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REGION STUTTGART 23.5.1998

 

Im Wilhelmsbau soll ein Einkaufsparadies entstehen

Ehemalige Reiterkaserne und Hauptpost wird für 140 Millionen Mark zum Geschäftszentrum umgebaut

Ludwigsburg - Aus einer Postzentrale wird ein riesiges Einkaufszentrum. Für das rund 140 Millionen Mark teure Projekt hat der Investor, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Post AG, jetzt die Pläne vorgestellt.

VON HANS-DIETER WESSBECHER

Die ehemalige Reiterkaserne, ein gut erhaltenes Beispiel der Militärarchitektur von 1856 bis 1915, soll in ein Einkaufs- und Dienstleistungszentrum mit rund 25.000 Quadratmetern Verkaufsfläche für kleine und große Mieter umgebaut werden.

Die neue Nutzung des Kulturdenkmals ist möglich, weil die Post im Zuge der Rationalisierung der Verteilungs- und Zustellungsabläufe den Ludwigsburger Betrieb in andere Brief- und Frachtzentren verlagert - bis aufs Kundencenter in der Körnerstraße.

¸¸Wir rechnen mit einem Baubeginn 1999'', kündigte Investorvertreter Klaus Ansmann, Geschäftsführer der Post-Tochter ISP-Grundstücks- und Vermietungsgesellschaft, an. Die rund 25.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sollen ¸¸einen Kontrapunkt zum Breuningerland'' bilden, sagte Ansmann selbstbewußt bei der Vorstellung der Pläne für das künftige Postcarré. Auch die Stadtoberen, allen voran OB Christof Eichert und Baubürgermeister Albrecht Bogner, frohlockten beim Anblick der Entwürfe. ¸¸Wir erhoffen uns davon einen wichtigen Impuls für die Stadt und eine Antwort auf die Märkte an der Peripherie'', so Bogner. ¸¸Das Projekt schließt die Lücke unserer Einkaufsachse'', verwies Eichert auf die 1,1 Kilometer lange Einkaufsmeile vom Bahnhof über den Arsenalplatz bis zum Marstallcenter, die immerhin so groß sei wie ¸¸die Hauptgeschäftsachse von Stuttgart mit einer größeren Einwohnerzahl''. Dazu ergänzte Ansmann, daß das Einkaufszentrum nicht von der Barockstadt alleine leben könne, weshalb auch auf Kunden von außerhalb gesetzt werde.

Wichtig sei ebenso der von der Stadt geplante Umbau der Achse Wilhelmstraße, Arsenalstraße und Schillerplatz mit breiteren Gehwegen und Alleenbäumen. Allerdings wünscht sich der Investor langfristig sogar ¸¸eine verkehrsberuhigte Zone'' im Umfeld des Einkaufszentrums, also vor allem in der Körnerstraße. Für den OB scheinbar kein Problem, schließlich strebe die Stadt eine stärkere Durchlässigkeit der Blockbebauung im Zentrum an, um die fußläufige Ost-West-Verbindunngen im Zentrum weiter zu verbessern.

Nach dem Entwurf des Hamburger Architekturbüros Bothe, Richter, Teherani, das nach einem sogenannten konkurrierenden diskursiven Planungsverfahren unter fünf Büros als Preisträger hervorging, wird eine Lösung nach dem Prinzip Haus-im-Haus umgesetzt: Der Innenhof wird mit einem dreigeschossigen Flachdachkomplex überbaut - eine mit Holzlamellen verkleidete Glashalle als Kontrast zum Altbau, der auch über Brückenstege erreichbar wird.