StZ Kreis Göppingen 01.09.1997



Streusalz hat dem Sandstein zugesetzt

Denkmalgeschütztes Friedhofsgebäude wird saniert

Göppingen investiert in laufenden Bauabschnitt 400.000 Mark - Technische Nachrüstung des Krematoriums steht noch aus

GÖPPINGEN. Salz hat tiefe Wunden in den Stubensandstein des Friedhofsgebäudes in Göppingen geleckt. Besonders stark gelitten hat der Säulengang zwischen der Aussegnungshalle und dem Bürogebäude. Das Salz kommt nicht von ungefähr. ,,Früher hat man damit im Winter gestreut, mit der Feuchtigkeit ist es im Stein nach oben gestiegen'', erklärt Reinhard Bujok vom Hochbauamt der Stadt. Jetzt werden die Schäden repariert. In der vergangenen Woche wurde das architektonische Kleinod, das im Jahr 1901 im neoromanischen Stil erbaut wurde, mit einem schützenden Gerüst umgeben.

Nicht nur der Sandstein an der Fassade bedarf einer Sanierung. Aussegnungshalle, Säulengang und Bürogebäude brauchen ein neues Dach. 400.000 Mark investiert die Stadt in diese Reparaturen. Weitere 110.000 Mark kostet eine Hebebühne zu den Leichenzellen im Untergeschoß. Auch im nächsten Jahr wird das Friedhofsgebäude, das der Stuttgarter Architekt Eisenlohr entworfen hat, die Stadtkasse noch einmal belasten. 180.000 Mark sind für eine Nachrüstung der technischen Einrichtungen des Krematoriums veranschlagt. Die entsprechenden Aufträge sollen demnächst an die in Aussicht genommenen Firmen vergeben werden.

Bei der Ausschreibung der Sanierung hatte das Landesdenkmalamt ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Dachziegel mußten speziell gebrannt werden. Auch ist es keine Routinearbeit, das alte Kuppeldach neu zu decken. ,,Die Handwerker bekommen vom Hersteller eine genaue Zeichnung, wie sie die Ziegel anordnen müssen'', weiß Bujok. Gleichzeitig wird das Dach nach modernen Gesichtspunkten wärmeisoliert. ,,Bisher konnte man in einer halben Stunde gerade mal ein halbes Grad aufheizen'', erläutert dazu der Fachmann.

Eine spezielle Technik erfordert die Sanierung des stark angegriffenen Sandsteins im Säulengang. Die zerstörte Oberfläche wird von Hand abgespitzt. Auf den intakten Kern wird eine Halbschale aus Sandsteinersatz aufgebracht, der in Form von Mehl geliefert wird. Weniger aufwendig sind dagegen die bevorstehenden Arbeiten an der Kuppel. Mit Ausnahme einer Säule müssen dort nur die Sandsteinsimse ausgefugt werden.

Nicht lange warten will das Hochbauamt mit der Nachrüstung der technischen Einrichtungen, obwohl das Gesetz noch Spielraum bis 1999 läßt. So müssen noch verschiedene Meßeinrichtungen und ein Dioxinabscheider eingebaut werden. Mit diesen Arbeiten findet die Modernisierung des Krematoriums ihren Abschluß, die mit Unterbrechungen vier Jahre dauerte. In diesem Zeitraum wurde der alte Verbrennungsofen neu ausgemauert, außerdem ein zweiter Ofen eingebaut. Kostenpunkt: 1,6 Millionen Mark. Außerdem wurde ein Verbindungsgang zwischen der Aussegnungshalle und dem Krematorium geschaffen, das auf Initiative des Vereins für fakultative Feuerbestattung als eines der ersten in ganz Deutschland im Oktober 1911 eingeweiht worden war. ,,Damals waren Feuerbestattungen die Ausnahme'', erklärt Bujok. In den vergangenen Jahren aber nahm die Anzahl der Einäscherungen stetig zu. Hartmut Spengler vom Friedhofsamt rechnet in diesem Jahr mit etwa 1200. Das Göppinger Krematorium deckt das ganze untere Filstal bis Ebersbach sowie den katholisch geprägten Ostalbkreis ab. rik

Atrikelübersicht


© 1997 Stuttgarter Zeitung, Germany