der Renninger Restaurator im Zimmererhandwerk, Jürgen Lauffer, demonstrierte mit Beil und Stemmeisen, wie die Kelten einst ein Holzhaus bauten.

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