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Verwaltung
will Fünfjahresprogramm für öffentliche Gebäude
Stadt braucht Millionen für Sanierungsfälle
Gemeinderäte entscheiden morgen über Vorschläge -
Konjunkturprogramm für das örtliche Bauhandwerk
GÖPPINGEN. Am rosa Ordnungsamt bröckelt der Putz, das Dach
der Bahnhof-Sporthalle (Baujahr 1984) ist nicht mehr dicht, und die
vermosten Holzschindeln am schmucken Rabbiner-Haus gegenüber dem
Freihof-Gymnasium müßten nach hundert Jahren auch einmal
erneuert werden. Der schlechte Zustand öffentlicher Gebäude
in Göppingen ist allseits bekannt, und die Fraktionen im
Gemeinderat klagen regelmäßig bei den Haushaltsberatungen
darüber, wie sehr man mit der Sanierung im Rückstand sei.
Bei der morgigen Gemeinderatssitzung steht das Thema erneut auf der
Tagesordnung. Diesmal geht die Verwaltung in die Offensive. Sie legt
ein Fünfjahresprogramm vor, das jährlich von 1998 an zur
laufenden Bauunterhaltung eine Million Mark zusätzlich für
die Sanierung öffentlicher Bauten vorsieht. Mit dem Vorschlag dürfte
die Verwaltung offene Türen einrennen, zumal das
Sanierungsprogramm gleichzeitig ein Konjunkturprogramm für das örtliche
Bauhandwerk darstellt.
,,Öffentliche Gebäude sind die Visitenkarte der Stadt'',
sagt Karin Bernartz, die Leiterin des Hochbauamts. Die rund vier
Millionen Mark, die das Bauamt jährlich für die
Bestandserhaltung aufwendet, reichten nicht, um den stattlichen
Bestand städtischer Gebäude - es sind ohne die Wohnhäuser
weit über 120 - auch nur annähernd so zu pflegen, wie es nötig
wäre. Der Zustand mancher Gebäude erlaube es schlicht nicht
mehr, daß man weiter wie bisher nach dem Motto ,,abwarten statt
reparieren'' verfahre.
Die Leiterin des Hochbauamts hat die umfassende Gebäudedatei
vom vergangenen Jahr fortgeschrieben und daraus eine
Dringlichkeitsliste zusammengestellt. Danach sollte baldmöglichst
der Westgiebel der Stadtbibliothek gerichtet werden (500.000 Mark),
ebenso das Ordnungsamt (300.000 Mark) und das Alte Rabbiner-Haus
(700000 Mark). Weiter auf dem Arbeitsplan bis zum Jahr 2003 stehen der
Kindergarten in der Theodor-Heuss-Straße (500.000 Mark), dort
sind Dach und Fassade marode, die Dach- und Fassadensanierung des
Alten Kastens (1,5 Millionen Mark), die Generalsanierung der
Grundschule im Bürgerhölzle (500.000 Mark) und die
Betonsanierung der Waldeckschule. Allein diese umfangreiche Sanierung
wird vom Göppinger Bauamt mit rund 2,5 Millionen Mark
veranschlagt. Für die einzelnen Projekte benötigt das Bauamt
zum Teil eine erhebliche Vorbereitungszeit. Bevor das Denkmalamt etwa
die Genehmigung zur Sanierung von historischen Gebäuden wie der
Bibliothek oder dem Alte Kasten erteilt, können ein bis zwei
Jahre vergehen, rechnet Karin Bernartz. Das Bauamt müsse
Sonderfachleute einschalten, und die Pläne müssen außerdem
vom Landesdenkmalamt in Stuttgart abgesegnet werden. Bei Betonbauten
sind ebenfalls Fachleute für Betonsanierung notwendig.
Vorsichtshalber wurde deshalb die Planungszeit für die
Waldeckschule mit maximal 24 Monaten veranschlagt. Das Hochbauamt
stehe vor dem Problem, daß man nie mit Gewißheit sagen könne,
wann mit einer Sanierung tatsächlich begonnen werden kann. Aus
diesem Grund wünscht sich das Bauamt vom Gemeinderat freie Hand,
gegebenenfalls Projekte vorzuziehen, wenn dafür die Planung früher
abgeschlossen ist. Der Gemeinderat müßte dafür die
Millionen pauschal bewilligen, statt wie sonst üblich nach
einzelnen Projekten aufgeschlüsselt. Zur Kontrolle ist
vorgesehen, daß die Räte halbjährlich über den
Stand der Planungen informiert werden. svo
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