STUTTGART 12.09.1997



Ein rastloser Erforscher der Stadtgeschichte

Hermann Ziegler, Anna-Maria Christophers und Waltraud Miosga erhalten Verdienstmedaille

Keine Frage ist ihm zuviel. Wo er nicht weiter weiß, wälzt er Akten im historischen Archiv, recherchiert sorgsam, entdeckt Zusammenhänge und gibt Antworten. Hermann Ziegler, mit 85 Jahren der Nestor unter den Erforschern der Stuttgarter Stadtgeschichte, ist für seinen Einsatz für die Stadtarchäologie, Denkmalpflege und Friedhofskultur mit der Verdienstmedaille des Bundes ausgezeichnet worden. OB Schuster übergab sie an den gebürtigen Cannstatter, der nach seiner Ausbildung als Bautechniker, nach politischer Haft, Kriegseinsatz und -gefangenschaft 1946 in die Dienste der Landeshauptstadt trat, bei der er bis 1976 beschäftigt war.

Von 1946 bis 1959 arbeitete Ziegler als Inspektionsleiter auf dem Pragfriedhof. Von November 1959 an betreute er die Heimatmuseen in Bad Cannstatt, Feuerbach und Möhringen, das Lapidarium und das stadtgeschichtliche Museum. Bereits in seiner Jugend entwickelte er, der auf Führungen Stuttgart und seine Stadtteile nicht nur Fremden, sondern auch Stuttgartern näherbrachte, Interesse an historischen und geographischen Themen. Er setzte sich für den Erhalt von Gräbern bedeutender Persönlichkeiten ein, rettete künstlerisch wertvolle Ruhestätten vor dem Zerfall. Aus Zieglers Feder stammen zwei Publikationen über Stuttgarter Friedhöfe und Arbeiten zur Stadtgeschichte. Bedeutende Neuentdeckungen im Bereich der Burgenarchäologie und die Sicherung wertvoller alter Bausubstanz sind sein Verdienst.

Ehrenamtlicher Dienst am Nächsten, das sind für Anna-Maria Christophers, die seit 1953 in Stuttgart lebt, nicht nur Worte. Die ,,Elisabethenfrau'' kümmert sich im Stuttgarter Westen um Senioren und Menschen in Not. 80 Jahre alt, umrahmt sie noch heute den Altennachmittag der St.-Elisabeth-Kirchengemeinde musikalisch. Vielen alleinstehenden Menschen schenkt sie so ein Stück Lebensfreude. Ihr Wirken wurde ebenso mit der Verdienstmedaille gewürdigt wie der Einsatz von Waltraud Irmgard Miosga, die sich um Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler kümmert. 1945 wurde die aus Cosel/Oberschlesien stammende Frau selbst ein Opfer der Vertreibung. 1950 kam sie in den Kreisvorstand der Landsmannschaft der Oberschlesier, der sie noch heute angehört. Ihre persönliche Unterstützung, zuletzt von Aussiedlern, reicht über Sammelaktionen bis zum zeitaufwendigen Behördenbesuch.ks

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