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Denkmalamt
pocht auf Gespräch mit Statiker
Kein Stahlgerippe für das Fachwerkhaus Bürgermeister
will ,,schnellstmöglich Klarheit'' über Auflagen für neue
Hemminger Ortsbücherei
HEMMINGEN. Das Geld ist da, und dennoch geht es mit dem Umbau des
denkmalgeschützten Bauernhauses zur Ortsbücherei in der
Hemminger Ortsmitte nicht recht voran. Die geplante Arbeitsvergabe zur
Freilegung der Fachwerkgefache wurde kürzlich von der gemeinderätlichen
Tagesordnung abgesetzt. Die Gemeinde ist sich mit dem Landesdenkmalamt
noch nicht einig. Das Problem ist die Raumaufteilung und die
notwendige Verstärkung der Trägerkonstruktion.
,,Eine Bücherei lebt von der Durchsicht'' redet Bürgermeister
Werner Nafz weitläufigen offenen Räumlichkeiten das Wort.
Dr. Judith Breuer vom Landesdenkmalamt hält dagegen: ,,In einem
Kulturdenkmal sollten die Raumstrukturen und das Lastabtragungssystem
im wesentlichen erhalten bleiben.'' Das bedeutet bei einem Bauernhaus
in Fachwerkbauweise, daß die kleinräumigen Grundrisse aus
Stube und Kammer, Flur und Küche sowie Stichflur und
Gesindekammern oder Ställen auch nach einem Umbau noch erkennbar
sein sollten. Bei der Raumaufteilung ist das Denkmalamt kompromißbereit.
Einige Wände könnten fallen, ,,sonst geht die Nutzung überhaupt
nicht'', meint Breuer.
Nicht beugen wollen sich die Denkmalschützer allerdings einer
komplett neuen Trägerkonstruktion aus Stahl. ,,Das stört das
historische Kräftesystem und auch die Raumstruktur'', lehnt
Judith Breuer den Vorschlag des Architekten ab. Jetzt sei zunächst
einmal ein Gespräch mit dem Statiker über die Verstärkung
der Konstruktion notwendig. Daß das betagte Gemäuer weitere
Stützen braucht, ist unumstritten, weil in einer Bücherei
Lasten von 500 Kilogramm pro Quadratmeter abgesichert sein müssen.
Sinnvoll, aber weniger dringlich wäre aus Sicht der Denkmalschützer,
die Innenputze und Raumfassungen von einem Restaurator untersuchen zu
lassen. Dem stellt sich die Gemeinde nicht entgegen. Architekt und Bürgermeister
erwarten zwar nicht, daß in dem Bauernhaus, dessen älteste
Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen, besondere Stuckverzierungen zum
Vorschein kommen, aber auch der Schultes ist an einer einvernehmlichen
Lösung interessiert. Die Gemeinde wolle das ortsbildprägende
Haus und auch die Denkmaleigenschaft erhalten, aber auch die
Bibliothek müsse ,,was Gscheits werden'', erklärt Nafz. Es
sei nicht möglich, eine Bücherei mit ,,lauter kleine
Zimmerle'' einzurichten.
Hemmingen will in das Vorhaben 2,7 Millionen Mark investieren. Die
Gesamtkosten werden auf 3,7 Millionen Mark geschätzt. Das Haus am
Schulplatz gilt als ,,Sahnehäubchen zum Abschluß der
Ortskernsanierung''. Es soll einmal auf 600 Quadratmetern 16.000 Medien
und einen Veranstaltungsraum beherbergen.
Bürgermeister Nafz drängt jetzt darauf, ,,schnellstmöglich''
Klarheit zu schaffen. Er geht davon aus, daß die Arbeiten planmäßig
noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden können. ral
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