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Ein Denkmal im BlickfeldUm das dunkle Kruzifix hat Spinngewebe
einen Schutzmantel gelegt, als ob es alle Unannehmlichkeit fernhalten
wollte. Es wird ja nun gebaut im Mausoleum der Familie Benckendorff auf
dem Heslacher Friedhof, die Restaurierung schreitet voran, es gibt
Dreck.
Neulich machte einer hier Musik. Ein Mann brachte ein ,,Digeridoo'',
ein australisches Blasinstrument, und fragte einen Steinmetz, ob er
damit drinnen spielen dürfe. KNITZ hat solche Töne noch nie
gehört, es soll aber ,,faszinierend'' geklungen haben.
Überhaupt kommen ständig Neugierige. Das Grabmal, wie die
Grabkapelle auf dem Württemberg vom Baumeister Salucci
geschaffen, ließ den Blick ins Innere früher nicht zu.
Jetzt, da die Handwerker das von Feuchtigkeit und allmählichem
Verfall bedrohte Denkmal rundum instandsetzen, öffnet sich das
stille Haus.
Überhaupt rückt die kleine Kapelle, seitdem die Gärtner
das umgebende Grün gelichtet haben, ins Blickfeld. Sie wäre
möglicherweise in ihrem tiefen Dornröschenschlaf vollends
verkommen, wenn nicht die Stadträtin Dr. Ursel Bucher energisch
Mitstreiter für die Restaurierung um sich gesammelt und Geldgeber
gefunden hätte. Etwa 300.000 Mark sind notwendig. Jüngst
stellte die Denkmalstiftung Baden-Württemberg 25.000 Mark bereit,
das war auch ein Zeichen für die Bedeutung dieses einmaligen
Kleinods mit den marmornen Büsten von Dannecker.
Steinmetzen und Stukkateure sind längst an der Arbeit. Man
sieht den Fortschritt, und wenn man eine Weile dort ist, sieht man
auch, daß Denkmalpflege Knochenarbeit sein kann. Aber der
Aufwand lohnt sich.
Constantin Graf von Benckendorff, Russischer Gesandter am Württemberger
Hof, ließ das Mausoleum 1823 / 24 für seine jung
verstorbene Frau Natalie, eine Wohltäterin der Armen, errichten.
Ein Denkmal der Liebe. ,,Nur Sie'' steht über der Tür. Fünf
Jahre nach ihr starb er, General in einem Feldzug in Bulgarien, an
Typhus. Nun ruhen sie hier in der Gruft, wie ihr Sohn und dessen Frau,
im eisernen Doppelsarkophag.
Oben in der Kapelle stehen in einer Nische ihre Marmorbüsten.
Noch sind sie von Staub bedeckt, in Spinngewebe gehüllt. Auch sie
werden befreit.
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