* Kreis Ludwigsburg 23.09.1997



Denkmalamt pocht auf Gespräch mit Statiker

Kein Stahlgerippe für das Fachwerkhaus

Bürgermeister will ,,schnellstmöglich Klarheit'' über Auflagen für neue Hemminger Ortsbücherei

HEMMINGEN. Das Geld ist da, und dennoch geht es mit dem Umbau des denkmalgeschützten Bauernhauses zur Ortsbücherei in der Hemminger Ortsmitte nicht recht voran. Die geplante Arbeitsvergabe zur Freilegung der Fachwerkgefache wurde kürzlich von der gemeinderätlichen Tagesordnung abgesetzt. Die Gemeinde ist sich mit dem Landesdenkmalamt noch nicht einig. Das Problem ist die Raumaufteilung und die notwendige Verstärkung der Trägerkonstruktion.

,,Eine Bücherei lebt von der Durchsicht'' redet Bürgermeister Werner Nafz weitläufigen offenen Räumlichkeiten das Wort. Dr. Judith Breuer vom Landesdenkmalamt hält dagegen: ,,In einem Kulturdenkmal sollten die Raumstrukturen und das Lastabtragungssystem im wesentlichen erhalten bleiben.'' Das bedeutet bei einem Bauernhaus in Fachwerkbauweise, daß die kleinräumigen Grundrisse aus Stube und Kammer, Flur und Küche sowie Stichflur und Gesindekammern oder Ställen auch nach einem Umbau noch erkennbar sein sollten. Bei der Raumaufteilung ist das Denkmalamt kompromißbereit. Einige Wände könnten fallen, ,,sonst geht die Nutzung überhaupt nicht'', meint Breuer.

Nicht beugen wollen sich die Denkmalschützer allerdings einer komplett neuen Trägerkonstruktion aus Stahl. ,,Das stört das historische Kräftesystem und auch die Raumstruktur'', lehnt Judith Breuer den Vorschlag des Architekten ab. Jetzt sei zunächst einmal ein Gespräch mit dem Statiker über die Verstärkung der Konstruktion notwendig. Daß das betagte Gemäuer weitere Stützen braucht, ist unumstritten, weil in einer Bücherei Lasten von 500 Kilogramm pro Quadratmeter abgesichert sein müssen.

Sinnvoll, aber weniger dringlich wäre aus Sicht der Denkmalschützer, die Innenputze und Raumfassungen von einem Restaurator untersuchen zu lassen. Dem stellt sich die Gemeinde nicht entgegen. Architekt und Bürgermeister erwarten zwar nicht, daß in dem Bauernhaus, dessen älteste Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen, besondere Stuckverzierungen zum Vorschein kommen, aber auch der Schultes ist an einer einvernehmlichen Lösung interessiert. Die Gemeinde wolle das ortsbildprägende Haus und auch die Denkmaleigenschaft erhalten, aber auch die Bibliothek müsse ,,was Gscheits werden'', erklärt Nafz. Es sei nicht möglich, eine Bücherei mit ,,lauter kleine Zimmerle'' einzurichten.

Hemmingen will in das Vorhaben 2,7 Millionen Mark investieren. Die Gesamtkosten werden auf 3,7 Millionen Mark geschätzt. Das Haus am Schulplatz gilt als ,,Sahnehäubchen zum Abschluß der Ortskernsanierung''. Es soll einmal auf 600 Quadratmetern 16.000 Medien und einen Veranstaltungsraum beherbergen.

Bürgermeister Nafz drängt jetzt darauf, ,,schnellstmöglich'' Klarheit zu schaffen. Er geht davon aus, daß die Arbeiten planmäßig noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden können. ral

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