Alter Bahnhof als Haus der VereineKornwestheim hat
historisches Baudenkmal für rund 2,6 Millionen Mark renoviert
VON HANS-DIETER WESSBECHER
Kornwestheim - Aus dem ehemaligen Personenbahnhof wurde nun ein
Haus der Vereine. Mit der Sanierung des fast 101 Jahre alten und
denkmalgeschützten Gebäudes an der Bahnhofstraße hat
die Stadt zugleich ein Baudenkmal der Eisenbahngeschichte erhalten.
Wo noch vor wenigen Jahren Reisende das Bild bestimmten, bringen
jetzt sieben Vereine wieder Leben in das alte Backsteingebäude. Für
rund 2,6 Millionen Mark hat die Kommune den Komplex umgebaut und dabei
auch die Technik erneuert und den Schall- und Wärmeschutz
verbessert. In dem großzügigen Domizil musiziert nun das Städtische
Orchester oder treffen sich der griechische Kulturverein, die
Filmamateure, die Egerländer Gmoi oder die Krähen-Hexen in
ihren neuen Räumen. Auch der Kornwestheimer Streetworker hat in
dem renovierten Haus seine Anlaufstelle. Als kommerzieller Nutzer ist
zudem eine Ballettschule untergebracht.
Das historische Gebäude wurde überflüssig, als 1992
der neue, mittlerweile dritte Bahnhof auf der Westseite in Betrieb
genommen wurde. Danach stand die Nutzung des Hauses zur Diskussion.
Gegen einen Abriß legte das Landesdenkmalamt Stuttgart wegen der
geschichtlichen Bedeutung des Gebäudes ein Veto ein. Auch die Pläne
für ein Museum mußten aus Kostengründen in der
Schublade bleiben. So kamen einige Vereine zu einem Domizil.
Den zweiten Bahnhof hatte Kornwestheim der rasanten Entwicklung der
Eisenbahn im vergangenen Jahrhundert zu verdanken. Als nämlich
zur Entlastung des Kopfbahnhofs Stuttgart eine Umgehungsbahn über
Untertürkheim, Münster und Kornwestheim gebaut wurde, bekam
die Stadt 1896 ihren ersten Rangier- und einen neuen Personenbahnhof.
Bei der Einweihung hatte sich sogar der württembergische König
Wilhelm II. sehen lassen. Danach hat die Eisenbahn auf die Entwicklung
der Stadt großen Einfluß genommen. Denn in diese Zeit fällt
auch der Aufstieg der Salamander-Schuhfabrik zur Weltfirma sowie die
Ansiedlung der Eisengießerei Stotz. Die Bahn wurde zum
unverzichtbaren Transportmittel für Rohstoffe und Fertigprodukte.
Heute gehört Kornwestheim zu den wenigen Städten, die drei
Generationen von Bahnhöfen in unmittelbarer Nähe zueinander
besitzen. Denn auch der Bahnhof von 1846, der im Laufe der Bauarbeiten
der Strecke Stuttgart-Ludwigsburg-Heilbronn entstand und zu den ersten
im Lande zählte, steht noch unverändert bei der
Verladestelle der Autoreisezüge.
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