Fürs Rathaus haben Gebersheimer nichts übrig
Die Initiative zur Sanierung droht an Desinteresse zu scheitern
Leonberg - Am Montag wird es im Gebersheimer Ortschaftsrat zum
Schwur kommen: Entweder findet die Initiative zur Rettung des
Alten Rathauses übers Wochenende noch die nötigen
Unterstützer - oder das ehrgeizige Projekt verschwindet sang-
und klanglos wieder in der Schublade.
VON SASCHA SCHMIERER
Wer momentan 5000 Mark übrig hat, sollte sich also schnell
mit den Initiatoren in Verbindung setzen - sonst ist der in den
Reihen des Ortschaftsrats gereifte Traum von der Sanierung des
geschichtsträchtigen Gebäudes ausgeträumt. ¸¸Wenn
sich bis Montag nicht genügend Anteilszeichner finden, müssen
wir das Projekt kippen'', sagt SPD-Ortschaftsrat Axel Güth,
mit seinem CDU-Kollegen Adolf Girrbach einer der Erfinder des
ungewöhnlichen Sanierungskonzepts.
Geplant war, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zu gründen,
um das vom Zahn der Zeit angefressene Gebäude zu
modernisieren und im Ortsbild zu erhalten. Dazu wurden mindestens
20, besser aber 30 Anteilszeichner gesucht, die der Gesellschaft
zum nötigen Startkapital verhelfen. Die Sanierung -
vorgesehen war, das Erdgeschoß zum öffentlichen
Versammlungsraum auszubauen und in den restlichen Geschossen
Wohnungen einzurichten - sollte 500.000 Mark kosten. Im
Ortschaftsrat war man sich sicher, daß die Idee des
gemeinsamen Engagements auf Zustimmung stoßen und den ein
oder anderen Geldbeutel öffnen würde.
Zumal sich das Projekt für Besserverdiener als durchaus
lukrativ erweisen kann: Weil das im 16. Jahrhundert erbaute Haus
unter Denkmalschutz steht, können die Sanierungskosten über
zehn Jahre voll von der Steuer abgesetzt werden. Das Problem:
Damit der Steuervorteil erhalten bleibt, muß die Sanierung
des seit 1992 leerstehenden Gebäudes noch dieses Jahr
abgeschlossen sein: Der Initiative läuft die Zeit davon.
Am Montag wird deshalb entschieden, ob das im Laufe der
Jahrhunderte schon als Kelter, Schule und Rathaus genützte
Objekt saniert oder die Planung verworfen wird. Bisher sieht es
nicht nach einer Rettung des Gebäudes aus: Bis auf die
meisten Mitglieder des Ortschaftsrats haben sich kaum Geldgeber
gefunden. ¸¸Wir hatten damit gerechnet, daß es für
die alteingesessenen Gebersheimer eine Ehre wäre, für
das alte Rathaus einzustehen'', äußerte sich Güth
enttäuscht über das mangelnde Engagement. Die Angst vor
einer Nachschußpflicht, falls die Sanierung teurer wird, war
aber offenbar zu groß - auch wenn Güth versichert, daß
der Umbau im Kostenrahmen bleibt. |