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Kreis Ludwigsburg

Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 11.07.2003

 


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Die kleine Keltenfrau weist den Weg


 
Die Arbeitsgemeinschaft Grünes Strohgäu eröffnet am Wochenende den neuen Keltenradweg
 
EBERDINGEN. Radfahrer können sich vom kommenden Wochenende an auf die Spuren der Kelten begeben. Die Arbeitsgemeinschaft Grünes Strohgäu eröffnet den neuen Keltenradweg. Er führt auf 30 Kilometer Länge an die wichtigsten Stätten frühkeltischer Zeit im Landkreis.

Von Eberhard Wein

Wer auf dem Hohenasperg steht, der hat an klaren Tagen Blickkontakt: zur Katharinenlinde bei Schwieberdingen, zum Römerhügel bei Hochdorf/Enz und zum nahe gelegenen Aspergle sowieso. "Das hat System", sagt Simone Stork, die Leiterin des Hochdorfer Keltenmuseums. Genau genommen haben die vielen keltischen Fundstellen in der Umgebung den Archäologen sogar überhaupt erst verraten, dass der Demokratenbuckel, wie der Hohenasperg wegen seiner Rolle in der 48er Revolution gerne genannt wird, eine überaus aristokratische Vergangenheit besitzt. Simone Stork und ihre Kollegen vom Landesdenkmalamt wissen heute: "Hier war der Fürstensitz." Der Hohenasperg galt im sechsten Jahrhundert vor Christus als ein wichtiges Machtzentren im Keltenreich.

Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Dennoch lässt die Arbeitsgemeinschaft Grünes Strohgäu den Keltenweg an ebendieser Stelle starten. Von hier aus geht es über Möglingen, Schwieberdingen und das Hochdorfer Keltengrab in Eberdingen bis nach Ditzingen. Ziel ist der keltische Krieger in Hirschlanden. Insgesamt steuern die Radfahrer auf der 30 Kilometer langen Strecke neun Zeugnisse keltischer Kultur an. Schautafeln mit kurzen Texten klären jeweils vor Ort über die Fundstellen auf.

Höhepunkt der Tour, die auch als 55 Kilometer langer Rundkurs gefahren werden kann, ist der Besuch im Keltenmuseum in Hochdorf bei Eberdingen. "Wir fassen die Informationen zusammen, die auf dem Keltenweg gewonnen wurden", sagt Simone Stork. Dabei werden nicht nur Fundstücke präsentiert. Vielmehr wollen die Museumsmacher den Besuchern einen Eindruck vermitteln, "wie sich das Leben damals angefühlt hat", sagt Simone Stork.

Für den keltischen Fürsten wäre die Reise auf dem Keltenweg beschwerlich gewesen. Zwei kleinwüchsige Pferde hätten den Wagen des Fürsten auf holprigen Wegen und hinunter ins Glemstal ziehen müssen. "Die Kelten hatten wohl Straßen, aber die waren nicht so gut befestigt wie bei den Römern", sagt Simone Stork. Heute führt der Keltenweg über gut ausgebaute Wege, die schon in der Vergangenheit zum Radwegenetz des Landkreises gehörten. Neu ist jedoch, dass spezielle Schilder den Weg weisen. Auf ihnen fungiert eine kleine Frauenfigur, die so genannte Klinenträgerin, die auch für das Keltenmuseum wirbt, als Erkennungsmerkmal. Zusätzlich lässt die Arbeitsgemeinschaft eine spezielle Radwegekarte drucken, die bei der Eröffnung in Schwieberdingen und auch im Keltenmuseum ausgelegt wird. Zum Grünen Strohgäu haben sich unter der Federführung des Ludwigsburger Landratsamts die Städte und Gemeinden Asperg, Ditzingen, Eberdingen, Gerlingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Markgröningen, Möglingen und Schwieberdingen sowie Leonberg aus dem Kreis Böblingen zusammengeschlossen.

Auch wenn der Keltenweg am Sonntag von Landrat Rainer Haas, den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden des Strohgäus und den Vertretern des Landesdenkmalamts feierlich eingeweiht wird, so ist der Weg zu diesem Zeitpunkt doch noch nicht ganz fertig. Im Pfaffenwäldle bei Hochdorf beginnen im Herbst neue Grabungen. Hier soll ein Gräberfeld, das vor 100 Jahren nur teilweise untersucht wurde, jetzt freigelegt werden. "Wir wissen noch nicht genau, was wir finden werden", sagt Simone Stork. Mit der Formulierung der betreffenden Tafel soll deshalb noch gewartet werden. Ebenso sollen die Anfangs- und Endtafeln beim Hohenasperg und beim Parkplatz des Hirschlander Kriegers erst aufgestellt werden, wenn die Grabung im Pfaffenwäldle abgeschlossen ist.

Der Keltenweg ist nach dem Glems-Mühlen-Weg der zweite Radweg des Grünen Strohgäus. Er wird am Sonntag, 13. Juli 2003, 11 Uhr im Rathaus Schwieberdingen eröffnet. Danach radelt die Festgesellschaft zum Keltenmuseum in Hochdorf/Enz. Im Gehöft des Museums wird die Tübinger Keltengruppe Carnyx keltische Spezialitäten anbieten.
 
11.07.2003 - aktualisiert: 12.07.2003, 05:03 Uhr

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