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Land räumt am Schloßgarten drei weitere HäuserPrivater
Denkmalschützer will den Abbruch im letzten Moment stoppen -
Petitionsausschuß entscheidet ,,nicht vor Herbst''
VON GERT FACH
Kann tatsächlich ein Privatmann den Abbruch von
landeseigenen Wohnhäusern verhindern? Am Beispiel
Willy-Brandt-Straße wird dies durchgespielt. Frühestens im
Herbst entscheidet der Petitionsausschuß des Landtags den Fall.
Das Land will entlang des Mittleren Schloßgartens für
klare Verhältnisse sorgen: Der wertvolle Grundbesitz zwischen
Neckartor und Planetarium wird Stück für Stück
freigelegt. Zuletzt wurden die Gebäude 51 und 51 A abgebrochen.
Jetzt steht dies für das große Doppelhaus 39/43 und das
Haus 49 an. Alle drei sind geräumt. Der Abbruch ist beschlossene
Sache, aber aufgeschoben. Der Stuttgarter Unternehmer und private
Denkmalschützer Peter Seydelmann hat nämlich im Landtag eine
Petition eingereicht, um diesen Abbruch zu verhindern, zumal dieses
Doppelhaus als Baudenkmal eingestuft ist. Seydelmann hält dem
Land vor, sein Eigentum nicht ,,im Rahmen des Zumutbaren'' (wie es das
Gesetz vorschreibt) pfleglich zu erhalten, sondern bewußt
herunterkommen zu lassen. Weil kein Nachweis darüber geführt
sei, daß ein ,,Erhalt unzumutbar ist'', sei auch der verfügte
Abbruch ,,rechtswidrig''.
Seydelmann hat von einem Gutachter durchrechnen lassen, ob sich die
Investition für den Erhalt solcher Häuser rechnet, und kommt
zu dem Ergebnis, daß Kauf und Sanierung billiger ist als ein
Neubau. Also: Kein Grund, Baudenkmale abzureißen - ein
,,selbstherrliches'' Verhalten des Eigentümers. Wie dieses
Verhalten des Landes beim Petitionsausschuß beurteilt wird, ist
nicht vor Herbst zu erfahren. Das Petitionsbüro: ,,Die
Ermittlungen laufen noch.'' Das Regierungspräsidium, das im
Streitfall zu entscheiden hat, sieht keinen Anlaß, den Fall
erneut zu überprüfen. Vor der Abbruchentscheidung sei alles
,,sehr sorgfältig geprüft worden''.
Die restlichen Häuser (Nummer 31, 35, 45, 47 und 57) sind laut
Finanzministerium noch teilweise belegt. Der Abbruch auch dieser
Immobilien ist zwar grundsätzlich genehmigt, steht jedoch frühestens
im nächsten Jahr an. ,,Wir warten ab, wie sich die Planung weiter
konkretisieren wird'', sagt Norbert Eisenmann, Pressesprecher des
Ministeriums. Mit einer Klärung der Situation werde ,,im Laufe
des nächsten Jahres gerechnet''.
Ursprünglich hatte das Land an der Willy-Brandt-Straße
Kulturbauten und Büros geplant, um so die ,,Kulturmeile''
Konrad-Adenauer-Straße zu verlängern. Davon ist keine Rede
mehr. Schon in seiner Eigenschaft als Kulturbürgermeister, vor
allem jedoch im OB-Wahlkampf, hatte sich Wolfgang Schuster für
den Bau eines Technik-Erlebnisparks mit Imax-Kino eingesetzt. Parallel
dazu bemühen sich andere Investoren um diesen Grundbesitz des
Landes. OB Schuster baut nach wie vor darauf, daß sich seine Pläne
verwirklichen lassen, auch wenn die Signale aus der Wirtschaft, sich
dort zu engagieren, eher verhalten sind.
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