StZ Kreis Göppingen 24.09.1997



Verwaltung will Fünfjahresprogramm für öffentliche Gebäude

Stadt braucht Millionen für Sanierungsfälle

Gemeinderäte entscheiden morgen über Vorschläge - Konjunkturprogramm für das örtliche Bauhandwerk

GÖPPINGEN. Am rosa Ordnungsamt bröckelt der Putz, das Dach der Bahnhof-Sporthalle (Baujahr 1984) ist nicht mehr dicht, und die vermosten Holzschindeln am schmucken Rabbiner-Haus gegenüber dem Freihof-Gymnasium müßten nach hundert Jahren auch einmal erneuert werden. Der schlechte Zustand öffentlicher Gebäude in Göppingen ist allseits bekannt, und die Fraktionen im Gemeinderat klagen regelmäßig bei den Haushaltsberatungen darüber, wie sehr man mit der Sanierung im Rückstand sei. Bei der morgigen Gemeinderatssitzung steht das Thema erneut auf der Tagesordnung. Diesmal geht die Verwaltung in die Offensive. Sie legt ein Fünfjahresprogramm vor, das jährlich von 1998 an zur laufenden Bauunterhaltung eine Million Mark zusätzlich für die Sanierung öffentlicher Bauten vorsieht. Mit dem Vorschlag dürfte die Verwaltung offene Türen einrennen, zumal das Sanierungsprogramm gleichzeitig ein Konjunkturprogramm für das örtliche Bauhandwerk darstellt.

,,Öffentliche Gebäude sind die Visitenkarte der Stadt'', sagt Karin Bernartz, die Leiterin des Hochbauamts. Die rund vier Millionen Mark, die das Bauamt jährlich für die Bestandserhaltung aufwendet, reichten nicht, um den stattlichen Bestand städtischer Gebäude - es sind ohne die Wohnhäuser weit über 120 - auch nur annähernd so zu pflegen, wie es nötig wäre. Der Zustand mancher Gebäude erlaube es schlicht nicht mehr, daß man weiter wie bisher nach dem Motto ,,abwarten statt reparieren'' verfahre.

Die Leiterin des Hochbauamts hat die umfassende Gebäudedatei vom vergangenen Jahr fortgeschrieben und daraus eine Dringlichkeitsliste zusammengestellt. Danach sollte baldmöglichst der Westgiebel der Stadtbibliothek gerichtet werden (500.000 Mark), ebenso das Ordnungsamt (300.000 Mark) und das Alte Rabbiner-Haus (700000 Mark). Weiter auf dem Arbeitsplan bis zum Jahr 2003 stehen der Kindergarten in der Theodor-Heuss-Straße (500.000 Mark), dort sind Dach und Fassade marode, die Dach- und Fassadensanierung des Alten Kastens (1,5 Millionen Mark), die Generalsanierung der Grundschule im Bürgerhölzle (500.000 Mark) und die Betonsanierung der Waldeckschule. Allein diese umfangreiche Sanierung wird vom Göppinger Bauamt mit rund 2,5 Millionen Mark veranschlagt. Für die einzelnen Projekte benötigt das Bauamt zum Teil eine erhebliche Vorbereitungszeit. Bevor das Denkmalamt etwa die Genehmigung zur Sanierung von historischen Gebäuden wie der Bibliothek oder dem Alte Kasten erteilt, können ein bis zwei Jahre vergehen, rechnet Karin Bernartz. Das Bauamt müsse Sonderfachleute einschalten, und die Pläne müssen außerdem vom Landesdenkmalamt in Stuttgart abgesegnet werden. Bei Betonbauten sind ebenfalls Fachleute für Betonsanierung notwendig. Vorsichtshalber wurde deshalb die Planungszeit für die Waldeckschule mit maximal 24 Monaten veranschlagt. Das Hochbauamt stehe vor dem Problem, daß man nie mit Gewißheit sagen könne, wann mit einer Sanierung tatsächlich begonnen werden kann. Aus diesem Grund wünscht sich das Bauamt vom Gemeinderat freie Hand, gegebenenfalls Projekte vorzuziehen, wenn dafür die Planung früher abgeschlossen ist. Der Gemeinderat müßte dafür die Millionen pauschal bewilligen, statt wie sonst üblich nach einzelnen Projekten aufgeschlüsselt. Zur Kontrolle ist vorgesehen, daß die Räte halbjährlich über den Stand der Planungen informiert werden. svo

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