|
Archäologen in akuter Geldnot
Den Ausgrabungen der Volunteers im Stettener Norden droht das Aus
Leinfelden-Echterdingen (stn) - Die archäologischen
Ausgrabungen in den ,,Zeiläckern'' am Rande von Stetten sind in
Gefahr. Das Landesdenkmalamt hat keine Mittel mehr, sie finanziell zu
unterstützen, weil das Land sparen muß.
Ein kleiner Schock für die ,,Volunteers'', die seit drei Jahren
das ungemein fruchtbare Areal untersuchen und bereits Fundstücke
aus vier archäologisch wichtigen Epochen gefunden haben. Sie
reichen von Bandkeramik aus der Jungsteinzeit (4000 v. Chr.) über
eine keltische Viereckschanze und römische Dach- und Hohlziegel
bis hin zu alamannischen Gräbern.
Eigentlich galt die Suche ja einem Grubenhaus, das die
Ehrenamtlichen freilegen sollten. Aber daraus wurde nichts, weil sich
ein Karthograph bei den Messungen vertan hatte. Doch die Hobbyarchäologen
wurden unter fachkundiger Leitung des Landesdenkmalamts anderweitig fündig.
Völlig überraschend stießen sie bei ihren Grabungen
auf eine Viereckschanze, die offenbar besonders üppig geraten
ist. Grabungsbetreuer Rüdiger Krause vom Landesdenkmalamt ist
fasziniert, weil diese Schanzen forschungsgeschichtlich noch einigen
Sprengstoff bieten. Denn die Gelehrten streiten sich darüber, ob
sie den Kelten als Viehkral, Gutshof oder Kultstätten gedient
haben. Das Problem in Stetten: Gewöhnlich haben diese Anlagen
eine Seitenlänge von 90 Metern. Aber bisher suchten die emsigen
Volunteers vergeblich nach einem Eckpunkt. Krause vermutet inzwischen,
daß die Viereckschanze sogar bis zu 140 Meter lange Seiten haben
könnte. Der ehrenamtliche Grabungsleiter Hermann Holzinger möchte
deshalb nächstes Jahr an der Freilegung der Schanze
weiterarbeiten - wenn das finanziell geht.
Deshalb kam es nicht von ungefähr, daß Oberbürgermeister
Wolfgang Fischer zur Präsentation der neuesten Funde der
Volunteers geladen war. Denn angesichts des durch Erosion und
landwirtschaftliche Nutzung gefährdeten Kulturdenkmals in den
,,Zeiläckern'' wurde der Rathauschef vom Grabungs-Fachbetreuer
Krause gebeten, die Basisfinanzierung von 5000 bis 8000 Mark zu übernehmen.
Für den Rest sollen Sponsoren gefunden werden, die - wie die
Kreissparkasse oder die Firma Roto Frank bereits seit langem - für
den Restbetrag aufkommen. Immerhin: OB Fischer dankte schon mal den
Volunteers, die unentgeltlich die Grabungen vornehmen. Sie hätten
sich allerdings auch durch ihre Arbeit erhebliches archäologisches
Wissen aneignen können, meinte Fischer.
|