Es stand in der »Stuttgarter« ...
Strahlende
Mienen bei den Veranstaltern Die Welt ist in Esslingen jetzt erst recht in Ordnung30000 Besucher bei der Ausstellung über mittelalterliche Glasmalereien in der Franziskanerkirche - Erwartungen weit übertroffenESSLINGEN. ,,Von der Ordnung der Welt'' war in den letzten 14 Wochen die Ausstellung mittelalterlicher Glasmalereien in der Esslinger Franziskanerkirche überschrieben. Und nach Abschluß der farbenfrohen Schau ist für die Veranstalter - die Stadt, die evangelische Gesamtkirchengemeinde und das Landesdenkmalamt - die Welt erst recht in Ordnung: Doppelt so viele wie erhofft, nämlich knapp 30.000 Besucher, wurden gezählt, es gab 377 Führungen, 2100 Kataloge und 5.000 Kurzführer gingen weg, 12.000 Interessierte nahmen am Rahmenprogramm teil. Seit Schließung der Schau, so weiß Ausstellungsorganisatorin und Museumsleiterin Dr. Kirsten Fast, klingelt noch ,,ohne Unterlaß'' das Telefon, weil sich republikweit Interessenten anmelden wollen. Mit dem ,,riesigen Erfolg'' (Fast) haben die Esslinger um Längen die Ulmer geschlagen, die vor zwei Jahren nur 16.000 Betrachter zur Glasfensterkunst locken konnten. Für Esslingens Kulturbürgermeister Udo Goldmann zählt es mit zur Erfolgsbilanz, anderen eine Freude gemacht zu haben, zudem sei das ,,freudige Engagement'' aller Beteiligten belohnt worden. Ausgezahlt, so hieß es auf einer abschließenden Pressekonferenz weiter, hat sich eine ,,aggressive'' Werbung, bei der auch das Stadtmarketing kräftig mitmischte. 70 Prozent aller Verkehrsvereine und Tourismusunternehmen im Bundesgebiet, dazuhin Museen im deutschsprachigen Raum sowie Kulturinstitute sind laut Kirsten Fast angeschrieben worden. Interessant ist auch die Zusammensetzung der Besucher: Kamen sie erst aus der Stadt selbst und der Region, so hat sich der Einzugsbereich immer weiter ausgedehnt und ,,das Publikum wurde deutlich immer jünger'', sagt Organisatorin Fast. Ein Symposion versammelte 35 Glasfensterexperten aus Europa und den USA an einem Tisch, und eine ältere Dame aus London kam eigens angereist, weil sie wegen der Darstellung eines Webstuhls auf einem der Fenster massive Zweifel in Sachen Funktionstüchtigkeit beschlichen hatten - angeblich trat sie beruhigt die Heimreise an . . . ,,Über den Grund des Erfolgs werden wir noch nachdenken müssen'', sagt Kirsten Fast. Was schon bekannt ist, sind die Einnahmen, 154000 Mark an Eintrittsgeld, 80.000 Mark aus dem Katalogverkauf, der Umsatz am Museumsshop zugunsten des Fördervereins der Glasfensterrestaurierung an der Stadtkirche St. Dionys betrug 70.000 Mark. Zu der Ausstellung hatten das Landesdenkmalamt 160000, die Stadt 50.000 und die Kulturstiftung der Länder 65.000 Mark beigesteuert, der Sponsorenanteil fiel mit 15.000 Mark für die Veranstalter enttäuschend aus. Dagegen wird die Unterstützung durch die örtliche Geschäftswelt gelobt, über Anzeigen sei es möglich gewesen, den Kurzführer zu finanzieren. Für Pressereferent Dr. Christoph Unz vom Landesdenkmalamt folgt ein ,,spannender Moment'', wenn im September die Fenster in St. Dionys eingebaut werden. Der seit 1990 bestehende Förderverein zur Renovierung der Fenster hat dafür bereits eine halbe Million Mark zusammengetragen, was einem Viertel bis einem Drittel des tatsächlichen Aufwands entspricht. Und der Verein sieht sich von vielen Seiten gefördert, etwa durch die Esslinger Weingärtner, die eigens einen ,,Glasfensterwein'' kreiert haben. Bei aller Erfolgsbilanz, ein Defizit wird von der Ausstellung zurückbleiben. Aber, so Goldmann, man könne im Kulturbereich immer schon dann zufrieden sein, wenn der kalkulierte Rahmen eingehalten wird. Wegen der ,,finanziell kurzatmigen Zeit'' ließe sich fürs nächste Jahr noch wenig Konkretes sagen. Was kommt in Esslingen, ist die vierte Foto-Triennale. Auf dem Wunschzettel der Kulturverantwortlichen von Amts wegen steht weiter ein Open-air-Festival und ein arbeitsteiliges Projekt ,,Baukunst'' innerhalb der Kulturregion, das sich dann freilich über drei Jahre hinziehen würde. net
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