Es stand in der »Stuttgarter« ... am 15.8.1997

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Spuren aus der Jungsteinzeit

In Singen machen die Archäologen sensationelle Funde

tte. SINGEN, Kreis Konstanz. Auf einer Wiese am Stadtrand von Singen sind trotz Sommerhitze und Ferienzeit Mitarbeiter des Landesdenkmalamts und einige freiwillige Helfer unermüdlich im Einsatz. Sie nehmen Gestein und Erdablagerungen unter die Lupe. Hier wurde inzwischen eine sensationelle archäologische Entdeckung gemacht: Es kamen organische Funde wie unverkohlte Samen und Fischschuppen ans Tageslicht, deren Alter von Fachleuten mit etwa 7000 Jahren angegeben wird. ,,Das ist für diese Epoche einmalig in Mitteleuropa'', schwärmt Bodo Dieckmann von der Außenstelle des Landesdenkmalamts in Hemmenhofen.

Er und seine Kollegen können in Singen nur deshalb arbeiten, weil die Stadt, das Hegaumuseum, ein ortsansässiger Lebensmittelhersteller und eine Baufirma aus Steißlingen finanzielle Hilfestellung leisten. Geld vom Land gibt es nicht. Unterstützung erfahren die Forscher indes auch von der Landesgartenschau GmbH. Sie zählt ebenfalls zu den Spendern und hat sich jetzt bereit erklärt, die Vorbereitungen zur Landesgartenschau im Jahr 2.000 in Singen mit den Archäologen abzustimmen. Immerhin soll das Wiesenstück der Festplatz der Landesgartenschau werden.

Noch bis Oktober kann nach Zeugnissen aus der Jungsteinzeit gesucht werden. Jüngste Funde wie etwa ein angespitzter Eichenstamm und mit Steinen planierte Flächen lassen Archäologen vermuten, daß im ausgetrockneten Flußbett der Radolfzeller Aach Teile von Bauten zu finden sind: ,,Hausreste oder Fragmente einer Brücke'', meint Bodo Dieckmann. Überbleibsel einer Hirschgeweihhacke, ein bearbeiteter Bergkristall und Scherben von sogenannten Kugelbechern hatten bislang die Annahme genährt, daß das Gelände vor etwa 7.000 Jahren als Müllkippe genutzt wurde.

Der bestehende Graben wird im Herbst wieder verfüllt und das Gelände darüber aufgeschüttet. ,,Die Siedlungsspuren werden auf diese Weise nicht gefährdet und nicht zerstört'', betont Gesine von Eberstein, Geschäftsführerin der Landesgartenschau GmbH. So erleben die Archäologen in Singen auch einmal rücksichtsvolles Entgegenkommen eines Bauherrn. ,,Das kommt sonst selten vor'', sagt Bode Dieckmann und beginnt bereits, Pläne zu schmieden, wie das ,,Abenteuer Archäologie'' im Rahmen der Landesgartenschau anschaulich dargestellt werden könnte. Ein Schaugraben am Rande des Festplatzes wäre beispielsweise ganz nach seinem Geschmack.

© 1997 Stuttgarter Zeitung, Germany 15.8.1997

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