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Neue
Ausstellung im Keltenmuseum
Exportschlager aus Hochdorf
Spitzenleistungen des keltischen Handwerks auch am Mittelmeer
gefragt
EBERDINGEN-HOCHDORF, Kreis Ludwigsburg. Auch gutlaufende Museen
wie das Hochdorfer
Keltenmuseum, das im Jahresschnitt 35000 Eintrittskarten
verkauft, müßten ihren Besuchern immer wieder etwas
Neues bieten, hat Bürgermeister Rolf Fetzer bei der
Vorstellung der neuen Attraktionen erklärt. An Sehenswertem
aus der Keltenzeit herrscht in Hochdorf kein Mangel. Die neue
Ausstellung ¸¸Keltisches Handwerk'', bis Mitte Oktober
zu sehen, beruht auf neuen Entdeckungen, die bei den Ausgrabungen
in Hochdorf 1990/91 und in der Nähe des Fürstengrabhügels
1996/97 gemacht wurden.
Die Grabungen 1997 in Flur Lienle, die von Karen Schmitt
geleitet wurden, die nun auch die Ausstellung des
Landesdenkmalamts arrangiert hat, brachte überraschend viele
Funde von Bronzegießereien und Eisenschmieden der Kelten zum
Vorschein. Schon immer hatten sich die Archäologen gefragt,
erläuterte Landeskonservator Jörg Biel, was wohl die
griechischen und etruskischen Händler aus dem
Mittelmeergebiet nach Hochdorf gelockt haben mag. Einflüsse
aus dem Süden bis hin zu neuen, hier zuvor nicht bekannten
Tierarten sind so zahlreich nachweisbar, daß man von einem ¸¸massiven
wirtschaftlichen Interesse'' (Biel) an den Produkten der
angeblichen Barbaren sprechen muß. Für die Waren aus
den Hochkulturen der Antike, die Händler vor rund
zweieinhalbtausend Jahren nach Mitteleuropa brachten und von denen
sich Reste in keltischen Gräbern und Siedlungen wiederfanden,
mußte schließlich ¸¸bezahlt'' worden sein.
Geld kam nicht in Frage, es mußten heimische Produkte
gewesen sein. Und hier kommt das keltische Handwerk ins Spiel, das
in manchen Bereichen offenbar Weltspitze war.
Exportschlager waren wohl einige hochwertige Textilien, für
die Beispiele aus Hochdorf in der Ausstellung zu sehen sind. Es
sind farbkräftige, höchst kompliziert gewobene Stoffe
und Stoffborten - sogenannte Brettchenweberei. Dabei werden mit
bis zu 16 Webbrettchen, die je vier Fäden führen, durch
Kippen und Drehen der Brettchen in einer exakten Reihenfolge
raffinierte Muster erzeugt, die als Spitzenleistungen der
Textilkunst gelten. Man wundert sich, daß dies damals ohne
Computerprogramm möglich war. Im Spinnen, Weben und Färben
waren die Kelten Meister, so feine Textilien herstellen konnte
nicht jeder. Heute sind - umgekehrt - feine italienische Tuche bei
uns begehrt, damals waren es die keltischen.
Die Metallverarbeitung war wohl ein zweiter Bereich, in dem die
Kelten über Spitzenhandwerker verfügten. Unzählige
zweiteilige Schmelztiegel - der größte Fundkomplex
bisher - sind bei der Lehrgrabung im Lienle entdeckt worden und
lassen auf eine ausgedehnte Bronzegießerei schließen.
In der Ausstellung wird gezeigt, wie das vor sich gegangen ist.
Bereits bei der Untersuchung der Funde aus dem keltischen Fürstengrab,
die im Württembergischen Landesmuseum Maßstäbe
setzend vorgenommen wurde, hatte sich zur Überraschung aller
erwiesen, daß die hochgerühmten griechisch-etruskischen
Bronzegießer wahre Stümperarbeit geleistet hatten im
Vergleich zu ihren keltischen Kollegen. Einer der drei Löwen
auf dem Löwenkessel war in Hochdorf nachgegossen worden. Er
sieht weniger hübsch aus, ist aber technisch perfekt gemacht.
Auch Eisenschmieden sind nachgewiesen in Hochdorf. Die hohe
Schmiedekunst der Kelten demonstrieren etwa die eisernen Beschläge
am fürstlichen Zeremonienwagen. Biel: ¸¸Schmiedetechnisch
vom Feinsten.''
An Relikten keltischer Handwerker sind in der Ausstellung noch
Briquetage-Ziegel zu sehen, in denen aus Sole das Salz gesotten
und dann zum Verbraucher transportiert wurde. Auch Keramik,
vielfach schon auf der schnelldrehenden Töpferscheibe
produziert, gehört dazu. Den Nachbau eines Töpferofens
in Originalgröße hat Horst Rösske so
angeschnitten, daß man die Funktionsweise mit Feuerraum, Heißluftkanal,
Lochtenne und zu öffnender Kuppel erkennen kann. Der Ofen
dominiert den Raum mit den sonst meist kleinteiligen Exponaten.
Der Nachbau einer Töpferscheibe soll noch folgen.dka
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