Mehr Luft in einer der schlimmsten Straßen
Rathaus hält an Abbruch entlang der Hauptstätter Straße
fest
VON GERT FACH
Auch eine Petition an den Landtag kann den Abbruch von
Baudenkmalen zugunsten einer Neuordnung der Hauptstätter Straße
nicht mehr stoppen. Der jetzige Zustand gilt als unzumutbar für
Anwohner, also muß sich etwas ändern.
Eine schlimmere Wohngegend ist in Stuttgart wohl kaum zu finden:
die Hauptstätter Straße zwischen Heslacher Tunnel und Österreichischem
Platz, Bundesstraße (B 14), über 50000 Fahrzeuge pro
Tag, unerträglicher Lärm, mit die höchsten
Benzolwerte im Land. Die Stadt hat schon 1981 die Konsequenzen
gezogen. Durch einen rechtskräftigen Bebauungsplan
abgesichert, soll dieser Teil der B 14 zu Lasten der Häuserreihe
auf der stadteinwärts rechten Seite verbreitert werden, um
Platz für drei Baumreihen und Parkplätze auf beiden
Seiten zu schaffen. Aber dies bedeutet Abbruch von Gebäuden
und Neubauten auf einer neuen Baulinie.
Stimmt dieses Konzept auch heute noch? Diese Frage muß
wegen zweier Gebäude (115 A und B) unter Denkmalschutz)
erneut geprüft werden. Der Gemeinderat hat bereits zweimal
entschieden: Ja zum Abbruch zugunsten eines Neubaus auf zurückgesetzter
Baulinie. Der Bezirksbeirat Süd sah es jeweils anders: Nein,
die Gebäude müssen stehenbleiben und die Probleme dieser
Bundesstraße anders gelöst werden. Dieser Beschluß
ist am Dienstag abend bestätigt worden. Der private
Denkmalschützer Peter Seydelmann hatte mit einer Petition an
den Landtag dafür gesorgt, daß sich die Stadt noch
einmal mit den beiden Häusern befassen muß. Trotz des
ablehnenden Votums aus dem Süden wird der Gemeinderatsausschuß
für Umwelt und Technik am Dienstag zu keinem anderen Urteil
kommen: Abbruch und damit schrittweise die neue Konzeption
durchsetzen.
Baubürgermeister Matthias Hahn ist überzeugt, daß
dann auch im Petitionsverfahren zugunsten der Stadt befunden wird.
Es gibt nur eine Korrektur: Die heute 17 Meter breite B 14 wird an
dieser Stelle nicht auf bis zu 39 Meter ausgeweitet, sondern etwas
schmäler ausfallen.
Beim Investor in Berlin hat sich der Bürgermeister rückversichert.
Der fünfstöckige Neubau auf neuer Baulinie bleibt
aktuell. Und der künftige Mieter, der Internationale Bund
(IB) für Sozialarbeit, hält an dem Vorhaben als Mieter
fest.
Bestätigt der Gemeinderat diese Linie, besteht Hahn auf
Konsequenzen: Vor dem Neubau müsse bereits das neue Konzept für
diese Straße umgesetzt werden (Bäume und Parkplätze).
Daß hier auch Möbel Mammut-Beck bei seinem Parkplatz
gefordert ist, gilt für Hahn als selbstverständlich.
Um auch den letzten Punkt zu klären: Immer wieder wird dem
Rathaus vorgehalten, beim Bau des Heslacher Tunnels einen Weg der
Vernunft für die Hauptstätter Straße verschlafen
zu haben. Man hätte den Tunnel bis nahe an den Österreichischen
Platz verlängern sollen. Hahn kann es nicht mehr hören.
Dies hätte - unter anderem - den Abbruch einer Häuserzeile
bedeutet. Unter der Straße liegt nämlich dummerweise
der Stadtbahntunnel.
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