Taddey warnt vor einem Informationsverlust

Ludwigsburg - ¸¸Wir stehen vor einem großen Informations- und Forschungsverlust, wenn es uns nicht gelingt, elektronische Daten zu sichern'', warnt der Leiter des Ludwigsburger Staatsarchivs, Gerhard Taddey, anläßlich einer internationalen Tagung in der Barockstadt.

VON HANS-DIETER WESSBECHER

Mehr als 50 Archivarinnen und Archivare aus staatlichen, kommunalen und kirchlichen Archiven sowie aus Wirtschafts-, Unternehmens- und Parteiarchiven Deutschlands, Österreichs und der Schweiz setzen sich in einem zweitägigen Treffen mit Herausforderungen der EDV auseinander: ¸¸Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen''. Längst werden überall Daten zunehmend elektronisch gespeichert. Doch werde beim Sichern selten darauf geachtet, daß Archive - zumeist viele Jahre oder Jahrzehnte später - solche Unterlagen zur dauerhaften Aufbewahrung übernehmen, beklagen Archivdirektor Taddey und seine Kollegen vor Pressevertretern. Denn was beispielsweise für ein mittelalterliches Stadtbuch mit seinen eingetragenen Rechten an Grundstücken gilt, muß auch für ein modernes, per EDV geführtes Grundbuch gelten: Beides sind Kulturgüter, die auf Dauer in einem Archiv als authentische Dokumentation verwahrt werden und nachprüfbar sein müssen. Wichtig sei dabei die ¸¸Nutzbarkeit der Daten'', so Taddey, ¸¸ohne die das ganze Speichern nutzlos wäre''.

Doch aufgrund der Kurzlebigkeit der Soft- und Hardware seien Aufzeichnungen aus elektronischen Systemen schon nach wenigen Jahren nicht mehr lesbar. Beispiel: Übernahme der elektronischen Hinterlassenschaft aus der ehemaligen DDR. Hierzu genügte zwar die westliche Technik, doch als Hauptproblem der Sicherung erwies sich die ¸¸lückenhafte Dokumentation zu den Dateien, deren Inhalte nicht mehr verstanden werden konnten'', so Michael Wettengel vom Bundesarchiv.

Wollen die Archive vermeiden, nur noch Datenschrott vorzufinden, müßten sie bereits an der Entwicklung oder der Weiterentwicklung der Systeme beteiligt werden. So sei die Archivverwaltung beispielsweise bei der Entwicklung des elektronischen Grundbuches, das bis 2004 in Baden-Württemberg eingeführt wird, beteiligt gewesen, erklärte Udo Schäfer von der Landesarchivdirektion Stuttgart.