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Die
Denkendorfer Zehntscheuer trägt schwer an der Last der Jahre
Notreparatur soll dem Gebäude über den Winter helfen
Landesdenkmalamt steuert 391.000 Mark bei - Geld für eine
Komplettsanierung der im frühen 16. Jahrhundert entstandenen Anlage
fehlt
DENKENDORF. Das Dach abgesackt, die Außenwand bröckelt,
und durch die morschen Balken pfeift der Herbstwind. Die Zehntscheuer
in Denkendorf hat schwer an der Last der Jahre zu tragen. ,,Die überlebt
keinen Winter mehr'', fürchtet man im Denkendorfer Rathaus
angesichts des fortdauernden Verfalls. Für knapp eine halbe
Million Mark soll nun der Gebäudeveteran wieder auf halbwegs
stabile Beine gestellt werden.
Die Zehntscheuer, Bestandteil des Denkendorfer Klosters, stellt nach
Einschätzung der Denkmalschützer mit ihrem konstruktiven
Aufbau einen typischen Vertreter des beginnenden 16. Jahrhunderts dar.
Unabhängig von dieser denkmalschützerischen Einschätzung
nimmt das Gebäudeensemble in der Ortsgeschichte Denkendorfs einen
herausragenden Platz ein. ,,Sie ist die Keimzelle des Orts'',
skizzierte Denkendorfs Bürgermeister Peter Jahn den emotionalen
Stellenwert, den das morsche Gebälk im kollektiven Bewußtsein
der 10.200 Einwohner zählenden Fildergemeinde einnimmt.
Wann eine umfassende Sanierung in Angriff genommen werden kann,
steht noch in den Sternen, zumal das Landesdenkmalamt die Kosten für
eine Rundumsicherung auf 1,2 Millionen Mark schätzt. Zwar könnte
die Gemeinde mit einem Landeszuschuß von 960.000 Mark rechnen
und auch den Eigenanteil von 40.000 Mark im Haushalt unterbringen,
doch die restlichen 200.000 Mark, die die Eigentümer aufbringen müßten,
fehlen. Und damit stürzt das Finanzierungsgebäude zusammen.
Selbst mit diesem Geld würde im übrigen lediglich der
Bestand des Gebäudes zu sichern sein. Über eine darüber
hinausgehende mögliche Nutzung traut sich in Denkendorf
angesichts dieser Zahlen derzeit niemand,, Gedanken zu machen.
Die Notsanierung hat der Denkendorfer Gemeinderat jetzt auch erst
beschlossen, nachdem das Landesdenkmalamt einen Zuschuß von
391.000 zugesagt hat. Letztlich muß die Gemeinde für die
noch in diesem Herbst beginnenden Reparaturarbeiten einen Beitrag von
51.000 Mark aufbringen. Auf Antrag der Verwaltung genehmigte der
Gemeinderat die außerplanmäßige Ausgabe. Die
,,reduzierte Sanierung'' beschränkt sich im wesentlichen auf die
Reparatur der Dachhaut und auf die Absicherung der Konstruktion durch
Absprießungen. Mit dieser Sofortmaßnahme, so hofft Jahn, dürfte
die Scheuer die nächsten zehn bis 15 Jahre leidlich überstehen.
Nach einer Besprechung mit den insgesamt 29 Eigentümern, die
sich zuvor größtenteils nicht in der Lage gesehen hatten,
einen Beitrag zu den Sanierungskosten zu leisten, haben die Besitzer
der Gebäudeteile Maierhof 8 bis 10 ihre Grundstücke auf die
Gemeinde übertragen. Die Eigentümer des Gebäudeteils
Maierhof 7 wollen sich anteilig mit 18.000 Mark an den Sicherungsmaßnahmen
beteiligen.
Wie drängend eine Sanierung geworden ist, wird an den
Abschrankungen augenfällig, die seit Wochen den Zugang zu einem
Teil der Scheuer verwehren. Die Baurechtsbehörde im Esslinger
Landratsamt hat die Sicherungsmaßnahmen im Juni dieses Jahres
aufgrund ,,offenkundiger Mängel'' angeordnet. adt
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