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Ein rastloser Erforscher der StadtgeschichteHermann
Ziegler, Anna-Maria Christophers und Waltraud Miosga erhalten
Verdienstmedaille
Keine Frage ist ihm zuviel. Wo er nicht weiter weiß, wälzt
er Akten im historischen Archiv, recherchiert sorgsam, entdeckt
Zusammenhänge und gibt Antworten. Hermann Ziegler, mit 85 Jahren
der Nestor unter den Erforschern der Stuttgarter Stadtgeschichte, ist
für seinen Einsatz für die Stadtarchäologie,
Denkmalpflege und Friedhofskultur mit der Verdienstmedaille des Bundes
ausgezeichnet worden. OB Schuster übergab sie an den gebürtigen
Cannstatter, der nach seiner Ausbildung als Bautechniker, nach
politischer Haft, Kriegseinsatz und -gefangenschaft 1946 in die
Dienste der Landeshauptstadt trat, bei der er bis 1976 beschäftigt
war.
Von 1946 bis 1959 arbeitete Ziegler als Inspektionsleiter auf dem
Pragfriedhof. Von November 1959 an betreute er die Heimatmuseen in Bad
Cannstatt, Feuerbach und Möhringen, das Lapidarium und das
stadtgeschichtliche Museum. Bereits in seiner Jugend entwickelte er,
der auf Führungen Stuttgart und seine Stadtteile nicht nur
Fremden, sondern auch Stuttgartern näherbrachte, Interesse an
historischen und geographischen Themen. Er setzte sich für den
Erhalt von Gräbern bedeutender Persönlichkeiten ein, rettete
künstlerisch wertvolle Ruhestätten vor dem Zerfall. Aus
Zieglers Feder stammen zwei Publikationen über Stuttgarter Friedhöfe
und Arbeiten zur Stadtgeschichte. Bedeutende Neuentdeckungen im
Bereich der Burgenarchäologie und die Sicherung wertvoller alter
Bausubstanz sind sein Verdienst.
Ehrenamtlicher Dienst am Nächsten, das sind für Anna-Maria
Christophers, die seit 1953 in Stuttgart lebt, nicht nur Worte. Die
,,Elisabethenfrau'' kümmert sich im Stuttgarter Westen um
Senioren und Menschen in Not. 80 Jahre alt, umrahmt sie noch heute den
Altennachmittag der St.-Elisabeth-Kirchengemeinde musikalisch. Vielen
alleinstehenden Menschen schenkt sie so ein Stück Lebensfreude.
Ihr Wirken wurde ebenso mit der Verdienstmedaille gewürdigt wie
der Einsatz von Waltraud Irmgard Miosga, die sich um Flüchtlinge,
Vertriebene und Aussiedler kümmert. 1945 wurde die aus
Cosel/Oberschlesien stammende Frau selbst ein Opfer der Vertreibung.
1950 kam sie in den Kreisvorstand der Landsmannschaft der
Oberschlesier, der sie noch heute angehört. Ihre persönliche
Unterstützung, zuletzt von Aussiedlern, reicht über
Sammelaktionen bis zum zeitaufwendigen Behördenbesuch.ks
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