StZ Kreis Esslingen 25.09.1997



Die Denkendorfer Zehntscheuer trägt schwer an der Last der Jahre

Notreparatur soll dem Gebäude über den Winter helfen

Landesdenkmalamt steuert 391.000 Mark bei - Geld für eine Komplettsanierung der im frühen 16. Jahrhundert entstandenen Anlage fehlt

DENKENDORF. Das Dach abgesackt, die Außenwand bröckelt, und durch die morschen Balken pfeift der Herbstwind. Die Zehntscheuer in Denkendorf hat schwer an der Last der Jahre zu tragen. ,,Die überlebt keinen Winter mehr'', fürchtet man im Denkendorfer Rathaus angesichts des fortdauernden Verfalls. Für knapp eine halbe Million Mark soll nun der Gebäudeveteran wieder auf halbwegs stabile Beine gestellt werden.

Die Zehntscheuer, Bestandteil des Denkendorfer Klosters, stellt nach Einschätzung der Denkmalschützer mit ihrem konstruktiven Aufbau einen typischen Vertreter des beginnenden 16. Jahrhunderts dar. Unabhängig von dieser denkmalschützerischen Einschätzung nimmt das Gebäudeensemble in der Ortsgeschichte Denkendorfs einen herausragenden Platz ein. ,,Sie ist die Keimzelle des Orts'', skizzierte Denkendorfs Bürgermeister Peter Jahn den emotionalen Stellenwert, den das morsche Gebälk im kollektiven Bewußtsein der 10.200 Einwohner zählenden Fildergemeinde einnimmt.

Wann eine umfassende Sanierung in Angriff genommen werden kann, steht noch in den Sternen, zumal das Landesdenkmalamt die Kosten für eine Rundumsicherung auf 1,2 Millionen Mark schätzt. Zwar könnte die Gemeinde mit einem Landeszuschuß von 960.000 Mark rechnen und auch den Eigenanteil von 40.000 Mark im Haushalt unterbringen, doch die restlichen 200.000 Mark, die die Eigentümer aufbringen müßten, fehlen. Und damit stürzt das Finanzierungsgebäude zusammen. Selbst mit diesem Geld würde im übrigen lediglich der Bestand des Gebäudes zu sichern sein. Über eine darüber hinausgehende mögliche Nutzung traut sich in Denkendorf angesichts dieser Zahlen derzeit niemand,, Gedanken zu machen.

Die Notsanierung hat der Denkendorfer Gemeinderat jetzt auch erst beschlossen, nachdem das Landesdenkmalamt einen Zuschuß von 391.000 zugesagt hat. Letztlich muß die Gemeinde für die noch in diesem Herbst beginnenden Reparaturarbeiten einen Beitrag von 51.000 Mark aufbringen. Auf Antrag der Verwaltung genehmigte der Gemeinderat die außerplanmäßige Ausgabe. Die ,,reduzierte Sanierung'' beschränkt sich im wesentlichen auf die Reparatur der Dachhaut und auf die Absicherung der Konstruktion durch Absprießungen. Mit dieser Sofortmaßnahme, so hofft Jahn, dürfte die Scheuer die nächsten zehn bis 15 Jahre leidlich überstehen.

Nach einer Besprechung mit den insgesamt 29 Eigentümern, die sich zuvor größtenteils nicht in der Lage gesehen hatten, einen Beitrag zu den Sanierungskosten zu leisten, haben die Besitzer der Gebäudeteile Maierhof 8 bis 10 ihre Grundstücke auf die Gemeinde übertragen. Die Eigentümer des Gebäudeteils Maierhof 7 wollen sich anteilig mit 18.000 Mark an den Sicherungsmaßnahmen beteiligen.

Wie drängend eine Sanierung geworden ist, wird an den Abschrankungen augenfällig, die seit Wochen den Zugang zu einem Teil der Scheuer verwehren. Die Baurechtsbehörde im Esslinger Landratsamt hat die Sicherungsmaßnahmen im Juni dieses Jahres aufgrund ,,offenkundiger Mängel'' angeordnet. adt

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