Stuttgarter
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REGION STUTTGART 18.4.1998

 

Wertvolle Malerei unter schlichtem Putz

Schmidener Hotelier erlebt Überraschungen bei Sanierung eines Bauernhauses

Fellbach - Beim Renovieren alter Häuser muß man auf vieles gefaßt sein. Trotzdem erlebte der Schmidener Hotelier Manfred Oettinger eine große Überraschung bei der Sanierung des Bauernhauses im ¸¸Vorderen Schnitzbiegel''.

VON GERHARD BRIEN

Das ursprünglich als Gesindehaus für den benachbarten Hof angesehene Fachwerkhaus entpuppte sich als Quartier vornehmer Leute, zumindest reicher Bauern. Wand- und Deckenbemalungen wurden von dem Restaurator Lothar Bohring aus Ohmden bei Kirchheim/Teck als ¸¸historisch äußerst relevante, malerische Dekore'' eingestuft. Auch die Bohlendecke über der ¸¸guten Stube'' zeugt vom Wohlstand der einstigen Besitzer. Oettinger selbst ist überglücklich über den Fund, auch wenn ihn das historisch wertvolle Gemäuer viel Geld kosten wird. Allein für die denkmalgerechte Sanierung der Außenfassade kalkuliert der Hirsch-Hotelier Kosten in Höhe von einer Million Mark ein. Zuschüsse vom Denkmalamt oder der Stadt Fellbach sind nicht zu erwarten. Die gesamte Hofanlage Bühnerstraße 13 mit Wohnhaus, Ställen und einer großen Scheune rund um einen Innenhof, den Oettinger im Sommer als Biergarten nutzt, steht unter Denkmalschutz.

Doch Ende der 80er Jahre zog sich das Landesdenkmalamt aus der Mitfinanzierung privater Renovierung von Baudenkmälern zurück, die Stadt Fellbach allerdings sprang noch einige Male in die Bresche. Beträge zwischen 25.000 und 75.000 Mark haben private Bauherren, zum Beispiel in Oeffingen, für Denkmalpflege aus der Stadtkasse erhalten; Oettingers Nachbar in Schmiden, Kurt Bürkle, konnte immerhin noch 9.000 Mark für ¸¸denkmalpflegerischen Mehraufwand'' bei der Renovierung seines Bauernhausesloseisen. Mittlerweile ist der Topf leer. Manfred Oettinger, der Bürkles Zuschußantrag im Jahre 1991 - damals noch als Stadtrat - im Technischen Ausschuß wacker verteidigte, restauriert jetzt selbst ein Denkmal. Und nun bestraft ihn das Leben. Das Landesdenkmalamt hat kein Geld und die Stadt rückt nichts mehr heraus. Doch etwas anderes bekam der Denkmal-Bauherr von der Stadt: einen Gebührenbescheid. Das Gerüst, das wegen der aufwendigen Sanierung der Fachwerkfassade in der Bühnerstraße 13 noch bis Juli gebraucht wird, steht zum Teil auf städtischem Grund, nun soll Oettinger 480 Mark Nutzungsgebühr zahlen. Auf Intervention von Oettinger wurde der Gebührenbescheid zwar nicht zerrissen, aber auf 200 Mark reduziert.