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Das abgebrannte Keltenhaus wird wieder aufgebaut Arbeiten
am Hochdorfer
Freilichtmuseum gehen trotz Rückschlags weiter- Der Brandstifter ist
noch nicht ermittelt
Fotos
EBERDINGEN-HOCHDORF. Einen Monat nach der Zerstörung des
Keltenhauses in Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) ist der Brandstifter noch nicht
ermittelt. Der Wiederaufbau ist jedoch beschlossene Sache.
Von Dieter Kapff
"Der Schock sitzt tief'', beschreibt Eberdingens
Bürgermeister Rolf Fetzer die Gemütslage im Ort. Das ganze Dorf ist
betroffen. Nach anfänglicher Zurückhaltung, ja Ablehnung einzelner
war die Skepsis gegenüber dem Vorhaben, neben dem
Keltenmuseum am
originalen Standort ein keltisches Gehöft zu errichten, mit wachsendem
Baufortschritt lebhafter Zustimmung gewichen. Das wuchtige, 140 Quadratmeter
große strohgedeckte keltische Bauernhaus, das den Kern des neuen
Freilichtmuseums bilden soll, hatte zuletzt alle überzeugt und
beeindruckt. Am Tag bevor die polnischen Handwerker am Dach letzte Hand
anlegen wollten und das Bauwerk ganz winterfest gewesen wäre, hat ein
Feuerteufel in den frühen Morgenstunden des ersten Advents einen Brand
gelegt. Das Keltenhaus wurde ein Raub der Flammen. Die Hitzeentwicklung war
dabei so groß gewesen, daß auch der Baukran daneben in
Mitleidenschaft gezogen wurde. Eine Aluminiumleiter zerschmolz zu
unregelmäßigen Flarren - wie wenn einer Silberpapier auf den Boden
gelegt hätte. Vom Brandstifter fehlt noch jede Spur. Daß es sich
um Brandstiftung handelt, ist jedoch sicher. Irgend jemand hat offenbar
Spaß daran, wenn es brennt. Im Juli war es eine Scheuer am Ortsrand, in
der alte landwirtschaftliche Geräte aufgestellt waren, ein andermal ein
Schweinestall am entgegengesetzten Ende des Dorfs. Von "drei bis vier
Fällen von Brandstiftung'' weiß Bürgermeister Fetzer zu
berichten, die nur deshalb nicht zum großen Schadfeuer wurden, weil die
Brände rechtzeitig entdeckt wurden. In Eberdingen-Hochdorf will man
trotz des herben Rückschlags an dem Projekt festhalten. Einstimmig hat der
Gemeinderat beschlossen, das Keltenhaus wieder aufzubauen. Zum Glück war
der Nachbau versichert, so hat die Gemeinde nicht den ganzen Schaden zu tragen.
"Die tatsächlichen Aufbaukosten'', die Fetzer auf 200.000 bis 250.000 Mark
schätzt, wird die Versicherung übernehmen. Mehrkosten entstehen
allerdings durch höhere Aufwendungen für Sicherheitsmaßnahmen.
Ein hoher Zaun soll schon vor dem Neuaufbau errichtet, Bewegungsmelder und eine
Alarmanlage sollen installiert werden. Im Frühjahr will die Gemeinde eine
Spendenkampagne für das Freilichtmuseum starten.
"Leider wird das Haus bis zu unserem großen Keltenfest im
Sommer nicht fertig sein'', bedauert der Bürgermeister. Zwar ist mit dem
Einschlag von Bauholz, 70 Festmeter Eiche, begonnen worden und die
spezialisierten polnischen Handwerker haben zugesagt, wieder helfen zu wollen,
wenn sie eine Arbeitserlaubnis für Deutschland erhalten. Doch kann vor dem
Herbst das Langstroh für das Dach nicht beschafft werden. Weitergehen
wird die Arbeit, wenn auch mit reduzierter Mannschaft, am Bau des Grubenhauses
und des kleinen Hochspeichers. Allerdings, auch hierfür fehlt das Stroh
zum Decken des Dachs. Denn die zweite Lieferung von Stroh, die 14 Tage vor dem
Brand aus Polen angekommen und im keltischen Bauernhaus gelagert worden war,
ist natürlich mitverbrannt. Nun wird überlegt, ob man die kleinen
Gebäude mit Holzschindeln decken will, damit sie bis zum Keltenfest fertig
und wetterfest sind. Diese Art der Dachdeckung ist in der Schweiz für die
prähistorische Zeit nachgewiesen. Bis mit dem Wiederaufbau begonnen
werden kann, soll die schaurigschöne Brandruine'' stehenbleiben. Schwarz
hebt sich das imposante Bauwerk gegen den Himmel ab und ist, so beobachtet der
Museumsleiter Tiberius Bader, ein Besichtigungsziel nicht nur für die
Einheimischen, sondern auch eine Attraktion für Besucher von weiter weg.
Um für sie die Anfahrt noch lohnender zu machen, ist das benachbarte
Keltenmuseum auch über den Winter dienstags bis sonntags geöffnet.
Zu sehen ist außer dem Keltenfürsten von Hochdorf,
seinen Grabbeigaben und einem detailreichen Bild seiner Lebensumwelt vor 2500
Jahren die Sonderausstellung
"Schätze aus der Keltenzeit in Ungarn'', die
noch nie gezeigte Funde präsentiert.
Fotos
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