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Wertvolle Malerei unter schlichtem Putz
Schmidener Hotelier erlebt Überraschungen bei Sanierung
eines Bauernhauses
Fellbach - Beim Renovieren alter Häuser muß man
auf vieles gefaßt sein. Trotzdem erlebte der Schmidener
Hotelier Manfred Oettinger eine große Überraschung bei
der Sanierung des Bauernhauses im ¸¸Vorderen
Schnitzbiegel''.
VON GERHARD BRIEN
Das ursprünglich als Gesindehaus für den benachbarten
Hof angesehene Fachwerkhaus entpuppte sich als Quartier vornehmer
Leute, zumindest reicher Bauern. Wand- und Deckenbemalungen wurden
von dem Restaurator Lothar Bohring aus Ohmden bei Kirchheim/Teck
als ¸¸historisch äußerst relevante,
malerische Dekore'' eingestuft. Auch die Bohlendecke über der
¸¸guten Stube'' zeugt vom Wohlstand der einstigen
Besitzer. Oettinger selbst ist überglücklich über
den Fund, auch wenn ihn das historisch wertvolle Gemäuer viel
Geld kosten wird. Allein für die denkmalgerechte Sanierung
der Außenfassade kalkuliert der Hirsch-Hotelier Kosten in Höhe
von einer Million Mark ein. Zuschüsse vom Denkmalamt oder der
Stadt Fellbach sind nicht zu erwarten. Die gesamte Hofanlage Bühnerstraße
13 mit Wohnhaus, Ställen und einer großen Scheune rund
um einen Innenhof, den Oettinger im Sommer als Biergarten nutzt,
steht unter Denkmalschutz.
Doch Ende der 80er Jahre zog sich das Landesdenkmalamt aus der
Mitfinanzierung privater Renovierung von Baudenkmälern zurück,
die Stadt Fellbach allerdings sprang noch einige Male in die
Bresche. Beträge zwischen 25.000 und 75.000 Mark haben
private Bauherren, zum Beispiel in Oeffingen, für
Denkmalpflege aus der Stadtkasse erhalten; Oettingers Nachbar in
Schmiden, Kurt Bürkle, konnte immerhin noch 9.000 Mark für
¸¸denkmalpflegerischen Mehraufwand'' bei der Renovierung
seines Bauernhausesloseisen. Mittlerweile ist der Topf leer.
Manfred Oettinger, der Bürkles Zuschußantrag im Jahre
1991 - damals noch als Stadtrat - im Technischen Ausschuß
wacker verteidigte, restauriert jetzt selbst ein Denkmal. Und nun
bestraft ihn das Leben. Das Landesdenkmalamt hat kein Geld und die
Stadt rückt nichts mehr heraus. Doch etwas anderes bekam der
Denkmal-Bauherr von der Stadt: einen Gebührenbescheid. Das
Gerüst, das wegen der aufwendigen Sanierung der
Fachwerkfassade in der Bühnerstraße 13 noch bis Juli
gebraucht wird, steht zum Teil auf städtischem Grund, nun
soll Oettinger 480 Mark Nutzungsgebühr zahlen. Auf
Intervention von Oettinger wurde der Gebührenbescheid zwar
nicht zerrissen, aber auf 200 Mark reduziert.
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