StZ Kreis Esslingen 20.09.1997



Denkmalschützer auf Visite in Köngen

Schloßrettung als ,,konzertierte Aktion''

Denkmalstiftung arbeitet an Sponsoring-Konzept für den Bauveteranen - Viel Lob für die Gemeinde

KÖNGEN. Einem Sonderdruck der baden-württembergischen Denkmalstiftung zum Köngener Schloß ist gleich ein Überweisungsauftrag für Spender angehängt. Und das ist bezeichnend, denn die Sanierung, Renovierung und der Ausbau des Herrensitzes, der sich erstmals 1382 als Wasserburg in den Annalen verzeichnet findet, ist im Moment summa summarum mit 15 Millionen Mark veranschlagt. Allein die bauliche Bestandssicherung macht mit sechs Millionen Mark einen gehörigen Brocken aus.

Das Thema Geld zog sich deshalb wie ein roter Faden durch eine Visite von Vertretern der Denkmalstiftung und des Landesdenkmalamts in Köngen. Gleichzeitig aber war man sich einig, daß es der Mühe wert war und noch ist, das Schloß dem völligen Zerfall zu entreißen und künftigen Generationen zu erhalten. Viel Lob fiel dabei für Bürgermeister Hans Weil ab, der prompt die Blumen an seinen Gemeinderat weiterreichte.

Für Weil zeigte der Besuch des Vorstands der Denkmalstiftung, daß die Rettungsaktion des Köngener Schlosses als ,,konzertierte Aktion'' abläuft, und darüber sei er ,,außerordentlich glücklich''. Die Freude teilte auch der Stiftungsvorsitzende Hans Freiländer. Obwohl die Stiftung normalerweise private Denkmale fördere und kommunalen Vorhaben ,,mit großer Vorsicht'' begegne, liege in Köngen der Fall etwas anders. Dort habe die Gemeinde bereits viel getan und ,,ein Beispiel gegeben'', das Schloß zähle mittlerweile zu den ,,liebsten Objekten'' der Stiftung.

Freiländer erinnerte an die 700.000 Mark, die zum ,,Rettungskauf'' und zur Sicherung beigesteuert worden seien. Die Stiftung will auch ideell und materiell weiter die Trommeln für das Vorhaben rühren, Kuratoriumssitzungen, auch auf Bundesebene, sind in Köngen geplant. Zudem, so Geschäftsführer Dr. Ulrich Regelmann, sieht ein Sponsoring-Konzept vor, mit der Herausgabe einer Münze die Schloßsanierung finanziell mit abzusichern.

Die Erschließung neuer Geldquellen liegt auch ganz im Sinne von Professor Dr. Dieter Planck, Chef des Landesdenkmalamts. Nach Plancks Angaben hat das Land bis dato mit über einer Million Mark das Projekt gefördert, und trotz einer 50prozentigen Mittelkürzung im laufenden Jahr wolle man die Sache weiter unterstützen. Den Brocken allein zu schultern, gehe ,,über die Köngener Kraft''. Bei der Sponsorensuche ermutige ihn die Tatsache, daß Stuttgart ,,nicht so weit weg liegt''. Von der Notwendigkeit eines ,,längeren Atems'' sprach auch Landeskonservator Dr. Franz Meckes, allerdings müsse dies nicht zum Schaden des Denkmals sein.

Bis zum Ende des Jahres soll laut dem Architekt Frank Hihn die Bestandssicherung weitgehend abgeschlossen sein, dann gehe es an die ,,Feinarbeiten'' wie das Einpassen von Fenstern und Anbringen des Putzes. Im Rittersaal von 1630 wurden die Gäste schon mal mit Kaffee und Brezeln bewirtet. Und man war mittendrin in einem Baugeschehen, das nach den Worten der Gebietskonservatorin Dr. Sabine Weyrauch ,,von Schreckensnachrichten begleitet'' wird. net

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