Spätbarocke Zehntscheuer wird dörfliches Kulturhaus
Bondorfs Gemeinderat gab nach acht Jahren Vorbereitung grünes
Licht für 5,7 Millionen Mark teuren Umbau
Bondorf - Der Bondorfer Gemeindekasse steht ein finanzieller
Kraftakt bevor: Für insgesamt 5,7 Millionen Mark will die
nicht einmal 5000 Einwohner zählende Kommune am südlichsten
Zipfel des Landkreises Böblingen ihre Zehntscheuer zu einem dörflichen
Kulturhaus herausputzen.
VON SASCHA SCHMIERER
Seit der Handelsriese Kriegbaum Ende vergangenen Jahres sein
neues Logistikzentrum in Bondorf bezogen hat und damit
gleichzeitig 1000 Arbeitsplätze auf die Gemarkung brachte,
scheint die Gemeinde Oberwasser zu haben. Die Erschließung
des 24 Hektar großen Gewerbegebiets führte nicht nur
dazu, daß der Ort im Regionalplan als Gewerbeschwerpunkt
ausgewiesen wurde - die Unternehmen werden auch erkleckliche
Summen ins Gemeindesäckel spülen.
Nicht zuletzt deshalb soll jetzt auch in der Ortsmitte Großes
entstehen: Die spätbarocke Zehntscheuer wird bis unter den
Dachstuhl ausgeräumt und im Inneren komplett ausgebaut. Wo
jetzt noch alte Balken und verfallenes Gemäuer zu sehen sind,
soll ein Zentrum für Vereine und Veranstaltungen entstehen.
Der Grundsatzbeschluß zur Sanierung des Gebäudes - Bürgermeister
Gerhard Kilian spricht von einer ,,historischen Entscheidung'' -
fiel einstimmig. Das heißt freilich nicht, daß die
Bondorfer sich überstürzt an das Millionenprojekt
herangewagt hätten. Im Gegenteil: Ganze acht Jahre hat es
gedauert, bis sich die Bürgervertreter dazu durchringen
konnten, dem Umbau grünes Licht zu geben. Insgesamt 16mal
wurde im Gemeinderat das Für und Wider der Sanierung erörtert,
bis der Umbau auf den Weg gebracht werden konnte.
Beschäftigen wird das Projekt das Gremium allerdings noch öfter:
Bei einer Ortsbesichtigung mit Architektin Gabriele Burger vom
Stuttgarter Büro Lutz + Partner und dem Bietigheimer Statiker
Johann Grau offenbarte sich eine Fülle von Detailfragen. So
versperren die Stützpfeiler des sehenswerten Dachstuhls die
freie Sicht auf die geplante Bühne. Auch über die Frage,
ob die bestehenden Tore erhalten bleiben oder durch Rundbogen
ersetzt werden, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Zumal
auch das Landesdenkmalamt den Planungen noch seinen Segen geben muß.
Zum Ausbau der Zehntscheuer sollen die Sanierung des
angegliederten Wohnhauses und die Vergrößerung der
Remise kommen. Einen Zuschuß von 1,43 erwartet Gemeindekämmerer
Uwe Grüner vom Land, 400.000 Mark soll das Landesdenkmalamt
beisteuern. An der Gemeinde selbst bleiben fast vier Millionen
Mark hängen. Der größte Teil des Betrags ist
bereits vorfinanziert. |