|
Streusalz
hat dem Sandstein zugesetzt
Denkmalgeschütztes Friedhofsgebäude wird saniert
Göppingen investiert in laufenden Bauabschnitt 400.000 Mark -
Technische Nachrüstung des Krematoriums steht noch aus
GÖPPINGEN. Salz hat tiefe Wunden in den Stubensandstein des
Friedhofsgebäudes in Göppingen geleckt. Besonders stark
gelitten hat der Säulengang zwischen der Aussegnungshalle und dem
Bürogebäude. Das Salz kommt nicht von ungefähr. ,,Früher
hat man damit im Winter gestreut, mit der Feuchtigkeit ist es im Stein
nach oben gestiegen'', erklärt Reinhard Bujok vom Hochbauamt der
Stadt. Jetzt werden die Schäden repariert. In der vergangenen
Woche wurde das architektonische Kleinod, das im Jahr 1901 im
neoromanischen Stil erbaut wurde, mit einem schützenden Gerüst
umgeben.
Nicht nur der Sandstein an der Fassade bedarf einer Sanierung.
Aussegnungshalle, Säulengang und Bürogebäude brauchen
ein neues Dach. 400.000 Mark investiert die Stadt in diese Reparaturen.
Weitere 110.000 Mark kostet eine Hebebühne zu den Leichenzellen im
Untergeschoß. Auch im nächsten Jahr wird das Friedhofsgebäude,
das der Stuttgarter Architekt Eisenlohr entworfen hat, die Stadtkasse
noch einmal belasten. 180.000 Mark sind für eine Nachrüstung
der technischen Einrichtungen des Krematoriums veranschlagt. Die
entsprechenden Aufträge sollen demnächst an die in Aussicht
genommenen Firmen vergeben werden.
Bei der Ausschreibung der Sanierung hatte das Landesdenkmalamt ein
gewichtiges Wort mitzureden. Die Dachziegel mußten speziell
gebrannt werden. Auch ist es keine Routinearbeit, das alte Kuppeldach
neu zu decken. ,,Die Handwerker bekommen vom Hersteller eine genaue
Zeichnung, wie sie die Ziegel anordnen müssen'', weiß
Bujok. Gleichzeitig wird das Dach nach modernen Gesichtspunkten wärmeisoliert.
,,Bisher konnte man in einer halben Stunde gerade mal ein halbes Grad
aufheizen'', erläutert dazu der Fachmann.
Eine spezielle Technik erfordert die Sanierung des stark
angegriffenen Sandsteins im Säulengang. Die zerstörte Oberfläche
wird von Hand abgespitzt. Auf den intakten Kern wird eine Halbschale
aus Sandsteinersatz aufgebracht, der in Form von Mehl geliefert wird.
Weniger aufwendig sind dagegen die bevorstehenden Arbeiten an der
Kuppel. Mit Ausnahme einer Säule müssen dort nur die
Sandsteinsimse ausgefugt werden.
Nicht lange warten will das Hochbauamt mit der Nachrüstung der
technischen Einrichtungen, obwohl das Gesetz noch Spielraum bis 1999 läßt.
So müssen noch verschiedene Meßeinrichtungen und ein
Dioxinabscheider eingebaut werden. Mit diesen Arbeiten findet die
Modernisierung des Krematoriums ihren Abschluß, die mit
Unterbrechungen vier Jahre dauerte. In diesem Zeitraum wurde der alte
Verbrennungsofen neu ausgemauert, außerdem ein zweiter Ofen
eingebaut. Kostenpunkt: 1,6 Millionen Mark. Außerdem wurde ein
Verbindungsgang zwischen der Aussegnungshalle und dem Krematorium
geschaffen, das auf Initiative des Vereins für fakultative
Feuerbestattung als eines der ersten in ganz Deutschland im Oktober
1911 eingeweiht worden war. ,,Damals waren Feuerbestattungen die
Ausnahme'', erklärt Bujok. In den vergangenen Jahren aber nahm
die Anzahl der Einäscherungen stetig zu. Hartmut Spengler vom
Friedhofsamt rechnet in diesem Jahr mit etwa 1200. Das Göppinger
Krematorium deckt das ganze untere Filstal bis Ebersbach sowie den
katholisch geprägten Ostalbkreis ab. rik
|