StZ Kreis Ludwigsburg 11.09.1997



Qual der Wahl am ,,Tag des offenen Denkmals''

Von der Jungsteinzeit bis zum Schwungrad der Ölmühle

Elf Städte und Gemeinden zeigen am Sonntag seltene Schätze

LUDWIGSBURG. Einmal miterleben, wie man vor achtzig Jahren aus heimischen Ölfrüchten feines Speiseöl gepreßt hat, einen Blick in die Begräbnisstätten der frühesten Siedler im Neckarland werfen oder für ein paar Minuten im vornehm gestalteten Wohnzimmer eines angesehenen Kaufmanns aus der Barockzeit verweilen: Der ,,Tag des offenen Denkmals'' am 14. September macht es möglich. Was vor fünf Jahren mit einer bescheidenen Auswahl begonnen hat, hat sich zu einer eindrucksvollen und vielfältigen Präsentation von Kulturdenkmalen ausgeweitet. In elf Städten und Gemeinden im Kreis Ludwigsburg beteiligen sich staatliche, kommunale und private Einrichtungen am europaweit gefeierten ,,Tag des offenen Denkmals''.

Das Museum im Adler in Benningen, Ludwigsburger Straße 9, lädt von 14 bis 17 Uhr dazu ein, das während des Dreißigjährigen Krieges von Melchior Hirschmann erbaute stattliche Anwesen und die heimatkundliche Sammlung anzuschauen. Mit einer besonderen Stadtführung wartet die Stadt Besigheim auf. Um 11 Uhr trifft man sich an der Enzbrücke, um bei einem anschließenden Rundgang auf versteckte Details an alten Bauwerken zu achten.In Erdmannhausen kann man sich von 13 bis 17 Uhr an der Schulstraße in der evangelischen Pfarrkirche St. Januaris umschauen. Das frühgotische Gotteshaus mit ehemaliger Wehrmauer zeigt im Inneren viele Besonderheiten. Auch in Großingersheim ist von 11 Uhr an im Ortszentrum die einst wehrhafte Pfarrkirche St. Martin im Besichtigungsprogramm. In Großsachsenheim wartet die Stadtkirche von 12 bis 19 Uhr auf Besucher.

Ludwigsburg, die Barockstadt mit eindrucksvollen Schlössern und Gärten, präsentiert sich am ,,Tag des offenen Denkmals'' von ganz anderer Seite. Kasernen gehören zum Stadtbild - auch nach Abzug der US-Army und der Bundeswehr. Was macht man künftig mit militärischen Liegenschaften, die unter Denkmalschutz stehen? Auf diese Frage wollen Sonderführungen Antwort geben. Um 11 und um 15 Uhr gibt es geführte Rundgänge durch die Reinhardtskaserne (Königinallee),in der sich gerade das neuen Film- und Medienzentrum etabliert. Im Kasernenareal an der Mathildenstraße hat sich die Filmakademie Baden-Württemberg bereits eingerichtet. Um 10 und um 14 Uhr werden hier Führungen angeboten.

Marbach am Neckar hat nicht nur die Ausstellungsstätten, die an Leben und Werk von Friedrich Schiller einnern. Jeweils von 14 bis 17 Uhr ist in der Torgasse 13 das Geburtshaus des Mathematikers, Astronomen und Erfinders Tobias Mayer geöffnet. Nur wenige Meter weiter in der Oberen Holdergasse wartet eine voll funktionstüchtige Ölmühle, deren Technik im wesentlichen aus den ersten Jahren dieses Jahrhunderts stammt.

In der Ostergasse 1 in Markgröningen kann man sich um 11 und um 14 Uhr einer Führung durch das vorbildlich restaurierte ehemalige Kaufmannshaus anschließen. Die Gemeinde Remseck bietet zwischen 10 und 16 Uhr Führungen im Aldinger Schloß an. In Walheim ist ganztägig das Römerhaus geöffnet.

Das umfangreichste Besichtigungsangebot gibt es in Vaihingen/Enz. Wohl zum letzten Male werden die archäologischen Ausgrabungen eines jungsteinzeitlichen Dorfes in Ensingen gezeigt. Führungen sind um 11, 13, 15 und 16 Uhr vorgesehen. Auch in der evangelischen Stadtkirche werden geführte Rundgänge angeboten. Wer schon lange mal einen Blick in die beiden alten Stadttürme, den Pulver- und den Haspelturm werfen wollte, hat dazu in der Zeit von 11 bis 16 Uhr Gelegenheit. Um 16 Uhr ist Schloß Kaltenstein Ausgangspunkt für eine Stadtführung. Erstmals öffnet eines der ältesten Wohnhäuser von Enzweihingen seine Türen für die Öffentlichkeit: Von 10 bis 17 Uhr steht das restaurierte Privathaus Im Biegel 8 zur Besichtigung frei. orn

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