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REGION STUTTGART 13.6.1998

 

Fürs Rathaus haben Gebersheimer nichts übrig

Die Initiative zur Sanierung droht an Desinteresse zu scheitern

Leonberg - Am Montag wird es im Gebersheimer Ortschaftsrat zum Schwur kommen: Entweder findet die Initiative zur Rettung des Alten Rathauses übers Wochenende noch die nötigen Unterstützer - oder das ehrgeizige Projekt verschwindet sang- und klanglos wieder in der Schublade.

VON SASCHA SCHMIERER

Wer momentan 5000 Mark übrig hat, sollte sich also schnell mit den Initiatoren in Verbindung setzen - sonst ist der in den Reihen des Ortschaftsrats gereifte Traum von der Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudes ausgeträumt. ¸¸Wenn sich bis Montag nicht genügend Anteilszeichner finden, müssen wir das Projekt kippen'', sagt SPD-Ortschaftsrat Axel Güth, mit seinem CDU-Kollegen Adolf Girrbach einer der Erfinder des ungewöhnlichen Sanierungskonzepts.

Geplant war, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zu gründen, um das vom Zahn der Zeit angefressene Gebäude zu modernisieren und im Ortsbild zu erhalten. Dazu wurden mindestens 20, besser aber 30 Anteilszeichner gesucht, die der Gesellschaft zum nötigen Startkapital verhelfen. Die Sanierung - vorgesehen war, das Erdgeschoß zum öffentlichen Versammlungsraum auszubauen und in den restlichen Geschossen Wohnungen einzurichten - sollte 500.000 Mark kosten. Im Ortschaftsrat war man sich sicher, daß die Idee des gemeinsamen Engagements auf Zustimmung stoßen und den ein oder anderen Geldbeutel öffnen würde.

Zumal sich das Projekt für Besserverdiener als durchaus lukrativ erweisen kann: Weil das im 16. Jahrhundert erbaute Haus unter Denkmalschutz steht, können die Sanierungskosten über zehn Jahre voll von der Steuer abgesetzt werden. Das Problem: Damit der Steuervorteil erhalten bleibt, muß die Sanierung des seit 1992 leerstehenden Gebäudes noch dieses Jahr abgeschlossen sein: Der Initiative läuft die Zeit davon.

Am Montag wird deshalb entschieden, ob das im Laufe der Jahrhunderte schon als Kelter, Schule und Rathaus genützte Objekt saniert oder die Planung verworfen wird. Bisher sieht es nicht nach einer Rettung des Gebäudes aus: Bis auf die meisten Mitglieder des Ortschaftsrats haben sich kaum Geldgeber gefunden. ¸¸Wir hatten damit gerechnet, daß es für die alteingesessenen Gebersheimer eine Ehre wäre, für das alte Rathaus einzustehen'', äußerte sich Güth enttäuscht über das mangelnde Engagement. Die Angst vor einer Nachschußpflicht, falls die Sanierung teurer wird, war aber offenbar zu groß - auch wenn Güth versichert, daß der Umbau im Kostenrahmen bleibt.