Stuttgarter
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STUTTGART 18.4.1998

 

Ansturm auf ein Kleinod

Uhlbacher wollen altes Rathaus kulturell nutzen

Es steht mitten in Uhlbach und lenkt Blicke und Begehrlichkeiten auf sich: Das alte Rathaus, im Erdgeschoß nurmehr vom Polizeiposten belegt, wollen Uhlbacher Vereine und Kulturschaffende neu beleben.

VON BARBARA CZIMMER-GAUSS

"Kultur-denk-mal-Initiative Uhlbach'' nennt sich die Gruppe um Willi Schraffenberger und Rosemarie Hesselbacher, die einen neuen Nutzungsvorschlag in die Diskussion geworfen haben. Sie würden im ersten Obergeschoß gern ein Domizil für Vereine und Kulturschaffende aus Obertürkheim einrichten. Um möglichst viele Vorschläge zu sammeln, lud die Initiative am Freitag abend Bezirksbeiräte, Bürger und Stadtverwaltung zu einer Begehung ein.

Derzeit nutzt der Musikverein die Räume für seine Jugendarbeit, da sie als Wohnung zu klein und daher nicht zu vermieten waren. Dabei soll es nach Meinung von Willi Schraffenberger auch bleiben - doch er sieht weitere Möglichkeiten. Auch für Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Vereinssitzungen sei das alte Haus geeignet. Beim Hauptamt der Stadt steht man dem Vorschlag offen gegenüber. Denkbar wäre, so Gerhard Schimpf, eine Lösung wie im Untertürkheimer ¸¸Kulturtreff''. Dort organisiere ein Verein Öffnung, Reinigung und Aufteilung der Nutzungszeiten, die Stadt verwalte Haus und Instandhaltung. Nach Schätzungen des Bezirksvorstehers könnten in Uhlbach maximal 1200 Mark Miete eingenommen werden. ¸¸Wenn der Gemeinderat darauf verzichtet'', sagt Schimpf, ¸¸ist die Belegung durch Vereine denkbar.''

Gegen die Vermietung an Privatinteressenten hat sich bereits im Februar der Bezirksbeirat ausgesprochen, aufgeschreckt von einem Esslinger, der ein Weihnachtsmann-Museum einrichten wollte. Seitdem herrscht um diesen Vorschlag Ruhe.

Ohnehin hat das Landesdenkmalamt ein Wort mitzureden. ¸¸Die Nutzung muß denkmalverträglich und sinnvoll sein'', erläutert Jutta Ronke vom Landesdenkmalamt die Sachlage. Das Haus aus dem Jahr 1612 gilt als ¸¸Zeuge der Ortsgeschichte'' und ist im Februar 1928 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung ins Landesverzeichnis von Württemberg aufgenommen worden. Laut Jutta Ronke stellt das reichhaltige Sichtfachwerk aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein ¸¸bedeutendes Beispiel schwäbisch-allamannischer Baukunst'' dar.