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REGION STUTTGART 30.5.1998

 

Spätbarocke Zehntscheuer wird dörfliches Kulturhaus

Bondorfs Gemeinderat gab nach acht Jahren Vorbereitung grünes Licht für 5,7 Millionen Mark teuren Umbau

Bondorf - Der Bondorfer Gemeindekasse steht ein finanzieller Kraftakt bevor: Für insgesamt 5,7 Millionen Mark will die nicht einmal 5000 Einwohner zählende Kommune am südlichsten Zipfel des Landkreises Böblingen ihre Zehntscheuer zu einem dörflichen Kulturhaus herausputzen.

VON SASCHA SCHMIERER

Seit der Handelsriese Kriegbaum Ende vergangenen Jahres sein neues Logistikzentrum in Bondorf bezogen hat und damit gleichzeitig 1000 Arbeitsplätze auf die Gemarkung brachte, scheint die Gemeinde Oberwasser zu haben. Die Erschließung des 24 Hektar großen Gewerbegebiets führte nicht nur dazu, daß der Ort im Regionalplan als Gewerbeschwerpunkt ausgewiesen wurde - die Unternehmen werden auch erkleckliche Summen ins Gemeindesäckel spülen.

Nicht zuletzt deshalb soll jetzt auch in der Ortsmitte Großes entstehen: Die spätbarocke Zehntscheuer wird bis unter den Dachstuhl ausgeräumt und im Inneren komplett ausgebaut. Wo jetzt noch alte Balken und verfallenes Gemäuer zu sehen sind, soll ein Zentrum für Vereine und Veranstaltungen entstehen. Der Grundsatzbeschluß zur Sanierung des Gebäudes - Bürgermeister Gerhard Kilian spricht von einer ,,historischen Entscheidung'' - fiel einstimmig. Das heißt freilich nicht, daß die Bondorfer sich überstürzt an das Millionenprojekt herangewagt hätten. Im Gegenteil: Ganze acht Jahre hat es gedauert, bis sich die Bürgervertreter dazu durchringen konnten, dem Umbau grünes Licht zu geben. Insgesamt 16mal wurde im Gemeinderat das Für und Wider der Sanierung erörtert, bis der Umbau auf den Weg gebracht werden konnte.

Beschäftigen wird das Projekt das Gremium allerdings noch öfter: Bei einer Ortsbesichtigung mit Architektin Gabriele Burger vom Stuttgarter Büro Lutz + Partner und dem Bietigheimer Statiker Johann Grau offenbarte sich eine Fülle von Detailfragen. So versperren die Stützpfeiler des sehenswerten Dachstuhls die freie Sicht auf die geplante Bühne. Auch über die Frage, ob die bestehenden Tore erhalten bleiben oder durch Rundbogen ersetzt werden, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Zumal auch das Landesdenkmalamt den Planungen noch seinen Segen geben muß.

Zum Ausbau der Zehntscheuer sollen die Sanierung des angegliederten Wohnhauses und die Vergrößerung der Remise kommen. Einen Zuschuß von 1,43 erwartet Gemeindekämmerer Uwe Grüner vom Land, 400.000 Mark soll das Landesdenkmalamt beisteuern. An der Gemeinde selbst bleiben fast vier Millionen Mark hängen. Der größte Teil des Betrags ist bereits vorfinanziert.